Wissenschaft: Die Bedeutung der kontinuierlichen Blutzuckermessung im Sport und für die Gesundheit

von Sven Weidner für tri2b.com | 29.10.2023 um 10:24
In den letzten Jahren hat die Messung des Blutzuckerspiegels in Triathlon und Radsport an Popularität gewonnen. Erfolgreiche Ausdauersportler sind immer häufiger mit Hautsensoren, wie z.B. Supersapiens, für die kontinuierliche Glukoseüberwachung (CGM) ausgestattet. Diese Technik ermöglicht die Echtzeitaufzeichnung der Glukosekonzentration im Zellzwischenraum der Haut, von dem angenommen wird, dass er der Konzentrationen im Blut entspricht. In sportlichen Kontexten erscheinen kontinuierliche Messungen eines Parameters, der eng mit dem Stoffwechsel und der Gesundheit verbunden ist, verlockend. Allerdings besteht derzeit kein Konsens darüber, wie solche Messungen im sportlichen Kontext interpretiert werden sollten. Es fehlen klar definierte Ansätze zur Nutzung der Glukoseüberwachung zur Verbesserung der Leistung und Gesundheit von Ausdauersportlern. Aus diesem Grund schauen wir einmal genauer in einen kürzlich im renommierten „Sports Medicine“ Journal erschienen Artikel.


Die physiologischen Grundlagen

Beginnen wir aber zunächst noch einmal mit einer kurzen Zusammenfassung der physiologischen Grundlagen. Der Pool des Blutzuckers beträgt etwa 4 Gramm, was weniger als ein Prozent der gespeicherten Kohlenhydrate im menschlichen Körper ausmacht. Die Konzentration des Blutzuckers wird in der Regel in einem Bereich von 4–8 mM oder 80-110 mg/dl bei Menschen mit normalem Glukosestoffwechsel gehalten. Die Aufrechterhaltung der Blutzuckerkonzentration ist von höchster Priorität und wird durch eine ausgewogene Freisetzung und Aufnahme durch Organe und Gewebe reguliert. Dieser Prozess wird hauptsächlich durch die Hormone Insulin und Glukagon gesteuert, unterstützt durch Muskelkontraktionen.

Die Kohlenhydratzufuhr an die individuellen Anforderungen und die Art der Belastung anpassen

Aufgrund der großen Bedeutung des Blutglukosespiegels macht demnach der Einsatz von Supersapiens zum CGM durchaus Sinn. Dies wird besonders dadurch unterstrichen, dass es nicht möglich ist generelle Vorhersagen für mehrere Sportler und Einheiten zu treffen. So nutzen Ausdauersportler bei festgelegter Arbeitsbelastung weniger Glukose zur Oxidation als Untrainierte. Dies liegt teilweise an ihrer höheren oxidativen Kapazität, die eine verstärkte Verwendung von Fettsäuren als Substrat für die ATP-Produktion ermöglicht. Darüber hinaus kann es wieder erwarten bei Ausdauersportlern zu Hyperglykämie (erhöhte Blutzuckerspiegel) durch hochintensive Einheiten kommen. Dementsprechend gilt: Die richtige Kohlenhydratzufuhr während des Trainings und Wettkämpfen kann dazu beitragen, die Leistung zu steigern und die Blutzuckerkontrolle aufrechtzuerhalten. Es ist jedoch wichtig, die Kohlenhydratzufuhr an die individuellen Anforderungen und die Art der Belastung anzupassen. Hierbei kann uns CGM wieder einen wichtigen Einblick in die Körperfunktion bieten.

Übertrainingstendenzen erkennbar machen

 

Auch außerhalb des Trainings kann Supersapiens Athleten unterstützen. Denn niedrige Nüchtern-Blutzuckerspiegel können auf eine geringe Energie-/Kohlenhydratverfügbarkeit hinweisen und wurden auch als mögliches Zeichen von Übertraining bei Elite-Athleten identifiziert. Nächtliche Hypoglykämie (Unterzucker) könnte den Schlaf stören, da diese die Ausschüttung von Epinephrin und damit eine Weckreaktion hervorruft. Dies wiederum kann sich negativ auf die Erholung von Athleten auswirken. Die Bedeutung dieses Phänomens auf den Schlaf von Sportlern ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht.

 

Fazit: Die Optimierung des Glukosespiegels als Leistungsreserve?

 

Anhand dieser Faktoren kommen die Autoren des Artikels zu folgender Aussage: Die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter die Aufnahme von Kohlenhydraten, körperliche Bewegung und der Trainingszustand eines Individuums. Daher ist die Optimierung des Glukosespiegels zur Verbesserung von Leistung und Gesundheit bei Sportlern ein wachsender Bereich von Praxis und Forschung. Studien mit kontinuierlicher Glukoseüberwachung (CGM) haben gezeigt, dass Sportler individuelle Glukoseprofile haben und oft eine erhebliche Zeit mit Hypo- und Hyperglykämie verbringen. Diese Erkenntnisse fordern unsere traditionellen Annahmen zur Glukoseregulierung heraus und legen nahe, dass interstitielle (Zuckerspiegel im Zellzwischenraum) und Blutzuckerspiegel ein unterschätzter Parameter bei der Optimierung sportlicher Leistungen sein könnten.

Quelle: Flockhart, M., Larsen, F.J. Continuous Glucose Monitoring in Endurance Athletes: Interpretation and Relevance of Measurements for Improving Performance and Health. Sports Med (2023). https://doi.org/10.1007/s40279-023-01910-4

Praxistipps zum Einsatz von Supersapiens

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>> Teil 3: Supersapiens-Nutzererfahrungen und praktische Ernährungstipps ...