OstseeMan: Nitschkes fünfter Streich in Rekordzeit

von Niels-P. Binder für tri2b.com | 03.08.2014 um 21:23
Christian Nitschke kann sich einmal mehr Mr. Ostseeman nennen. Der 29-jährige Triathlonprofi aus Rostock hat zum fünften Mal in Folge den OstseeMan in Glücksburg über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen gewonnen und dabei seine eigene Streckenbestzeit auf 8:24:41 Stunden gedrückt. Die Frauenkonkurrenz entschied zum zweiten Mal Almuth Grüber (9:27:56 Std.) aus Mannheim für sich. Heftige Regengüsse sorgten für schwierige Bedingungen bei Deutschlands nördlichstem Langdistanz-Triathlon.

Bei Deutschlands einzigem Langdistanz-Triathlon mit Schwimmstrecke im offenen Meer fand Nitschke erneut das für ihr perfekte Revier, um seine starke Form auch in ein imposantes Ergebnis zu verwandeln. Gut gelaunt und freundlich wie immer, aber auch optimistisch und siegessicher wie selten zuvor schwamm, radelte und lief der Rekordsieger zu seinem fünften Erfolg in der Stadt am Wasserschloss. Nachdem er bei den ersten beiden Disziplinen in Till Schramm vom SV Bergisch Gladbach noch einen ebenbürtigen Gegner hatte, mit dem er sich in der Führung immer wieder abwechselte, schaltete Nitschke beim abschließenden Marathon noch einen Gang nach oben und machte schnell klar, dass er die Lust auf Siege beim OstseeMan noch nicht verloren hat.

 

Rekordfahrt durch den Regen

 

Auch von den heftigen Regengüssen während der ersten beiden Radrunden und dem anschließenden Nieselregen bei den Runden durch das hügelige Angeln ließ sich der Titelverteidiger in seiner Tempolaune nicht bremsen. „Ich habe beim OstseeMan ja schon viel erlebt, aber vier Stunden durch den Regen zu fahren, war für mich auch neu“, erklärte der alte und neue Champion. Doch als echter Triathlonprofi konnte sich Nitschke auch auf die schwierigen Verhältnisse schnell einstellen. „Bei einem Trainingslager in Thailand sind wir sogar stundenlang durch knöcheltiefe Regenbäche gefahren“, berichtete Nitschke aus seinem Erfahrungsschatz. Obwohl die neu geschnittene Radstrecke über Langballig von den meisten Aktiven als deutlich anspruchsvoller empfunden wurde, spulte der Rostocker die 180 Radkilometer schneller ab als jemals zuvor und legte damit die Grundlage für seinen neuen Streckenrekord, mit dem er seine Bestmarke von 2010 und rund zweieinhalb Minuten verbesserte.


Zweiter Schramm kämpft nur noch ums Durchkommen

Nachdem er noch fast zeitgleich mit seinem Hauptrivalen Till Schramm zum letzten Wechsel im Kurpark eingebogen war, drückte Nitschke auf der Laufstrecke sofort aufs Tempo und nahm seinem Verfolger früh die Hoffnung auf eine Überraschung. „Trotz des engen Rennens war ich diesmal die ganze Zeit vom Sieg überzeugt“, gab sich Nitschke nach dem Rennen ungewohnt selbstsicher. Hatte er in den Vorjahren auch einige Siege mit viel Kampf und Mühe errungen, schienen ihn diesmal seine Beine locker ins Ziel zu tragen. „Mittlerweile kenne ich so viele Menschen an der Strecke. Da kann man sich eigentlich auch gar nicht hängen lassen“, erklärte der von der OstseeMan-Atmosphäre seit Jahren begeisterte Seriensieger und gab damit auch den Grund an, warum er auch im Gefühl des sicheren Sieges nicht vom Tempo abließ. Dass er auf der Laufstrecke etwas mehr Potenzial haben sollte als sein Hauptkontrahent, war Nitschke bewusst. „Wir hatten nun schon einige Duelle. Da ist es manchmal von Vorteil, wenn man den Gegner kennt“, sagte Nitschke.

Schramm hatte sich spätestens nach der Hälfte der Laufstrecke allerdings ohnehin von allen Siegesambitionen verabschiedet. „Ich habe wohl beim Schwimmen zu viel Salzwasser geschluckt und hatte danach Probleme mit der Nahrungsaufnahme“, berichtete Schramm, der so seine Energiespeicher nicht mehr aufladen konnte und sich auf den letzten Kilometern entkräftet zum Ziel kämpfte. „Zum Schluss ging es nur noch ums Durchkommen“, sagte Schramm, als nach immer noch starken 8:36:34 Stunden „gefinisht“ hatte. Der Niederländer Thijs Koelen (Twente/ 8:55:56 Std.) rannte als Dritter ins Ziel. Mitfavorit Sören Wallmen aus Köln stieg nach mehreren Radpannen bei der zweiten Disziplin frustriert aus. Platte Reifen durch den vom Regen auf die Straßen gespülten Split kosteten viele Athleten Zeit, Nerven und Material. Zudem sorgten die nassen Straßen auch für zahlreiche Stürze und Ausrutscher, von denen die meisten jedoch glimpflich endeten.


Woysch nach dem Radfahren in Führung, Grüber am Ende Erste

In der Frauenkonkurrenz war es Almuth Grüber aus Mannheim, die mit ihrer Ausdauer das Rennen für sich entschied. Nach 9:27:56 Stunden jubelte die 33-jährige Polizistin aus Baden über ihren zweiten Sieg beim OstseeMan und die zweitschnellste bislang beim OstseeMan von einer Frau erzielte Zeit. Ihre gestrige Siegerzeit lag nur fünf Minuten über dem fünf Jahre alten Streckenrekord von Nicole Woysch (9:22:24 Std.). Die Streckenrekordhalterin nahm erneut einen am Ende erfolglosen Anlauf für einen dritten Sieg an der Ostsee. Nachdem sie noch als Führende auf die Langstrecke gegangen war, musste Nicole Woysch schon auf der ersten Laufrunde die spätere Siegerin vorbei ziehen lassen und gab wenig später sichtlich angeschlagen das Rennen auf. Vorjahressiegerin Julia Bohn (Offenbach/ 9:59:49 Std.) und Kathrin Walther (Süßen/ 10:01:35 Std.) komplettierten mit klarem Abstand die weiteren Podiumsplätze.

In den Staffelwettbewerben durften gleich zwei Mal Teams aus dem Norden jubeln. Der Flensburger Johannes Diller bildete gemeinsam mit seinem früheren TriAs-Vereinskameraden Birger Jörgensen und dem Kieler Martin Hermes das Trio „Intersport Hans Jürgensen“, das in 8:33:27 Stunden alle anderen Teams hinter sich ließ. Den Sieg in der Frauenwertung sicherte sich die Staffel der Nord-Ostsee-Sparkasse. Ulrike Harksen, die sowohl schwamm als auch lief, und Marathon-Ass Karen Paysen waren in 9:49:15 Stunden schneller als alle anderen Frauenstaffeln. Bei den Veranstaltern um Reinhard Husen zeigte man sich trotz des zwischenzeitlichen Regenwetters und der dadurch verursachten Stürze erleichtert, dass noch schlimmere Wetterkapriolen und Gewitter während des 15 Stunden langen Sporttages ausblieben.