Triathlon neu definiert: Kristian Blummenfelt absolviert die Ironman-Distanz in 6:44:25 Stunden

von tri2b.com | 05.06.2022 um 15:02
Das Pho3nix Sub7 und Sub8-Project auf dem Lausitzring endete mit neuen Rekordzeiten. Nach 7:31:54 Stunden hatte die Britin Katrina Matthews als Erste die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen absolviert. Gut zwei Minuten später blieb die Schweizerin Nicola Spirig (7:34:19) ebenso klar unter der 8-Stundenmarke. Bei den Männern, die eine Stunde später gestartet waren, pulverisierte der norwegische Triathlon-Olympiasieger und Ironman-Weltmeister Kristian Blummenfelt in 6:44:25 Stunden die 7-Stundengrenze. Der Brite Joe Skipper (6:47:36), der nach dem Radfahren in Führung lag, folgte mit drei Minuten Rückstand.

Das Schwimmen im Senftenberger See war als superschnelle Seequerung ohne Richtungsänderung angelegt. Trotzdem lag Blummenfelt nach 48:21 min noch nicht auf Rekordkurs und auch Skipper war mit seinen 53:24 min im bekannten Zeitfenster unterwegs.

Tour de France-Teamzeitfahren – Schreckmoment für Blummenfelt

Dies sollte sich beim Radfahren schlagartig ändern. Schon auf der 20 km langen Anfahrt zum Lausitzring schlugen beide Teams, die wie bei einem Tour de France-Teamzeitfahren unterwegs waren und die beiden Leader immer am Ende des Zugs hingen, ein Höllentempo an. Vor allem Skippers Team, in dem u.a. der ehemalige UCI-Stundenweltrekordler Alex Dowsett mit für das Tempo sorgte. Nach 30 Kilometern rauschte der Skipper-Express dann an der Blummenfelt-Crew vorbei, die zudem einen echten Schreckmoment zu überstehen hatte. Bei einer Ablösung der Pacer kam es zu einem Missverständnis und beinahe wäre Blummenfelt mit Tempo 55 auf dem harten Asphalt des Lausitzrings gelandet.

Skipper fuhr mit seiner Mannschaft ein Stundenmittel von 54,9 km/h und bog bereits nach 3:16:42 Stunden für die 180 Radkilometer in die Wechselzone ab. Blummenfelt zeigte zum Schluss leichte Probleme und ließ einige Male kurz abreißen. Nach einer Fahrzeit von 3:24:22 Stunden (52,8 km/h) wechselte auch der 28-jährige Norweger in die Laufschuhe.

2:30er Marathon zum Abschluss

Sowohl Skipper und auch Blummenfelt lagen nun deutlich unter der anvisierten 7-Stundenmarke. Auf den 12 Laufrunden a 3,5 km schlug der Olympiasieger und Ironman-Weltmeister nun eine Pace für einen Marathon unter 2:30 Stunden an. Nach 18 Kilometern schnappte er sich so, angetrieben von seinen kenianischen Zugläufern, Skipper. Bei hochsommerlichen Temperaturen konnte dann auch Blummenfelt seine Zielpace nicht mehr ganz halten und so blieb die Stoppuhr für den Marathon bei 2:30:50 Stunden stehen.

Schwimmauftakt Seite an Seite

Den Schwimmauftakt absolvierten Matthews und Spirig nahezu parallel. Beide Teams zogen ihre Leaderinnen nur wenige Meter voneinander getrennt durch den Senftenberger See. Nach 54:42 min kam die Britin ganz knapp vor Spirig (54:50) aus dem Wasser. Auf dem Rad setzte sich dann die Britin mit ihren Pacerinnen anfangs nur leicht von der Schweizerin ab, die zur Verwunderung vieler mit ihrem bekannten Roadbike, inklusive Triathlon-Aufsatz und Laufrädern mit hohem Profil antrat. Ihre Pacerinnen waren allesamt mit einer Triathlon-Maschine inklusive Hinterradscheibe unterwegs. Auf dem Lausitzring gelang es dann dem Matthews-Team sich schrittweise etwas weiter vom TT-Zug Spirigs abzusetzen. 3:50:06 Stunden, was einem 46,9 km/h Stundenmittel entspricht, fuhr Matthews. Spirig ließ sich zu einer 3:53:16 (46,3 km/h) ziehen.

Spirig läuft an die Spitze und wird von Matthews gekontert

Auch bei den Frauen war damit bereits zum Start des Marathons klar, dass die 8-Stundenmarke nur bei einem Totaleinbruch noch in Gefahr kommen würde. Sowohl Matthews und auch Spirig, die von ihren Pacerinnen und auch dem Betreuerteam jegliche Unterstützung erhielten, zeigten aber zunächst keinerlei Schwächen. Bald hatte Spirig auf den langen Geraden des Lausitzrings ihre Gegenspielerin vor sich. Die 40-Jährige, die in ihrer Karriere immer mal wieder Abstecher in die Laufszene machte, sog sich nun regelrecht heran und ging bei der 28 km-Marke in Führung. Doch Matthews, vor vier Wochen Zweite bei der Ironman WM in Utah, hielt dagegen und löste Spirig 10 Kilometer vor dem Ziel wieder an der Spitze ab. Die Schweizerin konnte nun nicht mehr dagegenhalten und musste Matthews endgültig ziehen lassen.

Die O-Töne vom Lausitzring

Kristian Blummenfelt: „Nicola, Kat, Joe und ich sind heute angetreten, um gemeinsam Geschichte zu schreiben. Wir waren aber auch hier, um allen Zuschauer*innen zu beweisen, dass jede*r von uns auch große, vermeintlich unmögliche Ziele erreichen kann. Ich habe schon lange von diesem Tag geträumt und bin überglücklich, dass ich dieses Ziel zusammen mit einem fantastischen Team erreichen durfte. Ohne euren unglaublichen Support hätte ich das niemals geschafft. Vielen Dank.“

Kat Matthews: „Der Weg zu dieser Herausforderung war hart und wäre ohne mein großartiges Team niemals möglich gewesen. Heute ging es aber um viel mehr als um Sub8. Wir wollten der Welt zeigen, dass es kein ‚unmöglich‘ gibt.“

Chris McCormack (CEO des Ausrichters Mana Sports): „Ich bin einfach nur baff. Wir wollten heute allen Zuschauer*innen das Gefühl vermitteln, dass wir Menschen gerade im Angesicht noch nie dagewesener Herausforderungen zu unglaublichen Leistungen in der Lage sind. Mein Dank gilt den Athlet*innen, den Tempomacher*innen und allen Unterstützer*innen, ohne die der heutige Tag nicht möglich gewesen wäre. Ihr seid einfach großartig.“