Aloha Hawaii – ein Erlebnisbericht (Teil 3: The race)

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 27.10.2002 um 13:37
Mythos Hawaii – für Martin Hackmann aus Berlin wurde endlich ein Traum wahr. Am 19. Oktober war es soweit: Der Startschuss zum IRONMAN Hawaii ertönte und Martin war mittendrin...

Mythos Hawaii – für Martin Hackmann aus Berlin wurde endlich ein Traum wahr. Am 19. Oktober war es soweit: Der Startschuss zum IRONMAN Hawaii ertönte und Martin war mittendrin. Als qualifizierter Age Grouper gehörte er in Hawaii zu den weltbesten Triathleten, die den Kampf gegen sich und die gnadenlose Uhr gewonnen haben. Tri2b hat Martin nach dem Rennen interviewt und mit ihm zusammen den dritten und abschließenden Teil seines Erlebnisberichts für euch verfasst. Welcome to paradise Ich bin wirklich hier, ich kann's kaum glauben, wandle unter Palmen im Paradies und auf dem "heiligen Boden" der Triathleten: Hawaii. Im Flugzeug hatte ich versucht, wenig zu schlafen, um dem drohenden Jet Lag ein Schnippchen zu schlagen. Dadurch gab's nach der Ankunft kaum Probleme mit der Zeitumstellung (MESZ: 12 Stunden zurück). Mehr machte mir dagegen das typische Hawaii-Klima mit hohen Temperaturen und extremer Luftfeuchtigkeit zu schaffen . Mein Ruhepuls war direkt von 40 auf 55 Schläge angestiegen. Die Stimmung vor dem Rennen Trainiert hatte ich nur noch ganz locker. Nachdem ich mir bei zwei kurzen Radausfahrten sechs Platten einfing, hatte ich mein Bike erst mal fluchend in die Garage gestellt. Grandios war die Stimmung immer morgens am Pier. Ab sieben Uhr morgens ging es zu wie in einem großen Ameisenhaufen. Die Bojen für den Wettkampf lagen schon aus und man konnte sich schon mal orientieren. Den ersten Frust gab's dann, als ich mich ohne Neo durch Wind um Wellen kämpfen musste. Da kamen mir dann schon Gedanken wie "Schaffe ich das Schwimmen?" oder "Komme ich überhaupt an?". Aber ein bisschen "Bauchgrummeln" gehört wohl einfach dazu. Relaxte Profis Die Profis waren erstaunlich locker und entspannt. Ständig begegneten mir welche am Strand, in Cafés oder beim lockeren Training. Unsere Unterkunft war genial: Direkt am Strand und am Alii-Drive. Auch Nina Kraft, Thomas Hellriegel und Markus Forster hatten hier eingecheckt. Mit Thomas und Markus waren wir einige Tage nach dem Wettkampf noch Klippenspringen. Beruhigend fand ich, dass auch die beiden vor dem Zehn-Meter-Sprung von der Klippe kurz gezögert haben. Triathlon und Klippenspringen ist halt doch ein Unterschied. Noch ein paar Stunden... Die Nacht vor dem Rennen war total entspannt. Noch nie habe ich vor einer Langdistanz so gut geschlafen. Vielleicht wegen dem Weizenbier? Da es aber nur eins war, glaube ich eher, dass die Wellen des Pazifiks mich in den Schlaf gesäuselt haben. Um vier Uhr holte mich der Wecker unsanft aus meinen paradiesischen Träumen. Die ganze Nacht hatte es stark geregnet. Hey, so hatte ich mir Hawaii aber nicht vorgestellt. Okay, gehen wir's an: erst in Ruhe frühstücken, dann mit dem Shuttle zum Pier. Die erste kleine Panik gab's dann bei der Oberarmbeschriftung. Da schlecht organisiert dauerte die Prozedur fast eine Stunde. Kaum noch Zeit für letzte Vorbereitungen in Ruhe. Dazu kam noch, dass ich für mein inzwischen "gebadetes" Rad kein Kettenöl dabei hatte. Zum Glück waren die Amerikaner sehr hilfsbereit. Hohe Wellen beim Schwimmen Ob ich nervös war? Ja, aber eigentlich nur kurz vor dem Schwimmstart. Ein