Mountainbike-Training: Bei wenig Zeit am besten auf die Singletrails

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 12.12.2014 um 00:49
Kathrin Müller ist derzeit das deutsche Aushängeschild in Sachen Crosstriathlon. ITU-Welt- und Europameisterin und serienweise Siege in der Xterra European-Tour 2014. Dazu der Triumph beim berüchtigten Inferno Triathlon in der Schweiz. Wenn es dreikampfmäßig mit dem MTB ins Gelände geht, dann ist die Freiburgerin immer ganz vorne mit dabei. Wir haben mit Kathrin Müller über den Reiz des Mountainbike-Training im Winter gesprochen und dabei auch den einen oder anderen Trainingstipp erhalten.

tri2b.com: Wo liegt der Reiz im Winter bei Matsch und/oder Schnee aufs Mountainbike zu steigen?
Kathrin Müller (K.M.): Der Wald und die Bäume bieten wunderbaren Schutz vor eisigem Wind und es ist tatsächlich viel wärmer und ungefährlicher als auf der Straße. Zudem ist Biken so abwechslungsreich, herausfordernd und spannend, da vergess ich das Wetter schon nach den ersten Kilometern.

tri2b.com: Hast Du besondere Tipps, um sich vor Wind und Wetter auf dem Bike zu schützen?
K.M.: Die Kleidung und die Auswahl der Strecken spielen eine große Rolle. Heutzutage gibt es so tolle Bikekleidung, die sowohl atmungsaktiv ist und trotzdem vor Wind und Nässe schützt. Da bewährt sich vor allem das bekannte Zwiebelprinzip. Denn gerade beim Biken braucht man bergan eher wenig und bergab eher viel zum Anziehen. Mein Lieblingsstück ist die regenfeste kurze Bikeshort, die über alles drüber passt und Oberschenkel wie Hintern warm hält. Schutzbleche und Neoprenüberschuhe sind ein Muss für alle diejenigen, die es warm und trocken haben wollen. Bei widrigen Wetterbedingungen versteck ich mich gern auf kleinen Singletrails im Wald.

tri2b.com: Wie verpflegt Du Dich bei kaltem Wetter?
K.M.: Bei uns hat es selten so tiefe Minusgrade, dass einem das Getränk in der Trinkflasche gefriert. Gern fülle ich anfangs heißen Tee ein, der bleibt dann bis zu zwei Stunden angenehm trinkbar. Falls es doch mal sehr kalt ist, fahre ich mit einer Trinkblase in einem kleinen Rucksack.

tri2b.com: Wie schaut Dein Bike-Training im Winter aus hinsichtlich Inhalt, Intensität, und Dauer?
K.M.: Im Winter konzentriere ich mich eher auf die Grundlagen und fahre zumeist dreimal die Woche zwei bis drei Stunden nach Lust und Laune durch den Wald. Die spezifischen Kraft und Intervallanteile ergeben sich allein durch das Biken im Gelände. Die ein oder andere härtere Einheit bieten dann Wintertriathlons oder Ausfahrten mit den MTB-Profis in Freiburg.

tri2b.com: Fährst Du bei jedem Wetter, oder wird auch mal mit Rolle, Spinningbike oder Ergometer überbrückt?
K.M.: Rollentraining gibt es bei mir nicht. Aber grundsätzlich tausche ich im Dezember und Januar das Bike gerne gegen die Langlauf-Ski. Falls mich der Schnee im Stich lässt, fokussiere ich das Laufen und lasse ein, zwei Tage mehr Pause zwischen den Radeinheiten, um meinem Immunsystem eine Möglichkeit der Erholung zu bieten.

tri2b.com: Viele "normale Triathleten" haben Respekt vor dem Ritt auf dem MTB durchs Gelände und machen deshalb einen Bogen um die Cross-Rennen. Wie findet man an besten den den Einstieg?
K.M.: Es gibt durchaus Gründe Respekt zu haben, aber Angst ist fehl am Platz. Viele Veranstalter bieten einen MTB-Kurs mit leichteren, technisch weniger anspruchsvollen Varianten. Gerade regionale kleinere Rennen in Deutschland haben oft nicht die Möglichkeit, einen spektakulären Radkurs mit vielen Höhenmetern zu kreieren und bieten daher schöne Strecken auf breiteren Wegen mit kleineren Singletrails an. Ein kurzer Streckencheck vor der Anmeldung macht's leichter!

tri2b.com: Wie arbeitet man am besten an der Fahrtechnik?
K.M.: Fahren, fahren, fahren!! Die Kilometer auf dem eigenen MTB bringen Sicherheit und Radbeherrschung, aber vor allem Selbstvertrauen! Spezielle Technikeinheiten übers Serpentinenfahren, Springen und Bergauffahren sind eine sinnvolle Ergänzung, sobald man sich sicher auf seinem Rad fühlt und das Gelände beherrscht. Die schwierigsten Dinge sollten nie gleich am Anfang probiert werden!

tri2b.com: Wie schaut Deine Lieblingseinheit auf dem MTB aus?
K.M.: Fahren, soweit das Auge reicht! Ich genieße lange Touren durch den Schwarzwald!

tri2b.com: Wie sollte eine MTB-Ausfahrt ausschauen, wenn man nur 90 Minuten Zeit hat und trotzdem ein entsprechender Reiz gesetzt werden soll?
K.M.: Bei Zeitknappheit versuche ich lockeres „Pedalieren“ auf Asphalt zu vermeiden. Am besten direkt in den Wald und auch bergauf Singletrails nutzen. Je schmaler und anspruchsvoller der Weg, desto weniger „leere“ Kilometer fährt man. Die intervallartige Abwechslung, das stetige Auf und Ab lassen auch 90 Minuten lang werden.

tri2b.com: Du wirst auch im Wintertriathlon wieder im österreichischen Faistenau (18. Januar 2015) am Start sein. Gibt es dafür besondere Koppeleinheiten im Training? Wenn ja, wie schauen diese aus?
K.M.: Nein, Wintertriathlon ist mein reines Vergnügen und geschieht voll aus dem Training heraus. Oft habe ich Problem mit dem schnellen Wechsel auf die Ski. Aber damit kann ich leben.