Daniel Unger: "Die offene Rechnung mit Olympia motiviert mich"

H. Eggebrecht für tri2b.com | 20.02.2005 um 20:41
Der Mengener Daniel Unger gehörte im vergangenen Jahr zu den großen deutschen Olympiahoffnungen, bis wenige Wochen vor dem Showdown in Athen. Da zerschlug eine Infektion mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber Ungers Traum und die Saison war vorzeitig beendet. tri2b.com hat am Rande der Wintertriathlon DM in Oberstaufen mit dem amtierenden Deutschen Meister im Triathlon gesprochen – über seine schwere Zeit nach Athen, die Vorbereitung auf die neue Saison und langfristige Ziele.

tri2b.com: Daniel, du warst der Pechvogel der Olympiasaison 2004. Hier in Oberstaufen hast du dich im Staffelrennen erstmals wieder einem Belastungstest unterzogen. Wie ist der verlaufen? 
Daniel Unger (D.U.): Ich bin ganz zufrieden. Seit Weihnachten bin ich wieder im Training, davor hatte ich fünf Monate pausiert. Da kann man natürlich keine Wunderdinge erwarten. Es hat auf jeden Fall wieder richtig Spaß gemacht. 

tri2b.com: Stichwort Spaß: Die fünf Monate ohne Sport waren sicher alles andere als einfach für dich. Du hattest dich langfristig auf Athen 2004 vorbereitet und dann kam das Aus und die Zwangspause. Hast du inzwischen damit abgeschlossen? 
D.U.: Es gibt immer wieder Momente, in denen ich daran erinnert werde. Ich versuche mich dann auf meine neuen Ziele zu konzentrieren. Aber im Hinterkopf wird das sicher immer bleiben, es war halt schon dramatisch. Man muss aus der Situation das Beste herausziehen, neue Motivation schöpfen und hoffen, dass es beim nächsten Mal klappt. 

tri2b.com: Du möchtest also bei den Olympischen Spielen 2008 dabei sein? 
D.U.: Die offene Rechnung mit Olympia möchte ich auf jeden Fall noch begleichen. Die Olympischen Spiele sind das größte Sportereignis der Welt und im Triathlon dürfen nur drei Athleten aus Deutschland teilnehmen. Das ist etwas ganz Besonderes. Also ist das große Ziel ganz klar: Peking 2008! Mit der WM in Hamburg haben wir außerdem schon ein Jahr vorher ein echtes Highlight, wo es zudem schon um die Tickets für China geht. 

tri2b.com: Zurück zur aktuellen Saison. Du bist erst seit Anfang des Jahres im Training. Wie ist es dir bisher ergangen. 
D.U.: Seit dem OK meines Arztes trainiere ich etwa 15 Stunden in der Woche. Letzte Woche wurde nochmals ein Blutbild gemacht. Wenn die Werte jetzt auch unter Belastung in Ordnung sind, bekomme ich grünes Licht für höhere Umfänge. – Deshalb habe ich beim Langlauf-Lehrgang der Nationalmannschaft in Davos sehr dosiert trainiert. Mein Heimtrainer Ralf Ebli hat mir dazu die Pläne geschrieben. Trotz dieses sanften Einstiegs bin ich am Morgen nach einem harten Training aber noch ganz schön gerädert. 

tri2b.com: Welcher weitere Saisonaufbau ist nun geplant? 
D.U.: Es geht jetzt für drei Wochen nach Lanzarote. Die ersten zwei Wochen zum Training mit der Nationalmannschaft, die dritte Woche trainiere ich dann mit Thomas Hellriegel. Im April werde ich dann noch einmal mit Thomas zwei Wochen auf Mallorca trainieren. Danach wird dann hoffentlich auch bei uns das Wetter so sein, dass man gut Rad fahren kann. 

tri2b.com: Gibt es auch schon einen möglichen Termin für den Saisoneinstand im Triathlon? 
D.U.: Ich habe mir noch keinen Termin für den ersten Wettkampf gesetzt. Wenn ich fit bin, werde ich es einfach versuchen. Schön wäre es, wenn ich bis zur DM im Juni in Form wäre. Wenn es nicht klappt, dann ist es aber auch kein Beinbruch. Die eigentlichen Saison-Highlights, der Weltcup in Hamburg und die WM in Japan, liegen erst in der zweiten Saisonhälfte. Da ist ein späterer Einstieg kein Problem. Es gibt genügend Beispiele von Sportlern, die nach dieser Krankheit zu schnell die Belastung nach oben gefahren haben und dann doch wieder einen Rückfall erlitten haben. Deshalb möchte ich nichts überstürzen. 

tri2b.com: Teilen deine Sponsoren diese Geduld? 
D.U.: Ich habe da von keiner Seite Druck bekommen. Sowohl der Verband als auch die Sponsoren haben volles Verständnis, dass ich mich langsam wieder herantaste. 

tri2b.com: Während du pausieren musstest, haben mehrere Dopingfälle den Triathlonsport erschüttert. Wie hast du die ganze Sache wahrgenommen? 
D.U.: Das alles ist für den Triathlonsport fatal gewesen, solche Negativschlagzeilen vergisst man nie. Dass Hellriegel 1997 als erster Deutscher Hawaii gewonnen hat, wissen nur die Insider. Den Dopingfall Kraft kennt jetzt jeder Sportschau-Seher. Dieser Skandal wird ewig in den Köpfen rumgeistern. Deshalb tun wir uns natürlich schwer, die Sportart Triathlon gut zu verkaufen. Das ist hart für alle, die vom Triathlon leben wollen. Doch wir müssen nach vorne schauen. Die Einführung des Elitepasses ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Positiv finde ich auch die Annäherung zwischen den Langdistanzlern und den Kurzkader-Athleten, da es hier in der Vergangenheit immer wieder unschöne Anfeindungen gegeben hat. 

tri2b.com: Du trainierst oft mit Thomas Hellriegel. Möchtest du in die Langdistanz reinschuppern oder will der Thomas schneller werden? 
D.U.: Das gemeinsame Training tut uns sicher beiden gut. Ich würde schon mal gerne einen IRONMAN machen. Bis 2008 hat aber Olympia die absolute Priorität. Danach möchte ich es schon mal versuchen. Ob mit Ambitionen oder einfach nur so, dass kann ich jetzt noch nicht sagen. Das Feeling möchte ich auf jeden Fall einmal erleben.