PTO US Open: Jan Frodeno triumphiert am Lake Michigan

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.08.2023 um 02:44
Wie zu seinen besten Zeiten hat Jan Frodeno die PTO US Open in Milwaukee am Lake Michigan gewonnen. Der bald 42-jährige dreimalige Ironman Hawaii-Sieger und Olympiasieger von 2008 siegte bei seinem vorletzten Rennen über die 2 km Schwimmen, 80 km Radfahren und 18 km Laufen in 3:14:12 Stunden vor dem US-Amerikaner Jason West (3:14:40), dem auf der Laufstrecke eine grandiose Aufholjagd gelang, und dem Norweger Kristian Blummenfelt (3:14:50). Der norwegische Topfavorit hatte das Radfahren dominiert, bevor er auf der Laufstrecke nach mehreren Krampfattacken alle Siegchancen einbüßte.

Das Schwimmen in einer Seitenbucht des Lake Michigan mussten die 29 Athleten im Speedsuit angehen, da das Wasser mit 22 Grad bestens temperiert war. Auf den zwei Schwimmrunden, die von einem Australian Exit unterbrochen wurden, legte Aron Royle in 25:34 min die Tagesbestzeit vor. Dem Australier folgten insgesamt sieben Athleten innerhalb von gut 10 Sekunden in die erste Wechselzone. In der Gruppe mit dabei waren Ben Kanute (USA), Josh Amberger (AUS), Kristian Blummenfelt (NOR), Marc Dubrick (USA), Daniel Baekkegard (DEN), Matthew Sharpe (CAN) und auch Jan Frodeno.

Mit einer Minute Rückstand kamen Frederic Funk und Florian Angert auf den Rängen 13 und 15 aus dem Wasser. Noch ein paar Sekunden weiter zurück wechselte der Däne Magnus Ditlev (22./+1:22 min) auf seine Zeitfahrmaschine.

Blummenfelt nach starkem Schwimmen als Erster auf dem Rad

Am schnellsten auf dem Rad saß Blummenfelt, der auf dem komplett flachen Radkurs gleich mächtig aufs Tempo drückte. Am langsamsten aus der Spitzengruppe wechselte Frodeno, der seinen Speedsuit erst beim Radaufstieg endgültig abstreifen konnte, was sicher nicht dem PTO-Regelwerk entsprach, aber keine Sanktionen nach sich zog.  

Auf den ersten beiden der sieben Radrunden fuhr der Norweger im Maximum eine halbe Minute Vorsprung heraus. Dahinter verabschiedeten sich Dubrick und auch Sharpe schnell nach hinten. Nach vorne ging es derweil für den Franzosen Mathis Margirier, der in der dritten Radrunde allein die Lücke zu Blummenfelt schließen konnte. Noch schneller war allerdings Ditlev auf dem Radkurs unterwegs. Der frischgekürte Langdistanz-Weltbestzeithalter fuhr zusammen mit Frederic Funk zur ersten Verfolgergruppe auf und erhöhte anschließend nochmals das Tempo, so dass der junge Deutsche nicht mehr folgen konnte. Der großgewachsene Däne fuhr nun auch an Frodeno vorbei und machte sich in der vierten Radrunde zunächst allein an die Verfolgung von Margirier und Blummenfelt. Allerdings konnte auch Frodeno noch einen Gang zulegen und die Lücke wieder schließen. Für den Rest des Radfahrens neutralisierte sich nun die vierköpfige Spitzengruppe, die aber weiterhin ein hohes Tempo vorlegte und so den Vorsprung auf den fünftplatzierten Funk auf 1:24 min ausbauen konnte.

 

Blummenfelt erlebt Krampf- Déjà-vu-Erlebnis – Frodeno endgültig auf Siegkurs

Eine erste Schrecksekunde hatte Blummenfelt beim Radabstieg zu überstehen. Sein linker Hüftbeuger krampfte und sorgte für einen unfreiwilligen Stopp, der ihn gut 10 Sekunden kostete.

Vorne ging Frodeno den Laufpart am aggressivsten an. Noch vor der 2 km-Marke setzte er sich von Ditlev und Margirier ab. Dahinter kam auf den ersten Laufkilometern zunächst auch Blummenfelt besser in Schwung und schloss schnell die Lücke zu Ditlev. Just in dem Moment als der norwegische Olympiasieger am dänischen Challenge Roth-Sieger vorbeiziehen wollte, krampfte sein Hüftbeuger abermals. Die Szene ähnelte den PTO Canadian Open des Vorjahres, als bei Blummenfelt im Laufduell mit Gustav Iden ebenfalls die Oberschenkelmuskulatur zuging und er dadurch alle Chancen auf den Sieg einbüßte.  Mehrmals versuchte der Norweger den Krampf rauszudehnen und wieder anzulaufen. Erst beim fünften Versuch konnte der 29-Jährige wieder langsam in den Laufschritt wechseln. Nach 5 der 18 Laufkilometer lag Frodeno 32 Sekunden vor Margirier und 39 Sekunden vor Ditlev. Blummenfelt hatte durch seine Gehpausen bereits fast zwei Minuten Rückstand.

Dramatisches Lauffinale: Ditlev mit DNF – West zieht Blummenfelt mit aufs Podium

Während an der Spitze Frodeno mit seinem typischen langen Schritt dem Sieg entgegen lief, überschlugen sich dahinter die Ereignisse. Zunächst stieg der sichtlich müde wirkende Ditlev aus dem Rennen aus und Blummenfelt bekam plötzlich Gesellschaft von Jason West. Der US-Amerikaner, der schon beim PTO-Rennen in Ibzia das Feld von hinten aufrollte, hatte auf dem Rad noch einen unfreiwilligen Stopp einlegen müssen, da sich eine Schraube an seinem Trilenker gelöst hatte. Von Blummenfelts Krampfattacken war nun nichts mehr zu sehen. Der Norweger nahm das Tempo von West auf, die als Duo eingangs der letzten Laufrunde mit deutlicher Tempoüberhöhung an Margirier vorbeizogen. Kristian Blummenfelt eröffnete als Erster den Fight um Rang zwei, der von Jason West prompt gekontert wurde.

Mathis Margirier lief nach seiner überzeugenden Vorstellung auf dem undankbaren vierten Platz ein, gefolgt vom US-Amerikaner Sam Long (5.), der vor wenigen Tagen Vater wurde, und dem Dänen Daniel Baekkegard (6.). Frederic Funk fiel beim Laufen noch aus den Top Ten heraus und beendete das Rennen auf Rang 13. Florian Angert kam auf Platz 19 ins Ziel.