langer Tag lag schließlich vor mir. Aber ich wollte es genießen. Der Druck war weg. Ich musste mich nicht qualifizieren und Siegambitionen hatte ich eh nicht. Ich war einfach froh, dabei zu sein und war gespannt, wie ich mit den harten Bedingungen auf Hawaii zurecht komme. Es ging los. "Etwas zu früh", dachte ich noch, als ich den Knall hörte. Um Gedränge zu vermeiden, hatte ich mich ganz links eingeordnet, abseits der Bojen und der Massen. Nach 500 Metern wurde es dann doch eng. Um mich herum nur noch Arme und Füße, die mir ins Gesicht schlugen. Kein Vergnügen. Dazu schwappten die Wellen ganz schön hoch. Als ich aus dem Wasser kam und die Zeit sah (01:06 h) war ich hochzufrieden. Besser als ich vorher gedacht hatte. Ach ja, was ich Hawaii-Triathleten empfehlen kann: Schaut euch vor der Abreise keine TV-Berichte über Haiunfälle in Hawaii an. Man sieht nur noch Flossen um sich... Einsam auf dem Asphalt Die ersten Kilometer auf dem Rad ging ich sehr verhalten an. Mein Puls war selten über 140 Schläge. Dann kamen die ersten Beschwerden: der Magen rebellierte. Es war, als hätte ich einen dicken Klumpen verschluckt. Ich vermute, dass es am eiskalten Gatorade und dem chlorierten Wasser lag, das auf der Radstrecke gereicht wird. Ansonsten fand ich die endlos langen Strecken auf dem Rad einfach klasse. Du wirst nicht abgelenkt und kannst völlig deinen Gedanken nachhängen. Einsamkeit pur. Fast wie Meditation. Marathon mit Magenproblemen Als ich vom Bike stieg, konnte ich wegen meiner Magenprobleme kaum aufrecht stehen. Andererseits fühlten sich meine Muskeln noch richtig gut an. Also weiter. Aufgeben? Was ist das? Ich vertraute darauf, dass es mir beim Laufen schon besser gehen würde. Die ersten Kilometer waren natürlich hart. Ich war erst mal froh, völlig einsam die Rollbahn des alten Flughafens entlang zu laufen. Meine Verpflegung hatte ich umgestellt auf Bananen pur und Wasser. An meine Powerbar-Gels, die ich mitschleppte, konnte ich noch nicht mal denken. An jeder Verpflegungsstation dann einen Becher Cola. Nach einer Weile wurde es immer besser und ich konnte sogar noch mal Gas geben. Finisher feelings Die Stimmung und Unterstützung auf den letzten Kilometern war natürlich der Wahnsinn. Vorher die Einsamkeit der Natur, Asphalt und Wüste, dann dieser Lärmpegel im Zielbereich. Du fühlst dich wie im Rausch. Als ich in 10:10 h schließlich über die Ziellinie lief, wusste ich, wofür ich mich in der Quali gequält hatte: Hawaii ist Hawaii. Wer nicht da gewesen ist, hat etwas verpasst. Obwohl Hawaii inzwischen richtig Geld kostet: Startgeld 407 Dollar, Fotos 40 Dollar. Preiserhöhungen im nächsten Jahr sind wohl jetzt schon sicher. Ein Starter in Hawaii macht's anders: Jedes Jahr bewältigt er zeitgleich dieselben Distanzen, allerdings ohne angereichte Verpflegung und ohne Finisher-Shirt, dafür aber auch ohne die 407 Dollar Startgeld! Und abschalten Nach einigen Parties in Kona und an den Stränden entspanne ich mich gerade auf Maui. Traumhaft: Wellen, Wind und Surfer. Am Strand entspannen, mit Delfinen im Meer schwimmen, einfach abschalten. Meine Blasen an den Füßen tun kaum noch weh. Leider geht's Anfang November schon wieder zurück. Nächstes Jahr ist erst mal Schluss mit Langdistanzen. Im Frühjahr werde ich wohl ein paar Duathlons machen. Aber vielleicht packt es mich ja im übernächsten Jahr noch mal. Wer kann schon dem Lockruf des Paradieses widerstehen. In diesem Sinne: Aloha Hawaii...