Around the World: 19. Oktober 2002: IRONMAN Hawaii

von Jan Sibbersen für tri2b.com | 21.10.2002 um 07:32
Ich werde von tosenden Wellen geweckt, an einen Schwimmrekord bei solchen Bedingungen ist nicht zu denken. Aber die hohen Wellen haben auch einen Vorteil: proportional kann ich heute beim Schwimmen mehr Vorsprung herausholen als bei "Badewannen-Bedingungen"...

4:15am - Ich werde von tosenden Wellen geweckt, an einen Schwimmrekord bei solchen Bedingungen ist nicht zu denken. Aber die hohen Wellen haben auch einen Vorteil: proportional kann ich heute beim Schwimmen mehr Vorsprung herausholen als bei "Badewannen-Bedingungen". Ein kurzes Frühstück (Babynahrung "ab dem 8. Monat" mit Rosinen, Bananen und ein paar Haferflocken sind meine Favoriten) und dann geht es in Richtung Pier. 5:00am - Bodymarking & final check-in. Ich treffe Lothar, wir tauschen noch ein paar Worte aus und dann geht's zum letzten Radcheck. Durch den starken Regen in der Nacht sind alle Räder buchstäblich noch einmal richtig gewaschen worden, ich packe noch meine Verpflegung drauf und merke mir genau die Reihe, in welcher mein Rad steht. 6:00am - Die letzten Vorbereitungen laufen, ein bisschen Gymnastik, Sonnencreme, Vaseline und dann geht's kurz nach 6:30 ins Wasser zum Einschwimmen. Um 5:55am kommt dir rote Flagge raus, jetzt wird es spannend. Konzentration, es kann jede Sekunde losgehen. Wenig später kommt der Kanonenschlag und ich gebe kurz Vollgas zum Beginn des Ironman Hawaii 2002. Das Schwimmen Meine Anfangstaktik geht voll auf, ich halte mich links von der Führungsgruppe und komme gut durch die Profis hindurch. Schon nach gut 500 Metern habe ich freie Bahn, niemanden an meinen Füssen und peile die Ideallinie an. Das ist leichter gesagt als getan bei seitlichen Wellen von bis zu 2 Meter Höhe. Selbst die Kajakfahrer vor mir haben Probleme Kurs zu halten. Aber ich finde einen guten Rhythmus und komme nach 24 Minuten zum Wendeboot. Ein kurzer Blick zurück genügt um stressfrei den Heimweg angehen zu können, kein Verfolger weit und breit. Ich konzentriere mich auf meine Technik, halte den Puls bei 165 Schlägen/min und komme dem Pier wieder näher. Beim Ausstieg sehe ich sofort die Zeit von 48:10min - bei derartigen Bedingungen bin ich damit mehr als zufrieden - und der Vorsprung nach hinten stimmt auch. Auf dem Rad Während der ersten halben Stunde regnet es in Strömen. Das Führungsfahrzeug, ein VW Käfer Cabrio , fährt mit offenem Verdeck ca. 200m vor mir. Nach 20 Minuten schließen die Jungs ihr Dach, sie wollen wohl im Hallenbad statt im Freibad weiterfahren. Erstmals höre ich, dass mein Vorsprung ca. 2 min beträgt. Allein eine Minute habe ich schon in der Wechselzone verloren, da mein Rad ganz am Ende des Piers stand. Aber es läuft super, die Jungs von der ARD kommen vorbei und wir machen ein kleines Interview. Bei km 50 auf dem Rad und nach einer Gesamtrennzeit von 2:03 Stunden ist mein Platz an der Sonne verloren (immerhin eine Stunde länger als im letzten Jahr), Jürgen Zäck, Chris McCormack und Thomas Hellriegel fahren vorbei. Ich komme noch etwa 10 min mit, dann merke ich, dass das Tempo einfach zu hoch ist und fahre mein eigenes Rennen weiter. Ich komme als 36. vom Rad mit einer Zeit von 4:57 Stunden, nur eine viertel Stunde hinter der Führungsgruppe. Zu Fuss Nachdem ich seit dem Ironman Germany keine 10km im Training gelaufen bin, habe ich keine Erwartungen für den 3. Teil dieses mörderischen Rennens. Es ist extrem schwül, kaum Wind, vollkommen andere Bedingungen als im letzten Jahr. Ich laufe den Marathon schmerzfrei durch, darüber freue ich mich am meisten. Zum Schluss bleiben die Uhren für mich bei 9 Stunden 46 Minuten und ein paar Sekunden stehen - Platz 131. Letztes Jahr 232. und 10:29 Stunden. Wenn’s nur so weiter gehen würde... Aloha Morgen fliege ich weiter nach Maui und dann gibt es keine Triathlon-Reports, sondern Surf-Reports! Aloha from Kona, alles Gute in die Heimat, we will party tonight...
Zaehler