Berlin XL: Echtes Triathlon-Langdistanz-Feeling mit familiärem Flair

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 02.04.2015 um 10:19
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Ein Schlachtruf, der bei den eingefleischten Fußballfans Kultstatus genießt und auch im Triathlonlager hoffähig werden soll, wenn es nach Sebastian Hauer vom Triathlon-Verein Berlin 09 geht. Der Verein organsiert seit 2006 den Berlin Triathlon im Treptower Park und seit drei Jahren ist der Club für eine Triathlon Langdistanz, dem Berlin XL, in der Bundeshauptstadt verantwortlich. Doch woher kam die Idee für einen Langdistanz-Triathlon in Deutschlands größter Stadt mit knapp 3,5 Millionen Einwohnern?

"Wir bekamen immer wieder die Anfrage, ob wir nicht auch längere Strecken anbieten würden. Da mehrere Mitstreiter und ich eine Affinität zur Langdistanz hatten, entwarfen wir eine Mitteldistanz am größten See Berlins", so Hauer, dem damals jedoch reichlich graue Haare wuchsen. "Bürokratische Hürden, Baumaßnahmen und fehlende Lobby sorgten für eine katastrophale Radstrecke. Im Nachgang hätte man es unter diesen Voraussetzungen nicht beginnen sollen."

Trotzdem war der Anfang gemacht. Im Folgejahr kam dann das Lieblingskind Langdistanz dazu, "die einzige in der Region", wie der 38 Jahre alte Lehrer betont. "Es gab früher zwar mal eine Berliner Meisterschaft über die lange Strecke – Berliner Meisterin war damals eine gewisse Ines Estedt, der eine oder andere erinnert sich sicher an den klangvollen Namen, dieser Wettkampf fand aber in Schwerin statt."

Eine Langdistanz mit familiärem Charakter

 

Doch während der Berlin Triathlon über die kürzeren Distanzen mittlerweile alljährlich über 1.000 Teilnehmer anlockt, ist die Langdistanz hier noch in den Kinderschuhen. 68 Finisher zählte man dort im Vorjahr. "Wir sind zufrieden mit unserer aktuellen Größe. Der XL hat einen familiären Charakter, dieser soll unser Markenzeichen bleiben. So sind auf der Langdistanz aktuell auch nur maximal 100 Starter zugelassen, auf der Mitteldistanz 300. Alle zwei Jahre findet am anderen Ende der Stadt der BerlinMan am Wannsee statt. Eine wirklich tolle Veranstaltung mit einen gut gewachsenen großen Zulauf von mehr als 1.000 Startern, auch auf der Mittelstrecke. Dies zeigt, Berlin und Brandenburg hat Lust hat auf solche Distanzen", so Hauer über die Entwicklung der Teilnehmerzahlen.

Allein in Berlin gibt es mehr als 20 Triathlonvereine verschiedenster Größe, es gibt dutzende Veranstaltungen der unterschiedlichsten Coleur. Berlin hat für Ausdauersportler sehr viel zu bieten: Viele innerstädtische Grünanlagen, über 50 Schwimm- und Freibäder, am Rand der Metropole großzügige Schwimm,-Rad,- und Laufmöglichkeiten. Die positive Entwicklung des Berliner Triathlonsports wird sich fortsetzen, ist sich Sebastian Hauer sicher, der seit zwei Jahrzehnten in der Szene aktiv dabei ist.

Wobei die Teilnehmer schon lange nicht mehr nur aus der Region kommen, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet. "Oftmals wird das sportliche Event mit Sightseeing in Berlin verbunden. Ein gute Kombination, besonders weil die Familien oftmals eingebunden sind und auch eine schöne familiäre Stimmung an unserer Wettkampfstrecke erzeugen."

Den Organisatoren vom Triathlon Verein Berlin 09 sind also auf dem besten Weg ihren Hauptstadt-Triathlon Berlin XL als festen Bestandteil im deutschen Wettkampfkalender zu etablieren. Eine Entwicklung, an der große kommerzielle Veranstalter, wie zuletzt Ironman, gescheitert sind. Warum? Hauer wagt einen Erklärungsversuch: "In der Innenstadt gibt es unzählige große Veranstaltungen, die gerne Sperrungen durchgesetzt haben wollen. Da sieht ein Triathlon mit 2.000 Startern eher niedlich aus. Die Beantragungsebenen sind vielschichtig. Neben der Verkehrslenkung gilt es, die Straßenverkehrsbehörden und Stadtbezirklichen Beantragungen positiv zu gestalten. Da kann im Grünflächenamt des Bezirks der Chefgärtner schon zu einem Stolperstein werden. Hinzu kommen selbstbewusste Verkehrsbetriebe mit Tram und Linienbus, Taxiinnung, Feuerwehr, Tankstellen, Gastronomie-Betreiber, die alle ihr Veto einlegen können, wenn sie sich nicht sinnvoll eingebunden fühlen."

