10. OstseeMan: Nicole Woysch und Christian Nitschke erneut vorn

von Niels-P. Binder/tri2b.com für tri2b.com | 08.08.2011 um 10:59
Die beiden Streckenrekordhalter des OstseeMan-Triathlons wurden ihren Favoritenrollen gerecht: Nicole Woysch und Christian Nitschke gewannen die 10. Auflage des OstseeMan-Triathlons in Glücksburg. Von ihren eigenen Bestmarken auf dem anspruchsvollen Rundkurs bei Schleswig-Holsteins größtem Triathlonspektakel blieben der Rostocker und die Saarländerin jedoch deutlich entfernt.

Typisch norddeutsche Witterungsbedingungen an der Küste machten die 10. Auflage des OstseeMan-Triathlons zu einem Härtetest. Bei Deutschlands einzigem Langdistanz-Triathlon (3,8 km Schwimmen – 180 km Radfahren 42,195 km Laufen) mit Schwimmstrecke im offenen Meer warteten auf die 580 gemeldeten Einzelstarter und 840 Teilnehmer in den 280 gemeldeten Staffeln am frühen Morgen graue Wolken, stürmische Winde und eine aufgewühlte Ostsee. Zum runden Geburtstag des Glücksburger OstseeMan-Triathlons erinnerte das Ambiente zunächst an die allerersten Stunden des Langdistanzrennens an der Förde: Dunkle Wolken, Regenschauer und ungemütliche Winde hatten auch den 95 Startern bei der Premiere des OstseeMan-Triathlons zu schaffen gemacht. Anders als im Sommer 2002 mussten die Athleten diesmal aber nicht bis in den Nachmittag warten, ehe der Himmel aufriss. Bereits während der ersten Disziplin suchte sich die Sonne ihren Weg an den Glücksburger Kurstrand und sorgte zum runden Geburtstag des Klassikers für klassisches Schleswig-Holsteinisch-Wetter mit blauem Himmel, aber auch strammem Wind. Die böigen Lüfte machten den Athleten gleich bei zwei Disziplinen erheblich zu schaffen. Insbesondere das Schwimmen wurde nicht nur für die Gäste aus südlicheren Bundesländern, sondern auch für viele hartgesottene Nordlichter zu einer echten Herausforderung. Die mit 19 Grad Wassertemperatur zwar noch recht milde Flensburger Förde wartete mit heftigen Wellen, die Kraft und Zeit kosteten. „Die Wellen waren so hoch, dass man die Bojen gar nicht mehr sehen konnte“, berichteten die Athleten über ihre Erlebnisse auf den ersten 3,8 Kilometern des insgesamt 226 km langen Wettkampfs rund um Glücksburg. Selbst die echten Schwimmspezialisten in den Staffeln hatten Mühe mit dem Wellengang. „Solche Wellen sind wir bei uns nicht gewohnt. Ich habe viel Wasser geschluckt und musste mich im Meer zwei Mal übergeben“, erklärte der 18-jährige Till Gurke aus der siegreichen Berliner Staffel „Synergy Pro Training“, der im Vorjahr als bester Schwimmer mit einem Bundeswehr-Trio den Staffelstreckenrekord auf 7:44:58 Stunden gedrückt hatte. Dieses Mal benötigte das Schwimm-Ass bei den ungewohnten Bedingungen zehn Minuten länger, ehe er den Zeitmess-Chip an den Radfahrer seines Teams übergeben konnte. Der Staffelerfolg der Berliner geriet dennoch nicht in Gefahr. Radfahrer Richard Geng und Marathonläufer Marco Appler brachten den Erfolg nach 8:14:29 Stunden ins Ziel.

