OstseeMan: Rekordjagd im hohen Norden

von Niels-P. Binder/tri2b.com für tri2b.com | 08.08.2006 um 21:44
Der Berliner Joseph Spindler und Birgit Schönherr-Hölscher aus Witten sind die Sieger des OstseeMan-Triathlons 2006. Beim großen Langstreckentriathlon in Glücksburg liefen sie nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen als Erste über die Ziellinie am Glücksburger Kurstrand. Die Stadt am Wasserschloss setzte sich bei prächtigem Sommerwetter einmal mehr als Ausdauer-Eldorado des Nordens in Szene. Insgesamt 800 Athleten kämpften an der Flensburger Förde unter dem Beifall von mehreren Tausend Zuschauern gegen die gigantische Strecke. Das Schwimmen im offenen Meer und die stimmungsvolle Kulisse an der Strecke ließen bei hochsommerlichen Temperaturen wie in den Vorjahren wieder einen Hauch von Hawaii am Ostseestrand aufkommen.

 Insgesamt 375 Einzelathleten wagten sich bei Deutschlands drittgrößtem Langstreckenwettbewerb an die legendäre Distanz, die auf der Pazifikinsel ihren Ursprung und ihr Mekka hat.

Vier Minuten fehlen zu Klumpps Bestmarke

Nach 8:41:08 Stunden lief unter tosendem Jubel, der Sonne und Stimmung genießenden Triathlonfans, der Berliner Joseph Spindler als neuer Sieger des OstseMan-Triathlons ins Ziel. Nach einer phänomenalen Rad- und Laufleistung blieb der 32-Jährige nur vier Minuten hinter dem Streckenrekord von Vorjahressieger Mathhias Klumpp. „Nach meinem zweiten Platz vor zwei Jahren wusste ich, dass ich hier noch mal her muss“, erklärte der strahlende Sieger, der den Konkurrenten diesmal keine Chance ließ. Der Berliner hatte, nachdem er sich angesichts seines Vorsprungs beim letzten Wechsel schon recht sicher fühlen konnte, sogar noch Klumpps Bestzeit im Visier: „Die ersten Runden bin ich dann noch auf Risiko mit Ziel Streckenrekord gelaufen, habe das Tempo aber dann doch nicht ganz halten können“, erläuterte der Sieger von Tri Team Berlin den Rennverlauf.

Langstrecke ist Triathlon pur

Mit klarem Abstand landeten Ulf Bartels (SV 05 Würzburg; 9:07:07 Std.) und Steffen Sachs (Tristar Regensburg; 9:12:55 Std.) auf den weiteren Medaillenplätzen. An diesen kratzte auch der schleswig-holsteinische Lokalmatador Lars Apitz. Vier Jahre nach seinem letzten Langstreckenstart landete der 38-Jährige vom USC Kiel nach 9:14:42 Stunden auf dem vierten Platz der Gesamtwertung und sicherte sich damit den Titel des Norddeutscher Meisters und den Sieg in der „Militär Challenge“. „Das war echt ein gigantisches Erlebnis. Die Langstrecke ist einfach Triathlon pur“, strahlte der Athlet, der zur Sportfördergruppe der Maritimen Fünfkämpfer in Eckernförde gehört.

Laufspezialistin holt den Rekord

Was bei den Männern noch knapp verpasst wurde, gelang bei den Frauen: Ein neuer Streckenrekord. Nach 9:59:29 Stunden blieb die Uhr für Birgit Schönherr-Hölscher stehen. So schnell wie die 38-Jährige vom PV Triathlon Witten war bisher noch keine Frau durch die Ostsee geschwommen, durch das hügelige und windige Angeln geradelt und den anspruchsvollen Marathon rund um das Wasserschloss gerannt. Die 100-km-Europameisterin sicherte sich ihren Erfolg mit einer eindrucksvollen Aufholjagd. Die 24-jährige Jennifer Lehmler (TG Oberlahnstein) war mit 23 Minuten Vorsprung auf die abschließende Laufstrecke gegangen, hatte der Ausdauerhärte und dem Laufpotenzial der Ultraläuferin aus Witten am Ende jedoch nichts mehr entgegen zu setzen. Nur wenige Monate nach ihrem Sieg bei den 100-km-Europameisterschaften feierte die „gelernte“ Läuferin, die erst vor drei Jahren auch den Triathlon für sich entdeckt hat, ihren ersten großen Erfolg im Ausdauer-Dreikampf. „Triathlon ist ein sehr ganzheitlicher Sport und es scheint meinem Laufen nicht zu schaden“, konstatierte die Athletin aus dem Nationalkader der Ultralangläufer. „Der OstseeMan vor zwei Jahren war für mich der Einstieg in den Triathlon. Hier ist alles sehr persönlich organisiert und jeder einzelne Athlet wird gewürdigt“, lobte Schönherr-Hölscher das Engagement des Ausrichterteams um Renndirektor Reinhard Husen. Die junge Jennifer Lehmler lief nach ebenfalls noch sehr starken 10:15:07 Stunden als Zweite ins Ziel. Die schnellste der 142 Staffeln erreichte noch vor den Einzelsiegern das Ziel. Die für die „Wittenseer Quelle“ angetretenen Kieler Triathlonasse Benjamin Winkler und Nils Görke spulten die Strecke zusammen mit Marathonspezialist Robert Vrban in 8:27:00 Stunden ab. Die letzten Ausdauerfreaks drehten in der Glücksburger Abendsonne eisern ihre Runden bis zum Zielschluss in den späten Abendstunden.