Niederländer Keulen der Überraschungssieger beim T100 Singapur, Drama um Mika Noodt

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 14.04.2024 um 13:20
Mit einem Sensationssieg durch Youri Keulen endete das Männerrennen der T100 Triathlon World Tour in Singapur. Der 25-jährige Niederländer siegte nach 2 km Schwimmen, 80 km Radfahren und 18 km Laufen in der Hitzehölle von Singapur in 3:21:01 Stunden. Rang zwei ging wie schon in Miami erneut nach einer grandiosen Aufholjagd an den US-Amerikaner Sam Long (3:22:38), gefolgt vom Belgier Pieter Hemmeryck (3:23:30) auf Platz drei. Mika Noodt lag lange auf Podiumskurs, bevor er auf den finalen Laufkilometern einbrach und bis auf Rang sechs durchgereicht wurde.

Mit 30,9 lag die Wassertemperatur der Marina Bay nur ein Zehntel-Grad unter der Grenze, bei der es zu einer Verkürzung Schwimmens gekommen wäre. So wurden die 19 Athleten, nachdem Magnus Ditlev nach einem bei einem Radsturz im Training erlittenen Kahnbeinbruch nicht starten konnte, auf die 2 Schwimmkilometer geschickt.

Laidlow mit Anfängerfehler

18 Athleten schwammen wie an einer Perlenschnur gezogen auf die erste Wendeboje zu, nur ein Athlet war schnell auf Abwegen. Sam Laidlow schlug eine komplett andere Route ein und wurde erst durch ein Kajak wieder auf den richtigen Kurs gebracht.

Der Franzose verpasste durch diesen Fauxpas die Spitze und reihte sich anschließend bei den ersten Verfolgern ein. Vorne machte der Australiern Arron Ryle das Tempo und kam nach 24:34 min als Leader aus dem Wasser, direkt gefolgt von Josh Amberger und Kyle Smith. Innerhalb einer Minute stiegen die ersten 14 Männer aufs Rad. Mit dabei war dort auch Mika Noodt, der zeitlich mit Sam Laidlow wechselte. Frederic Funk hatte als 16ter +1:17 min Rückstand. Gar nicht zurecht kam Topfavorit Sam Long mit den Schwimmbedingungen in der Marina Bay. Fast vier Minuten Rückstand handelte sich der 29-jährige US-Amerikaner ein.

Ausreißer Keulen, Noodt vorne mit dabei

Während sich Long anschickte das Feld von hinten aufzurollen, drückte an der Spitze der Niederländer Jouri Keulen aufs Tempo und hatte sich so nach der Hälfte der Raddistanz einen kleinen Vorsprung erarbeitet. Erster alleiniger Verfolger war Alistair Brownlee (+0:15). Dahinter folgte eine langgezogene Gruppe mit Pieter Hemmeryck (+0:35), Mika Noodt, Kyle Smith, Kacper Stepniak, Aaron Royle und Jason West (+0:59), der mit aller Macht versuchte noch dranzubleiben.  Schon deutlich zurückgefallen war Laidlow (+2:22), der wenig später mit einem DNF im Athletentracker auftauchte.

Keulen baute seinen Vorsprung weiter aus. Als sechs der acht Radrunden absolviert waren, lag er eine Minute vor den Verfolgern, die Noodt anführte. Im Schlepptau des Wolfsburgers fuhren immer noch Brownlee, Stepniak, Smith, Hemmeryck und Royle, während West nun doch zurückfiel. Nach vorne ging es für Sam Long, der bereits auf Position neun lag und mit Freddy Funk einen Mitstreiter hatte. Allerdings lagen die beiden immer noch +3:43 min zurück.

Genau mit einer Minute Vorsprung vor Mika Noodt ging Youri Keulen auf die Laufstrecke. Direkt dahinter im Quartett Brownlee, Stepniak, Smith und Hemmeryck, nachdem auch Royle zurückgefallen war. Sam Long machte auf den finalen Radkilometern doch noch etwas Zeit gut und wechselte mit +3:20 min Rückstand in die Laufschuhe, der sich zudem an West (+4:07) vorbeischieben konnte. Funk verlor zum Ende des Radfahrens den Kontakt zu Long und hatte an Position elf +4:15 min Rückstand.

Erneutes Drama um Brownlee

Bei gut 30 Lufttemperatur ging Keulen offensiv in die Laufentscheidung. Schnell hatte der Sechste der letztjährigen Ironman 70.3 WM seinen Vorsprung vor dem ersten Verfolgerduo mit Noodt und Smith auf 1:30 min vergrößert. Mit einem kontrollierten Pacing startete diesmal Brownlee auf die Laufstrecke. Der zweimalige Olympiasieger schien von seinem erneuten Einbruch in Miami endlich gelernt zu haben. Ganz langsam verringerte der Brite den Rückstand zu Noodt und Smith. Nach der ersten der drei Laufrunden hatte Brownlee die beiden gestellt, der dann allerdings eine 30-Sekunden-Penalty absitzen musste, da er beim Absteigen vom Rad erst direkt auf der Abstiegsline den Fuß auf den Boden brachte. Danach war das Rennen für den 35-Jährigen zu Ende. Zunächst wurde er von Sam Long überlaufen, bevor er leicht humpelt in die Wanderschritt wechselte – DNF (Brownlee hatte sich beim Radabstieg zudem den Fuß vertreten).

Long bremst sich mit Penalty selbst aus – Triumphlauf für Keulen

Wieder einmal in einer eigenen Liga lief Sam Long. Noch vor dem Ende der zweiten Laufrunde hatte er auch Noodt ein und überholt und nur noch den führenden Niederländer vor sich. Allerdings musste auch Long noch einen Stop an der Penalty-Box einlegen, da er seinen Swim-Suit nicht regelkonform in die Box abgelegt hatte.

Noodt geht hoch

Damit war die Siegfrage endgültig geklärt. Youri Keulen, der in Miami als Vierter sein Potenzial bereits aufblitzen ließ, lief nun überlegen zu seinem bisher größten Erfolg seiner noch jungen Profikarriere. Der Überraschungssieger musste nach seinem Kraftakt mit dem Rollstuhl aus dem Zielbereich gebracht werden und verpasste anschließend auch die Flower-Ceremony.

 Sam Long sicherte dahinter Rang zwei ab, gefolgt von Pieter Hemmeryck. Danach wartete man im Ziel eigentlich auf Mika Noodt. Doch der Wolfsburger ging auf den finalen Kilometern komplett hoch und erreichte leicht taumelnd hinter David McNamee und Kyle Smith auf Rang sechs das Ziel. Frederic Funk rannte mit einem soliden Lauf als Neunter noch in die Top Ten.