 

Kleine und größere Unannehmlichkeiten

 

Nicht viel besser als Gurke erging es auch den Streckenrekordhaltern unter den Einzelstartern, die beide auch erhebliche Mühen in den Ostseewellen hatten und den Kraftverlust aus der ersten Disziplin im weiteren Wettkampfverlauf deutlich spürten. „Das war das härteste Rennen meiner Karriere“, erklärten fast wortgleich im Abstand von nur 15 Minuten die beiden topplatzierten Männer nach dem Zieleinlauf. Wie alle anderen Athleten hatten auch die Spitzenathleten mit dem starken Wellengang zu kämpfen und büßten in der Förde etliche Minuten gegenüber ihren Bestmarken ein. Auch das Radfahren fiel bei böigen Winden an der Küste deutlich schwerer als in den Vorjahren und raubte den „Eisenmännern“ und „Eisenfrauen“ schon vor dem abschließenden Marathonlauf die Kräfte aus den Beinen. Männersieger Christian Nitschke zeigte sich überglücklich über seinen zweiten Sieg in Glücksburg, obwohl er den angestrebten neuen Streckenrekord klar verfehlte. „Das Schwimmen war für mich eine Katastrophe, auf dem Rad bin ich auf der nassen Strecke zu Beginn kurz ausgerutscht und dann hat mich auch noch eine Wespe gestochen“, berichtete der Rostocker über mehrere kleine und größere Unannehmlichkeiten während des Wettkampfs. Dass er trotz der Widrigkeiten dennoch das Ziel erreichte und seinen lange Zeit sehr hartnäckigen Verfolger Horst Wittmershaus (SC Weyhe/ 8:49:53 Stunden) am Ende auf Distanz halten konnte, erfüllte den 26-jährigen Triathlonprofi mit Stolz und Freude. Sowohl Nitschke als auch Horst Wittermershaus legten auf den letzten Kilometern sogar kurze Gehpausen ein. „In der letzten Runde war mein Akku einfach leer“, bekannte Wittmershaus, der fast acht Stunden lang stets mit nur wenigen Minuten Rückstand dem Führenden hinterher jagte, ehe er in der Schlussrunde einbrach und Nitschke den Abstand ausbauen konnte. Dritter wurde Georg Amstett (Pirmasens) in 8:54:27 Stunden.

 

Sieg tut richtig gut

 

„Ich bin eigentlich erstmal nur froh, dass ich das Schwimmen überlebt habe“, erklärte Nicole Woysch, als sie nach 9:43:17 Stunden ihren zweiten Sieg an der Förde feiern durfte. „Die Bedingungen waren mit 2009 überhaupt nicht vergleichbar und der Streckenrekord bereits nach der ersten Disziplin nicht mehr drin“, stellte die 35-jährige Saarländerin fest. Nachdem Woysch trotz der Probleme mit dem Wellengang als Erste aus dem Wasser gekommen war, musste sie auf der Radstrecke Dana Wagner vom SV Wolfenbüttel vorbeiziehen lassen. Mit einem starken Marathonlauf fing Woysch die Führende jedoch nach zehn Laufkilometern wieder ein und lief danach einem souveränen Sieg entgegen. „Ich wusste, dass ich den Rückstand auch wieder aufholen kann, aber bei einem Ironman kann man nie sicher sein, ob man selbst ohne Probleme durchkommt“, gab die Topathletin Einblick in ihre Gedanken während des Wettkampfs. Nach einem bislang eher holprigen Saisonverlauf war der OstseeMan-Sieg für Woysch genau das passende Erfolgserlebnis, das ihr im Jahr 2011 bislang fehlte, nachdem sie sich entschieden hatte, auf eine Hawaii-Qualifikation zu verzichten. „Der Sieg hier freut mich riesig und tut richtig gut“, sagte Nicole Woysch. Die nach dem Radfahren führende Dana Wagner sowie Mitfavoritin Caroline Koll aus Südafrika stiegen auf der Laufstrecke vorzeitig aus. Dörte Siebke aus Hamburg lieferte dagegen in Glücksburg erneut einen starken Wettkampf ab und wurde in 10:27:41 Stunden Zweite vor Carmen Krebs aus dem bayrischen Karlstadt, die 11:12:50 Stunden benötigte. Lokalmatadorin Susanne Kluge-Credo von den TriAs Flensburg kam nach 11:24:48 Stunden als Gesamt-Vierte und beste Schleswig-Holsteinerin ins Ziel.