Ironman 70.3 WM: Taylor Knibb düpiert die Konkurrenz, Laura Philipp Sechste

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 26.08.2023 um 12:02
Taylor Knibb hat in beeindruckender Weise ihren WM-Titel bei der Ironman 70.3 World Championship 2023 im finnischen Lahti verteidigt. Die US-Amerikanerin fuhr beim Radfahren in einer anderen Liga und triumphierte nach 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 3:53:02 Stunden. Rang zwei sicherte sich nach einer fulminanten Aufholjagd die Britin Kat Matthews (3:57:05), die auf den letzten Kilometern Imogen Simmonds (3:57:56) aus der Schweiz noch abfangen konnte. Laura Philipp beendete das Rennen auf Rang sechs, die wie die neuntplatzierte Daniela Ryf mit der Vergabe der Podiumsplätze nicht zu tun hatte. Anne Reischmann sorgte als Zehnte für die zweite deutsche Top Ten-Platzierung.


Nebel sorgt für Startverzögerung

Zunächst war der zähe Morgennebel, der sich mit einem grauen Schleier über Lathi und den Vesijärvi See gelegt hatte, der Spielverderber der gut ca. 2500 Athletinnen, die auf ihrem Start bei der Ironman 70.3 WM in Lahti entgegenfieberten. Aus Sicherheitsgründen verschoben die Organisatoren den Start um eine halbe Stunde. Der Nebel lichtete sich anschließend schnell und so konnte der Start bei besten Bedingungen – der 19 Grad warme Vesijärvi See zeigte sich spiegelglatt – erfolgen.

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Das Feld der gut 40 Profifrauen zog sich dann bereits auf der 500 m langen Startgeraden in die Länge, da vorne vom Start weg Taylor Knibb aufs Tempo drückte. Nur vier Athletinnen konnten sich an die Fersen der US-Amerikanerin klemmen, die erst vor gut einer Woche auf Rang fünf beim olympischen Testrennen in Paris einlief und sich damit frühzeitig die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 sicherte. Zu den vier Auserwählten zählten Pamela Oliveira (BRA), Lucy Buckingham (GBR), Imogen Simmonds und Caroline Pohle.

Die Britin Buckingham führte nach 24:43 min dieses Führungsquintett in die erste Wechselzone. Die erste Gruppe der Verfolgerinnen führte die Australierin Ellie Salthouse (+1:22 min) an. In dieser Gruppe mit dabei: Kat Matthews, Holly Lawrence, Emma Palant-Browne (alle GBR), Paula Findlay, , Tamara Jewett (beide CAN) und die Schweizerin Daniela Ryf. Von den Mitfavoritinnen fehlte nur Laura Philipp, die auf Rang 23 mit 2:44 min Rückstand zu ihrem Wechselplatz kam. Laura Jansen und Anne Reischmann (+3:46) stürmten Seite an Seite in die T1.

Knibb startet den Radturbo – nur Simmonds kann anfangs folgen

Auf dem Rad fuhr Knibb ähnlich vehement an, wie zuletzt beim PTO-Rennen in Milwaukee. Schon nach 15 km konnte nur noch Simmonds folgen, Buckingham (später mit DNF) lag an Position drei bereits 50 Sekunden zurück, Oliveira (+1:40) folgte auf Rang vier, bevor knapp dahinter die fünfmalige Ironman 70.3-Weltmeisterin Daniela Ryf die Verfolgerinnen anführte. Noch vor der Hälfte der Raddistanz konnte auch Simmonds nicht mehr folgen.

Das Rennen wurde nun zur One-Women-Show von Taylor Knibb. Simmonds hatte bald über eine Minute Rückstand und die erste vierköpfige Verfolgergruppe mit Matthews, Findlay, Pallant-Browne und Ryf fiel auch immer weiter zurück. Dahinter konnte sich Laura Philipp zwar bis auf Rang neun nach vorne schieben, ihr Rückstand betrug allerdings bereits fast fünf Minuten - Tendenz steigend.

Auf dem Rückweg nach Lahti vergrößerte Knibb ihren Vorsprung weiter. In 2:07:42 Stunden markierte die 25-Jährige die beste Radzeit des Tages und nahm Simmonds, die die zweitbeste Radzeit fuhr, über zwei Minuten ab. Der Rest der Favoritinnen bekam fünf und mehr Minuten aufgebrummt. Als dritte startete Kat Matthews (+5:30) in den schweren Halbmarathon, der allerdings zum Laufstart ein Verfolgertrio mit Ryf, Pallant-Browne und Findlay im Nacken saß. Über sieben Minuten hinter Knibb ging Philipp auf die Laufstrecke, die gleich nach dem Start über die Leichtathletik-Bahn des Stadions von Lahti ging, mit dem imposanten Blick auf die drei Salpausselkä Skisprungschanzen.

Homerun für Knibb – Spannung um Rang zwei

Spätestens als Knibb zum zweiten Mal durch das weite Stadionrund lief und von den nicht allzu vielen, aber dafür umso engagierteren Fans lautstark angefeuert wurde, war klar, dass die alte Ironman 70.3 Weltmeisterin auch die neue sein wird. Knibb lief ihr Rennen sicher nach Hause und blieb mit ihrer Siegerzeit von 3:53:02 Stunden exakt eine Sekunde unter der bisherigen Overall-Ironman 70.3 Bestzeit, die Laura Philipp im vergangenen Jahr beim Ironman 70.3 Dubai aufstellte.

Spannend wurde es auf der zweiten Laufrunde um Rang zwei. Am  höchsten Punkt der Laufstrecke auf dem Salpausselkä Moränenhügel lag Matthews nur noch eine knappe Minute hinter Simmonds. Als die Laufstrecke noch einmal entlang des Vesijärvi Sees zum finalen Wendepunkt führte, hatte die Britin die Schweizerin im Blick und zog wenig später mit flinken Schritten vorbei. Kat Matthews lief in 3:57:05 Stunden zu Rang zwei und ihrem ersten Podiumsplatz bei einer Ironman 70.3-WM. Imogen Simmonds gab Rang drei nicht mehr aus der Hand und durfte sich vier Jahren nach ihrem damals überraschenden dritten Platz bei der Ironman 70.3 WM in Nizza über ihr zweites 70.3 WM-Podium freuen.

Bei den Geschlagenen: Laura Philipp und Daniela Ryf 

Emma Pallant-Brown und Paula Findlay im Vorjahr bei der 70.3 WM in St. George noch mit Taylor Knibb auf dem Podium, kamen auf den Rängen vier und fünf ins Ziel. Auf Rang sechs folgte Laura Philipp, die zumindest ihr Laufduell gegen die Neuseeländerin Amelia Watkinson (8.) gewinnen konnte. Dazwischen schob sich als Siebte noch die Französin Majorlaine Pierre (7.). Deutlich an Boden verlor auch Daniela Ryf auf der Laufstrecke, die als Neunte mit gesenktem Kopf im Ziel einlief. Ganz anders das Minenspiel von Anne Reischmann, die als Zehnte ihre Dazugehörigkeit zur erweiterten Weltspitze über die Mitteldistanz bestätigte und sich zugleich gegenseitig mit ihrer Teamkollegin Imogen Simmonds beglückwünschte.

Die Platzierungen der weiteren Deutschen

Laura Jansen beendete ihr Rennen auf Rang 26, Lisa Gerß folgte auf Rang 29. Caroline Pohle, die beim Schwimmen noch an den Fersen von Knibb hing, finishte auf Platz 34.