Selbst habe man es da etwas leichter. "Als inzwischen langjähriger, verlässlicher Partner werden wir als regionaler Sportanbieter positiv gesehen. Neue, kommerziell orientierte Veranstalter haben da einen schwereren Stand. Ich hätte mir ein erfolgreiches WTC-Rennen in Berlin gewünscht, hätte es doch auch neue Leute zu unserer Sportart gespült und auch wir kleineren Veranstalter und Vereine hätten davon profitiert."

 

Erfolgspaket: Von Triathleten für Triathleten

 

Es ist deshalb kein Geheimnis, dass kommerzielle Veranstalter sich gerne bei schon etablierten Veranstaltern einkaufen, um bürokratische Hürden leichter zu meistern. Eine Situation, die es auch in Berlin gab, wie Sebastian Hauer bestätigt. "Wir hatten dazu Anfragen und Gespräche. Unsere Veranstaltungen fußen auf unserem Verein, diese Symbiose wollen wir aber nicht wegschenken, sondern uns diesen Charme erhalten." Diesen Charme bekommt man beim Berlin XL für nur 250 Euro, so hoch ist das Startgeld in der letzten Anmeldungsphase.

Bekommt man dann dafür auch wirklich alles, was man sich für ein unvergessliches Triathlonerlebnis wünscht? Schließlich gibt es Rennen, wo auch schon mal 500 Euro für einen Startplatz berappt werden müssen. Hauer, der unter anderem 18 Ironmans bei 16 verschiedenen Events gefinisht hat und in Korea als Vierter fast einmal auf dem Podest gestanden wäre, vertraut hier auf seine vielen Erfahrungen, die außerdem auch andere Mitstreiter im Orga-Team mit einbringen. "Durch diesen Erfahrungsschatz wissen wir, was ein Triathlet für einen unvergesslichen Wettkampftag benötigt. Die Standards mit Streckensicherung, Toiletten, Duschen, Bühne, Badekappe, Finishershirt, Ehrungen sind klar. Bei der Verpflegung wird alles geboten. Diverse Getränke von Iso bis Cola, neben Obst, Gels und Riegeln auch Salzgebäck oder Rosinen. Am Freitag vor dem Start gibt es eine Pastaparty in gehoberem Ambiente mit mehreren Pasta- und Salatvariationen und unendlich viel Zeit alle Fragen zu beantworten. Im Ziel wollen wir positive Emotionen wecken. Auf jeder der Laufrunden geht es am Ziel vorbei, wo es mit Leuten und Moderation laut und motivierend wird. Wenn du dann endlich in die Zielgasse einbiegen kannst, darfst du dich auf dem roten Teppich feiern lassen. Dann geht es die Zielrampe hoch und du bekommst deinen persönlichen Finisherpokal als Lohn und Erinnerung an deine Leistung", so Hauer zum umfassenden Berlin XL-Leistungspaket, der zugibt, schon beim Reden darüber eine Gänsehaut zu bekommen.

Hauers Wunschtraum: Durchs Brandenburger Tor

 

Was dem Organisator noch fehlt? "Am liebsten würde ich mit der Radstrecke durchs Brandenburger Tor, ein paar Runden durchs Regierungsviertel und das Ziel unter dem Kanzlerbalkon von Frau Merkel – die dann bitte auch durchgängig winkt und jubelt! Nein, Spaß beiseite, unser Nachbarland Brandenburg bietet eine wirklich schöne grüne Radstrecke." Diese führt nach einer Anfahrt von 27 Kilometern vom Müggelsee, wo geschwommen und später auch gelaufen wird, auf eine 20-Kilometer-Runde, die mehrfach zu durchfahren ist. Der ganze Kurs ins zudem fast Topfeben und weist exzellenten Straßenbelag auf, was schnelle Zeiten garantiert. Der derzeitige Rekord für die Radstrecke liegt bei 4:39 Stunden (Gesamtzeit 8:46 Stunden). Trotz des flachen Radkurses soll Windschattenfahren beim Berlin XL kein Thema sein. "Unser Limit von 100 Langstrecklern und 300 Mitteldistanzlern mit um zwei Stunden versetzter Startzeit lässt auch die Windschattenfrage gar nicht erst aufkommen", versichert Hauer.

 

Mehr Infos zum Berlin XL Triathlon: www.berlintriathlon-xl.de