Ironman WM Nizza: Sam Laidlow lässt die Fans beim Heimspiel jubeln

von Sven Weidner für tri2b.com | 10.09.2023 um 15:00
Der Franzose Sam Laidlow hat in 8:06:22 Stunden die Ironman World Championship 2023 in Nizza überlegen gewonnen und sorgte damit für den ersten französischen Ironman WM-Sieg der Geschichte. Patrick Lange (8:10:17) lief nach einer starken Aufholjagd im Marathon auf der Promenade des Anglais auf Rang zwei ins Ziel. Der dänische Shootingstar Magnus Ditlev (8:11:43) folgte auf Rang drei und sorgte so für ein rein europäisches Podium.

Zum Schwimmstart hat sich Nizza als würdiger Vertreter von Kona erwiesen. Bei gut 25 Grad Wassertemperatur – womit das Neoverbot für Pros und Altersklassen galt - wenig Wind und Wellen, sowie angenehmen Außentemperaturen war der Tisch für einen großen Triathlon-Tag gedeckt. Vom Start weg schlugen die Schwimmspezialisten sofort ein hohes Tempo an. Zunächst war es der Kiwi Braden Currie, der dem Schwimmen über 3,8 km sein Stempel aufgedrückte. Hinter ihm blieb die Gruppe zusammen. Nach etwa 600 m ließ Sam Laidlow seine Muskeln an der Spitze spielen und konnte einen kleinen Riss im Profifeld erreichen. Leidtragender der Feldteilung war Patrick Lange, der sich nun im Vorderfeld der ersten Verfolgergruppe wiederfand. Nachdem Laidlow die Führungsgruppe lange Zeit gezogen hatte, waren es Currie und Altmeister Jan Frodeno, die den Weg in die T2 als erstes angingen.

Frodo vorne dabei, Lange nach dem Schwimmen in der ersten Verfolgergruppe

Nach schnellem Ausstieg und Wechsel war es der U.S.-Boy Matthew Marquardt, der als Leader auf die 180 km lange Radstrecke ging.  Innerhalb von einer Minute folgten ihm zehn weitere Athleten. Unter diesen waren Favoriten wie Frodeno, Laidlow, Weiss oder Rudy von Berg. Die zweite Gruppe der Profis hatte nach dem Schwimmen allerdings nur 49 Sekunden Rückstand, wodurch das Feld verhältnismäßig dicht auf die 180 Radkilometern ging.

Mignon und Laidlow lancieren die Flucht in den Bergen

Während sich auf den ersten 10 km keine großen Unterschiede zwischen auftaten, stieg mit dem Anspruch der Strecke auch der Abstand zwischen den Athleten. In den folgenden leicht ansteigenden Kilometern zum Start des Col de l’Ecre machten die Lokalmatadore Mignon und Laidlow ihren Zug auf, sodass sie nach 27 km eine Minute Vorsprung auf ihre Kontrahenten herausfahren konnten. Im nun folgenden knapp 10 km langen Anstieg war es hauptsächlich Mignon, der das Tempo von vorne machte. Hinter ihm wirkte es so, als ob Laidlow nicht noch einmal einen offenen Schlagabtausch auf dem Rad, wie in Roth mit Magnus Ditlev, haben wollte. Doch mit dem Erreichen des Hochplateaus war diese Taktik über Bord geworfen und Laidlow zündete den Radturbo. So konnte er zu Halbzeit der Radstrecke schon 2 min zwischen sich und Mignon bringen. Auf Platz drei hatte sich Ditlev, allerdings mit fast 4 min Rückstand in Position gebracht. Die deutschen Fans mussten sich derweil etwas gedulden. Dass Lange Zeit beim Radfahren einbüßt, hatten viele erwartet. Dass Frodeno aber der ersten Verfolgergruppe nicht folgen konnte und sichtlich zu leiden hatte, verwunderte da schon eher. Mit 9 min Rückstand waren die beiden aber zumindest noch in Schlagweite zum Podium.

