Ironman Portugal: Heemeryck und Pierré gewinnen in Cascais, Reischmann auf dem Podium, Lange Vierter

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 21.10.2023 um 18:54
Der Belgier Pieter Heemeryck und die Französin Marjolaine Pierré haben sich beim Ironman Portugal 2023 über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in Cascais die Siege gesichert. Heemeryck feierte in 7:50:07 Stunden den ersten Ironman-Titel der Karriere, nachdem er zuvor schon mehrmals auf dem IM-Podium stand. Gleich bei ihrer Langdistanz-Premiere durfte sich Pierré über ihren ersten Ironman-Erfolg freuen, die sich dabei überlegen vor der Ravensburgerin Anne Reischmann durchsetzte.

Der Artikel wurde am Sonntag, 22.10.2023 - 10:00 Uhr upgedatet.

Heemeryck krönte seine starke Saison 2023 mit dem ersten Ironman-Sieg der Karriere, nachdem er zuletzt den Heim Ironman 70.3 in Knokke-Heist gewinnen konnte und jeweils Zweiter bei den PTO Asian Open und beim Ironman Hamburg wurde. Auch das DNF bei der Ironman WM in Nizza vor fünf Wochen brachte den 33-jährigen Belgier nicht aus dem Konzept, als in Cascais zwischenzeitlich andere Athleten den Rennverlauf bestimmten.

So war es beim Schwimmen der Australier Josh Amberger, der nach superschnellen 42:31 min als Leader aus dem Atlantik stieg, anschließend aber keine Rolle mehr spielte und noch in der ersten Radrunde vom Rad stieg. Direkt an den Fersen das schwimmstarken Aussies hing Jan Stratmann, der seine Ironman-Premiere in der bestmöglichen Ausgangsposition in Angriff nahm.

Radspitzengruppe mit Jan Stratmann – Patrick Lange wieder in der Verfolgerrolle

Auf dem Rad bildete der Essener anschließend zusammen mit dem Dänen Thor Bendix Madsen, dem Briten Joshua Lewis und Pieter Heemeryck eine vierköpfige Spitzengruppe. In der ersten Verfolgergruppe hatte sich Patrick Lange eingereiht, zusammen mit dem Franzosen Dylan Magnien und Antonio Benito Lopez aus Spanien.

Anfangs der zweiten Radrunde, als es wieder in den äußerst kupierten Abschnitt ging, attackierte Bendix Madsen und fuhr so eine Minute Vorsprung auf Stratmann und Lewis heraus. Heemeryck wollte auch deren Tempo nicht mehr folgen und fiel zurück. Ebenfalls immer größer wurde auch der Rückstand von Lange, der zur Halbzeit der zweiten Radrunde schon über 6 min zurücklag.

Patrick Lange auf Abwegen in der T2: „Ein von mir total vermasselter Tag“

An der Spitze sollte sich bis in die T2 nichts mehr ändern: Bendix Madsen wechselte mit einer Minute Vorsprung vor Stratmann und Lewis in den Marathon. Heemeryck hatte gut 6 min Rückstand, Lange stellte knapp dahinter sein Rad ab. Allerdings kam der Wahlsalzburger dann mit über 12 min Rückstand aus der Wechselzone. Warum Lange soviel Zeit in der Wechselzone liegen ließ blieb auch in der Outside-Liveübertragung zunächst ungeklärt. Später löste Patrick Lange in einem Instagram-Post das Rätsel auf. Zunächst verpasste er die Einfahrt zur T2 der Ironman-Distanz und musste so einen Umweg über die Wechselzone des Ironman 70.3 nehmen. Lange gab an so ca. 5-6 min verloren zu haben. „Es war ein von mir total vermasselter Tag, an dem viel mehr drin gewesen wäre.“

 

Jan Stratmann im Marathon in Führung - dann kommt der Mann mit dem Hammer

Vorne sorgte Stratmann im Marathon für die ersten Akzente. In der Mitte der ersten von drei Laufrunden hatte er Bendix Madsen eingeholt und setzte sich ebenso schnell nach vorne ab. Bis zur Halbmarathonmarke konnte der 28-jährige Deutsche von einem Ironman-Rookie-Sieg träumen, bevor Heemeryck immer näher heranrückte. Der Vorsprung schmolz nun in Windeseile zusammen. Stratmann lief richtig gegen die Wand und der Belgier ging nach der 25 km-Marke in Führung. Fünf Kilometer später waren für Stratmann auch alle Podiumschancen dahin. Dylan Magnien und Antonio Benito Lopez hatten sich auf die Podiumsränge nach vorne geschoben. Auch Lange schob sich nun an Stratmann vorbei und lief noch bis auf Rang vier nach vorne. Hinter dem Ironman WM-Zweiten von Nizza folgte Thor Bendix Madsen auf Rang fünf, gefolgt vom Belgier Bart Aernouts. Dahinter beendete Jan Stratmann seine Langdistanz-Premiere auf Rang sieben. Mit einem starken Marathon lief der Potsdamer Franz Löschke von Rang 13 nach dem Radfahren noch bis auf Rang 9 nach vorne und sorgte so für die dritte deutsche Top Ten-Platzierung.

 

Marjolaine Pierré früh an der Spitze

 

Das Frauenrennen war das Rennen der Marjolaine Pierré und der Ravensburgerin Anne Reischmann. Die immer noch 23-jährige Französin hatte sich schon auf den ersten Radkilometern an die Spitze gesetzt und fuhr nun ein einsames Rennen. Dahinter hatte sich Reischmann nach der ersten der zwei Radrunden bereits zu den ersten Verfolgerinnen nach vorne gearbeitet, allerdings betrug der Rückstand um die 7 min. Dieser Abstand blieb in der zweiten Radrunde konstant. So konnte die Oberschwäbin auf Rang zwei hinter Pierré in den Marathon wechseln und hatte schon eine Lücke zu den folgenden Athletinnen um die Spanierin Marta Sanchez, Simone Mitchell (GBR) und Olivia Mitchell (IRL) gerissen.

Anne Reischmann holt auf

Im Marathon verkürzte Reischmann auf der ersten Hälfte ihren Rückstand auf Pierré bis auf gut 4 min. Die Französin, die in Cascais vor zwei Jahren auch ihr erstes Ironman 70.3-Rennen der Karriere gewinnen konnte, ließ sich trotz ihres schwindenden Vorsprungs nicht aus dem Konzept bringen. Sie spulte weiter konstant die Kilometer herunter. Da Reischmann nach der Halbmarathonmarke ihre Pace nicht mehr ganz halten konnte, wuchs der Abstand wieder etwas an. Marjolaine Pierré (8:49:42), die in dieser Saison bereits die World Triathlon Langdistanz WM auf Ibiza gewinnen konnte, lief zum überlegenen Sieg. Reischmann (8:55:22) folgte mit 5:29 min Rückstand und darf sich ebenfalls über die frühzeitige Quali für die Ironman WM 2024 in Nizza freuen. Den dritten Rang sicherte sich die Irin Oliva Mitchell (9:01:07).