Kurzmeldung


Blutarmut ist oft vorgetäuscht

von Jens Richter für tri2b.com | 27.11.2002 um 22:23
Laborbefunde haben nicht immer Recht: Wenn bei Ausdauersportlern eine Anämie, also ein Mangel des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, festgestellt wird, so handelt es sich oftmals schlicht um den sogenannten "Verdünnungseffekt", berichtet die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. Die Gesamtzahl der roten Blutkörperchen mag dabei jedoch genauso normal sein, wie deren Fähigkeit zur Sauerstoffbindung. Und die ist wiederum abhängig von der Hämoglobinmenge in der einzelnen, roten Blutzelle.

Ausdauernde, sportliche Belastungen sorgen für die Täuschung von Arzt und Labor. Bei langen Ausdauerbelastungen ohne gleichwertigen Flüssigkeitsersatz dickt das Blut nämlich zunächst ein. Und in der Erholungsphase kompensiert der Körper dies dann durch ein gesteigertes Durstgefühl und eine oftmals etwas überschießende Trinkmenge. Die Folge ist ein vorübergehend "verdünntes Blut". 

Dieser Rückkopplungsmechanismus ist bei Ausdauersportlern in trainingsintensiven Phasen besonders ausgeprägt: Bis zu 25 Prozent mehr an Blutplasma können in den Blutgefäßen dann zirkulieren. Die Zahl der Blutzellen jedoch bleibt konstant. – Häufig suchen Sportler ja gerade in Zeiten intensiven Trainings den Arzt zum Gesundheits-Check auf und sorgen somit selbst für die "Fehldiagnose". Die Plasmavermehrung kann nämlich bis zu fünf Tage lang anhalten. 

Immerhin ist ein verstärkter Eisenverlust über den Schweiß und den Urin bei Leistungssportlern bekannt. Und wenn dabei für längere Zeit die Zufuhr knapp ist, sind die Reservoirs des Körpers irgendwann einmal aufgebraucht. Während weniger sportliche Menschen täglich 10-15 Milligramm Eisen verlieren, sind es bei Sportlern 15-18 Milligramm pro Tag, also ein wenig mehr. 

Dafür reicht in der Regel eine möglichst fleischhaltige, ausgewogene Ernährungvollkommen aus. – Vegetarier oder auch junge Sportler im Wachstum sollten ihr Blut dagegen häufiger untersuchen lassen, um einen Mangel frühzeitig zu erkennen. Sollte sich die "Diagnose Anämie" bei einer Kontrolle bestätigen, so würde nach ärztlichem Rat eine zeitlich begrenzte, künstliche Eisensubstitution durchgeführt.