Alexander Taubert im Interview: Trommeln statt Trainieren?

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 15.11.2002 um 08:00
Natürlich kannten Insider den Namen des diesjährigen Hawaii-Fünften seit langem. Aber viele Fakten über seine sportliche Karriere und seine Sicht der Dinge waren nicht zu bekommen, während der 33-jährige Mannheimer auf Maui relaxte. Inzwischen ist er zurück und konnte uns helfen ...

Die Starterliste auf Hawaii offenbart ja sehr Persönliches: Wer es auf Hawaii schon wie oft getan hat, wie viele Jahre die Konkurrenz in der Altersklasse davor noch zittern muss und welche Qualifikationen den Athleten im wirklichen Leben zieren. Schöne Aufmacher gäbe es her, über den schnellen Fettstoffwechsel des Ökotrophologen Sabatschus oder das Glück des Kaminkehrers Forster zu sinnieren. Aber was genau macht ein Kosmopolit? Alexander Taubert amüsiert sich über die nachdenklichen Gesichter. – Doch eigentlich meint er das schon ernst. Er bezeichnet sich als weltoffen und reist gern - und er ist bodenständig und kommt gern wieder nach Hause. Im Augenblick gibt es dort auch einiges zu erledigen. Teil eins: Der Rückblick und der Trainer ... tri2b: Tag Alex - gerade wurden in Cancun die Weltmeister gekürt. Interessiert Dich das Ergebnis? Taubert: Ach ja! Wer hat gewonnen? – Und wie ist der Ironman Florida ausgegangen? Nein, im Ernst – das registriere ich natürlich schon, aber dass die Kurzstrecke nicht so ganz meine Welt ist, das ist ja auch bekannt. tri2b: Der Hawaii-Ironman ist jetzt ein paar Wochen her. Aus dem Abstand betrachtet: War es ein perfektes Rennen – Dein bestes dort? Taubert: Vielleicht mein bestes Rennen dort, ja. Es war auch fast perfekt – naja, bis auf so ein paar Kleinigkeiten. Die gibt's ja immer. Ich war echt unsicher, wie das beim Schwimmen laufen würde. Ich konnte nach einem Trainingssturz mit den frischen Schürfwunden über eine Woche lang überhaupt nicht mehr ins Wasser. Und wenn da im Rennen was dran gekommen wäre, hätte ich Stress gekriegt. – Das Schwimmen war dann sogar sehr gut. Diesmal bin ich weit vorn gestartet und hab's nicht verpennt, wie im letzten Jahr. Ich war gleich in der Gruppe mit Hellriegel und Leder – weiß gar nicht, wie Thomas das gemacht hat. Und auch Jürgen Zäck ... im Becken haben die doch keine Chance und dort keulen sie fast jedes Mal mit grober Kraft vorn mit. Am Ende der Radstrecke hatte ich dann üble Rückenschmerzen und der linke Fuß ist eingeschlafen. Das hat beim Laufen zwölf Kilometer gedauert, dann ging's aber voran. Aber trotzdem, das war wohl mein bestes Rennen! tri2b: Vielleicht bist Du nun sogar der erfolgreichste Deutsche auf Big Island in den letzten zehn Jahren. Ist so etwas für Dich ein Thema? Taubert: Das finde ich zweitrangig – aber irgendwie bin ich da vorne vielleicht der konstanteste. Bis auf Thomas Hellriegel hatten sie alle schon mindestens einen Ausreißer – Leder, Zäck und jetzt auch Stadler. Aber wer weiß – vielleicht bin ich auch noch mal dran ... (lacht) In der ganzen Langeweile vor dem Rennen auf Hawaii habe ich mal ausgerechnet, dass ich durchschnittlich 15,38er geworden bin in den letzten zwölf Jahren. Das ist doch ganz gut, oder? tri2b: Aber das hat hierzulande kaum jemand bemerkt. Danach sprachen fast alle Agenturen und Redaktionen von der Überraschung durch einen Nobody. Das muss doch eine große Enttäuschung für Dich gewesen sein nach zwölf so erfolgreichen Rennen. Taubert: Ja, sogar in der Mannheimer Tageszeitung stand diese Nobody- Sache der Agentur so drin – das hat mich echt geärgert. Unsere Lokalsportredakteurin ist da übrigens auch viel besser ... tri2b: An der Kona-Küste hast Du Dich mal wieder klamm- heimlich beim Laufen nach vorn gearbeitet. Und trotzdem hatte man bei einigen erfolgreichen Rennen Deiner Ironman-Karriere den Eindruck, das Radfahren sei Deine Paradedisziplin. Was ist auf Hawaii anders? Taubert: Ja, Du sprichst auf Zürich an. Da bin ich auch schon die beste Radzeit gefahren, auch gegen Olivier Bernhard. Die damalige Strecke war bergig und schwer. Das lag mir mehr ... tri2b: Achso – der Radkurs auf Big Island ist zu leicht? Taubert: Natürlich nicht! Aber das ist so eine Drückerstrecke und außerdem hatte ich dort jedesmal zu Anfang 'schwere Beine'. In diesem Jahr war das mal anders und Peter Sauerland hatte mir auch vorgegeben, mal gleich voll zu gehen. Ich hatte ja eh dabei nichts verlieren können. tri2b: Wäre es im nächsten Jahr nicht mal ganz nett, mit Thomas Hellriegel vom Rad zu steigen? Taubert: Wie sollte ich das wohl anstellen!? Da lege ich's bestimmt nicht darauf an. Immerhin habe ich auch diesmal auf der zweiten Hälfte fast nichts mehr auf die Spitze verloren. Ich komme vielleicht besser mit der Hitze zurecht. Und ich kann hinten 'raus sehr konstant laufen, denke ich. Aber das soll auch so bleiben. tri2b: Würden neue Methoden im Training oder Wettkampf jetzt was bringen, um noch einen draufzulegen? Taubert: Wir probieren oft was neues aus, aber nicht so prinzipielle Sachen. Ich mache manches qualitätsorientierter und ich habe jetzt mal meine Ernährung geändert. Zum Beispiel habe ich seit dieser Saison die immunstoffreiche 'Biestmilch' ... tri2b: ... und den Wunderglauben? Taubert: Ich bin damit Fünfter geworden! Ehrlich! – Und davon gibt es auch ein Gel, dass auf meinen Schürfwunden wie eine zweite Haut gewirkt hat. Das hat die Heilung unglaublich beschleunigt. tri2b: Du arbeitest mit Deinem Trainer Peter Sauerland seit zehn Jahren zusammen. Hat diese lange Zeit den Umgang verändert? Taubert: Ja, mittlerweile ist das eher freundschaftlich. Die Betreuung ist sogar noch enger geworden und wir telefonieren so zwei bis drei Mal in der Woche. In den ersten Jahren hat er mir vor Trainingslagern oder wichtigen Wettkämpfen Tipps gegeben. Das war so zu der Zeit, als er als Bundestrainer nicht mit Steffen Große weitermachen wollte. Da bin ich dann ja auch ausge- stiegen. – Mittlerweile macht der Peter die Detailplanung in der ganzen Vorbereitung der großen Rennen und natürlich auch im Trainingslager und ich passe das dann dem Wetter oder meiner Tagesform noch etwas an. In Teil zwei: Würde ein Trainingslager mit Stadler, Zäck oder Leder ...