„Der Gladiator stirbt in seiner Arena“

Auf der zweiten Hälfte der Radstrecke konnte Laidlow seinen Vorsprung immer weiter vergrößern, sodass er nach der 120 km-Marke komfortable 5 min vor von Berg und Ditlev lag. Auf der winkeligen Abfahrt konnte der in Nizza aufgewachsene Amerikaner von Berg seine Ortskenntnis ausspielen und den Abstand nach vorne auf 4 min reduzieren und knapp 1 min auf Ditlev herausfahren. Zu diesem Zeitpunkt war auch klar, dass Frodeno bei seinem „last big shot“ keinen Einfluss mehr auf die Rennentscheidung haben würde. Er kommentierte seinen Zustand in die Kamera des ARD mit den Worten: „Der Gladiator stirbt in seiner Arena“. Das zweite deutsche Eisen im Feuer Patrick Lange konnte sich unterdessen unter die Top10 vorarbeiten. Vorne fuhr Laidlow mit der Radbestzeit des Tages (4:31:28) als klarer Leader in die T2 auf der Promenade des Anglais ein. Lange beendete das Radfahren nach 4:43:24 Stunden mit etwas mehr als 12 Minuten Rückstand auf den Franzosen.

Laidlow läuft schnell an

Der Vorsprung von Laidlow wirkte im ersten Moment zwar komfortabel. Allerdings war seine Saison 2023 durchwachsen und drei Wochen vor dem Rennen wurde er von einer Covid-19 Infektion ausgebremst. Dennoch eröffnete er die vier 10 km Laufrunden auf der Promenade de Anglais offensiv mit einem 3:34 min/km Schnitt. Mit diesem war es ihm möglich den Vorsprung auf von Berg zu vergrößern und auf Ditlev einzufrieren. Der konservative Start von Patrick Lange, einem der schnellsten Läufer im Feld, wurde schon zuvor im Livestream von seinem Trainer Björn Geesmann angekündigt. Frodeno nahm sich bei seinem Abschied die Zeit seine Eltern zu umarmen und den Kindern einen Kuss zu geben. Auf der ersten Laufrunde gab es kaum Veränderungen in den Top Ten.

Auf der zweiten Laufrunde konnte Laidlow seinen Vorsprung vor Ditlev souverän verteidigen, während Lange nun den Turbo zündete und sich immer weiter nach vorne arbeitete. So war zur Halbzeit des Marathons absehbar, dass der zweimalige Hawaii-Sieger Kurs auf ein weiteres WM-Podium nimmt. Leidtragender dieser Entwicklung war Rudy von Berg, der sich nach 28 km vom Podest verabschieden musste. Während sich Ditlev zusehends vor einem heranstürmenden Deutschen fürchten musste, hätte Laidlow eigentlich nur noch durch einen kompletten Totaleinbruch von seinem ersten Ironman-Sieg und WM-Titel abgehalten werden können, was bei gut 30 Grad Hitze nicht komplett auszuschließen war.

Heißer Triumphlauf für Laidlow auf den letzten Kilometern


Nach weiteren knapp 5 km war Lange dem Dänen an zweiter Position bedrohlich nahe gekommen. Bei Kilometer 34 kam es dann zum Überholmanöver des Deutschen. Dieser lief mit einem wahnsinnig schnellen Tempo von 3:23 min/km an seinem Kontrahenten vorbei, sodass dieser keine Chance hatte zu folgen. An der Spitze war zunehmend klar, dass die 6 Minuten Vorsprung für Laidlow ausreichen werden. Dieser konnte kurz dem Ziel entspannt mit Frodeno abklatschen, da er nach 40 km noch mehr als 4 min Vorsprung auf den ersten Verfolger hatte. Somit kam es zum französischen Heimsieg bei der europäischen Langdistanz-WM-Premiere an der Cote d’Azur. Das Podium komplettierten Lange und Ditlev.

Frodo wird auch für Rang 25 von den Fans gefeiert

Hinter dem viertplatzierten Rudy von Berg, folgten mit Leon Chevalier (5.) und Arthur Horseau (6.) zwei weiter Franzosen. Den französischen Tag in Nizza komplettierte Clement Migon auf Rang zehn.

Die Ehre des zweitbesten Deutschen wurde Leonard Arnold zu Teil, der auf Rang 19, knapp gefolgt von Jonas Hoffmann (20.) ins Ziel kam. Jan Frodeno, der seinen 3:08er Marathon am Ende zusammen mit einige Agegroupern absolvierte und immer wieder mit den Zuschauern abklatschte, kam bei seinem Abschiedsrennen auf Rang 25 ins Ziel. Direkt dahinter folgte Franz Löschke auf Platz 26.