Die Hölle von Q: Familiäres Triathlon-Flair im Nordharz

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.09.2023 um 14:10
Die Hölle von Q – seit 2017 taucht dieser für viele sicher rätselhafte Veranstaltungsname im Triathlon-Kalender auf. Aber was verbirgt sich genau dahinter: Die Lösung ist einfacher als gedacht – das Q steht für Quedlinburg, wobei die Hölle eine kleine Straße in der 23.000 Einwohner zählenden Welterbestadt im Nordharz ist, die direkt vor dem Zieleinlauf der äußerst anspruchsvollen Mitteldistanz über 2 km Schwimmen, 83 km Radfahren und 21,1 km Laufen passiert wird. Höllisch hart geht es dabei vor allem auf der Radstrecke zur Sache, die mit 1.600 Höhenmetern ein echter Wadentest ist.

Bei der Premiere vor sechs Jahren wagten sich gerade mal knapp 100 Triathleten auf die herausfordernde Strecke. Am vergangenen Sonntag konnte Organisationschef Mark Hörstermann mit knapp 600 Teilnehmern in der Einzel- und Staffelkonkurrenz ein Rekordfeld begrüßen.

Die Auflösung: Die Hölle von Quedlinburg ist eine kleine Straße in der Welterbestadt  - © Lars Schinkel/Hölle von Q

 

Köhn erstmals Sieger – gelungene Titelverteidigung bei den Frauen

 

Zusehends zieht das Rennen im Nordharz auch bekannte Namen an. So siegte bei den Männern diesmal der Kieler Triathlonprofi Silas Köhn. Nach der verletzungsbedingten Absage des Titelverteidigers Nico Markgraf und des Startverzichts von Lars Wichert, versuchten Philipp Mock und Timo Pippart den späteren Sieger Köhn das Leben schwer zu machen. Auf der Laufstrecke, bei der auch die sagenumwobene Teufelsmauer passiert wird, machte Köhn seinen Sieg in 4:08:06 Stunden endgültig klar. Mock (4:12:28) wurde Zweiter, Pippart (4:17:32) Dritter.

Bei den Frauen wiederholte die Vorjahressiegerin Livia Eggler ihren Erfolg. Die 29-jährige musste sich dabei auf ihr Laufstärke verlassen. Nach dem Radfahren lag noch die am Schluss Zweitplatzierte Luisa Moroff aus Sindelfingen vorne. Dritte wurde die Hannoveranerin Marie Katharina Schöppy. Eggler verpasste mit 4:54:47 Stunden ihren eigenen Streckenrekord aus dem Vorjahr um 5 Minuten. Für die in Berlin lebende Schweizerin war die Hölle von Q der letzte große Test vor ihrem ersten Auftritt bei der Ironman WM auf Hawaii Anfang Oktober.

Männersieger Silas Köhn, der schon 2020 bei der Hölle von Q dabei war, kündigte bereits direkt nach dem Zieleinlauf seine Rückkehr zur Titelverteidigung im kommenden Jahr an. Ähnliche Stimmen hörte Mark Höstermann auch von vielen anderen Finishern. „Wann kann man sich für 2024 anmelden?“

 1.600 höllische Höhenmeter sind bei der Hölle von Q zu überwinden - © Lars Schinkel/Hölle von Q

Gestärkt aus der Corona-Krise – tolle Zusammenarbeit mit den Behörden

 

Der familiär gebliebene Triathlon widerstrebt dabei erfolgreich einem erkennbaren Trend, dass viele kleine Veranstalter nach den Corona-Jahren schwer mit den Teilnehmerzahlen zu kämpfen haben und manche Rennen gar nicht mehr stattfinden.

„Wir haben das große Glück gehabt, dass wir auch in den beiden Corona-Saisonen 2020 und 2021 veranstalten konnten, da wir mit dem Septembertermin genau in den Zeiten der niedrigen Inzidenzen lagen.  Unser weitläufige Streckenkonzept kam uns hier zusätzlich zugute,“ erklärt Hörstermann. Zudem berichtet der Macher der Hölle von Q von einer hervorragenden Zusammenarbeit mit den genehmigenden Behörden. Demensprechend kann der selbständige Kommunikationsberater solche Eskalationsstufen wie aktuell beim Ironman 70.3 Erkner nicht nachvollziehen. „Das in Deutschland aufgrund der Behörden nix mehr geht, dem muss ich definitiv widersprechen.“

Die Laufstrecke der Hölle von Q führt entlang der Teufelsmauer - Lars Schinkel/Hölle von Q

 

Fast 1-zu-1-Verhältnis zwischen Helfern und Teilnehmern - Sicherheit groß geschrieben


Im Harz scheinen die Uhren also zum Glück etwas anders zu ticken, obwohl die Hölle von Q mit dem Schwimmen im Kiessee bei Ditfurt, der einmal zu durchfahrenden großen Radrunde und dem Zieleinlauf im Zentrum von Quedlinburg einen äußerst hohen Aufwand bei der Streckenabsicherung erfordert. So waren diesmal 80 Helfer und Helferinnen vom DRK und der Wasserwacht im Einsatz, 30 Polizisten, sowie 400 Personen als Streckenposten und an den Verpflegungsstellen. „Wir haben fast ein 1-zu-1-Verhältnis im Hinblick auf die Teilnehmerzahl. Da das Rennen kurz nach den großen Sommerferien in Sachsen-Anhalt stattfindet, füllt sich der Pool an Helferinnen und Helfern meist erst final zum Ferienende. Dann sind alle mit riesengroßer Begeisterung dabei.“

Nach dem tragischen Unfall beim Ironman Hamburg stand auch bei der Hölle von Q das Thema Sicherheit im Fokus, da die Radstrecke mit seinen 1600 Höhenmetern gleich mehrfach steile Abfahrten bereithält, auf der die Tachonadel bei gelösten Bremsen schnell mal über 80 km/h anzeigt. So durfte auch nur ein Polizeimotorad und ein Kampfrichtermotorad auf die schmalen Straßen des Nordharz. „Wir wollen euch alle gesund im Ziel wiedersehen,“ waren Hörstermanns Eingangsworte beim Race-Briefing, die zunächst die Stimmung etwas drückte. Die Worte sollten, zusammen mit den nötigen Schutzengeln, Wirkung zeigen. Mehr als ein paar Schürfwunden musste das DRK nicht verarzten.

Mit 600 Starterinnen und Startern ist die Hölle von Q im Vergleich zu anderen Mitteldistanzen immer noch ein eher kleines Rennen. Und das soll auch so bleiben. „Mit dem derzeitigen Veranstaltungskonzept ist diese Anzahl an Startenden auch ziemlich das Ende der Fahnenstange. Wir wollen vor allem das familiäre Flair erhalten.“ Einen kleinen Wunsch hat Höstermann aber trotzdem. „Der Anteil der Frauen soll noch größer werden.“

Vormerken: 2024 findet die Hölle von Q am 1. September statt

Wer jetzt Lust auf die Hölle von Q bekommen hat. 2024 findet das Rennen am 1. September statt. Die Anmeldung ist ab dem 15. Oktober 2022 möglich.