Ironman Cozumel: Sebastian Kienle Vierter beim Abschiedsrennen, Svenja Thoes auf dem Podium

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 19.11.2023 um 22:45
Sebastian Kienle hätte sich fast mit einem Podiumsplatz in die Triathlon-Rente verabschiedet. Der Hawaii-Sieger von 2014 kam beim verkürzten Ironman Cozumel nach 6:54:41 Stunden auf Rang vier ins Ziel, nachdem er auf dem Rad lange mit an der Spitze fuhr. Der Sieg ging auf der mexikanischen Karibikinsel an den Franzosen Leon Chevalier (6:42:31), gefolgt vom US-Amerikaner Chris Leiferman (6:52:01) und dem Polen Robert Wilkowiecki (6:54:27). Bei den Frauen wiederholte die Spanierin Gurutze Frades (7:36:10) ihren Vorjahreserfolg. Stark präsentierte sich auch Svenja Thoes (7:43:03), die sich als Zweite frühzeitig den Slot für die Ironman WM 2024 in Nizza sicherte. Das Schwimmen war aufgrund starker Winde und dem daraus resultierenden hohen Wellengang aus Sicherheitsgründen abgesagt worden.

Kurz und knapp teilte Sebastian Kienle in seiner Insta-Story mit, dass das Schwimmen jetzt für alle abgesagt ist und es einen Zeitfahrstart mit kurzen Startabständen geben wird. Wobei der Cozumel-Sieger von 2017 anmerkte, dass ein Schwimmen für die Pros sicher möglich gewesen wäre, da die Bedingungen in den Vortagen beim Training sogar noch herausfordernder waren. Der Start des Rennens verschob sich so um knapp zwei Stunden, da die Athletinnen und Athleten erst zur ersten Wechselzone gelangen mussten.

Kienle sofort voll auf dem Gas

Kienle ergriff anschließend die Gunst der Stunde. Mit Startnummer 3 startete er direkt hinter Leon Chevalier und ging sein Abschiedsrennen richtig offensiv an. Zusammen mit dem Franzosen setzte er sich etwas vom Rest der Mitfavoriten ab. Nach 40 km folgten Arnaud Guilloux (FRA), Robert Wilkowiecki (POL) und Cameron Wurf (AUS) innerhalb einer Minute. Dahinter war bereits ein Loch mit zwei Minuten aufgegangen. Michael Weiss (AUT/+2:56 min) führte eine Vierergruppe mit Chris Leiferman (USA), Fernando Toldi (BRA) und Jesper Svensson (DEN) an.

Bis in die dritte Radrunde konnte Kienle die Pace des Fünften der Ironman WM in Nizza mitgehen, dann büßte er etwas Zeit ein und erreichte mit gut drei Minuten Rückstand zusammen mit Leiferman die zweite Wechselzone. Dahinter wurde das Feld ebenfalls munter durcheinandergewirbelt. Weiss (+6:59) war bis auf Rang vier vorgefahren und hatte Wurf direkt im Schlepptau.

Bereits auf der ersten der drei Wendepunktrunden fiel eine Vorentscheidung um den Sieg. Leiferman hatte Kienle schnell deutlich distanziert, verlor aber selbst weiter Zeit auf Chevalier und lag bei 14 km bereits über 5 min zurück. An dieser Situation sollte sich auch auf den folgenden beiden Laufrunden in der Mittagshitze von Cozumel nichts mehr Gravierendes ändern. Leon Chevalier triumphierte nach 6:42:31 Stunden vor Chris Leiferman (+9:30 min) und beendet das Jahr so wie er es begonnen hatte. Anfang März gewann der laufstarke Franzose den Ironman Südafrika.

Spielverderber Wikowiecki - Sebi verliert Podium auf den letzten Metern

Und dann war er da, der letzte Zieleinlauf von Sebastian Kienle als Triathlonpro. Dass der Pole Robert Wilkowiecki auf den letzten Metern mit einem 2:39er-Stunden-Marathon noch "virtuell"* vorbeizog und sich so Rang drei sicherte dürfte in Kienle-Karriererückblick  nur eine Randnotiz bleiben. (*Robert Wilkowiecki war mit Startnummer 4 mit 15 Sekunden Abstand auf Kienle ins Rennen gegangen und lief zeitgleich mit ihm ins Ziel ein). 

Astle dominiert das Radfahren – DNF beim Laufen

Bei den Frauen war es die Britin Ruth Astle, die in ihrer Paradedisziplin vom Start weg aufs Tempo drückte und so schnell eine Lücke zu ihren Mitkonkurrentinnen riss. Zum Ende der ersten Radrunde war es sogar Pro-Oldie Dede Griesbauer, die mit einer Minute Rückstand die Verfolgerinnen anführte. Wenig später zeigten sich dann Astles ernsthafte Mitkonkurrentinnen um den Sieg. Svenja Thoes führte eine Dreiergruppe mit der Kanadiern Angela Naeth und der spanischen Vorjahressiegerin Gurutze Frades an. Im weiteren Verlauf konnte die Britin ihren Vorsprung bis auf sechs Minuten ausbauen und so mit einem Zeitpolster in den Marathon wechseln. Aus dem Verfolgertrio war mittlerweile ein Duo mit Thoes und Naeth geworden, da Frades in der dritten Radrunde viel Zeit verlor und erst als Fünfte (+12:18) hinter der Kanadierin Danielle Fauteux die Verfolgung aufnahm.

Frades die beste Läuferin  - Thoes überzeugt erneut

An der ersten Zwischenzeitnahme bei km 7 war dann von Astle nichts mehr zu sehen. Die Auflösung kam prompt via Instagram. Ruth Astle war schon auf den ersten Laufkilometern entkräftet ausgestiegen. Thoes führte nun das Rennen vor Naeth (+3:42) und einer entfesselnd laufenden Frades (+5:13) an. Nach der ersten der drei Wendepunktrunden war die Spanierin bereits auf Rang zwei vorgerückt und machte nun Jagd auf die führende Deutsche. Die Halbmarathonmarke passierte Thoes noch als Leaderin, bevor Frades vorbei und ebenso schnell davonzog. Die 42-jährige Baskin hatte das Rennen voll im Griff und siegte mit einem 2:49er Marathon überlegen vor Thoes (7:43:03) . Rang drei ging an die Niederländerin Marlene Helen de Boer, die sich in der zweiten Marathonhälfe noch an Angela Naeth vorbeischieben konnte.