Around the World: 21. Januar - 15. Februar 2003: Neuseeland - Südinsel

von Jan Sibbersen für tri2b.com | 09.02.2003 um 17:13
Wer dachte, die Nordinsel Neusselands sei schon das höchste der Gefühle, der sollte sich die Südinsel auf gar keinen Fall entgehen lassen. Neben weiteren Naturattraktionen und viel Abenteuer bietet diese Region auch optimale Traningsmöglichkeiten für Triathleten ...

Wer dachte, die Nordinsel Neusselands sei schon das höchste der Gefühle, der sollte sich Aotearoa - die Südinsel Neuseelands - auf gar keinen Fall entgehen lassen. Neben weiteren Naturattraktionen und viel Abenteuer bietet diese Region auch optimale Traningsmöglichkeiten für Triathleten. Nach kurzer Nacht in Wellington (ja, ja, die Sportsbar... aber jetzt weiß ich zumindest halbwegs wie Cricket funktioniert) manövriere ich meinen Campingbus auf die Fähre nach Picton. Die gut dreieinhalb Stunden Überfahrt zur Südinsel nach Picton vergehen viel zu schnell, insbesondere die Passage durch den Marlborough Sund, welcher sich in der aufsteigenden Morgensonne von seiner schönsten Seite zeigt. Kaum auf der Südinsel angekommen, fahre ich weiter nach St. Arnoud und den nahe gelegenen Nelson Lake. Reisen auf der Südinsel - Natur pur Auf der Südinsel umher zu fahren ist wirklich ein faszinierendes Erlebnis. Zunächst muss man sich daran gewöhnen ziemlich alleine auf weiter Flur unterwegs zu sein. Es kann durchaus vorkommen, dass man eine Stunde lang kein Auto sieht (und keine Tankstelle). Die durchfahrenen Landschaften sind einfach atemberaubend. Glasklare Seen und Flüsse, im Hintergrund unberührte Wälder und Wiesen welche am Horizont von schneebedeckten dreitausender Gipfeln überragt werden. Es kam nicht nur einmal vor, dass ich vor lauter Freude an der Natur die Strasse etwas vernachlässigt habe - was man gerade beim in Neuseeland vorherrschenden Linksverkehr NICHT tun sollte! Aber zum Glück ging alles gut. Cross-Training für Schwimmer - Kajak oder Rafting auf dem Buller River Nach einem "survival of the fittest" Crosslauf (mit Klettereinlagen) entlang des Nelson Lake fahre ich am nächsten Tag weiter nach Murchison, einer kleinen Stadt am Ufer des Buller Rivers. Der Buller River ist als einer der besten Wildwasserflüsse der Südinsel bekannt und daher sehr gut für Rafting und Kajak geeignet. Ich entscheide mich wie so oft für die etwas radikalere Methode (alleine im Kajak) und werde nicht enttäuscht. Stromschnellen und Wildwasser bis Stufe 4 lassen sich gerade noch ohne Eskimorolle bewältigen und nach gut zwei Stunden auf dem Fluss sind meine Arme erschöpft und es hat einen Riesenspaß bereitet. Gegen die hier vermehrt vorherrschenden Sandfliegen schützt man sich am besten mit Babyöl und nicht unbedingt mit den chemischen Sprays. Das Öl hält die lästigen kleinen schwarzen Fliegen weitgehend ab und ist gleichzeitig gut für die Haut. Abenteuer im Campingbus an der Westküste Die Reise geht weiter in Richtung Süden über Greymouth zum Franz Josef Gletscher. Der Franz Josef bietet - zusammen mit dem 20km entfernten Fox-Gletscher - eine der Hauptattraktionen der Südinsel Neuseelands. Beide Gletscher gehören zu den am schnellsten wandernden Gletschern der Welt und ihre Eiszungen reichen bis 10km an die Meeresküste heran. Doch bevor ich Zeuge dieser einmaligen Natur werde muss ich eine schweißtreibende Nacht überstehen. Schon beim Parken meines Campingbusses höre ich leises Rumpeln in der Ferne. Ich denke mir nichts Weiteres dabei aber schon wenig später zieht ein Gewitter übelster Art und Weise herauf. Blitze ohne Ende im 10 Sekunden Takt (ist es Tag oder Nacht?), dazu Donnerschläge die lauter sind als jedes Bon Jovi Konzert und Regen welcher eher mit den Niagarafällen zu vergleichen wäre. Das ganze Konzert im Campingbus bei 9 Grad Außentemperatur und keiner Menschenseele weit und breit. Ich bin ja nicht unbedingt ein Angsthase, aber in dieser Nacht hätte ich meinen Bus sehr gerne gegen ein "festes" Dach über dem Kopf eingetauscht. Der Morgen wird aber umso schöner und ich jogge zur Franz Josef Gletscherzunge. Wenig später ziehen allerdings wieder Schlechtwetterwolken auf und mein geplanter Helikopterflug über den Gletscher wird abgesagt. So fahre ich weiter in Richtung Queenstown, dem Austragungsort der Triathlonweltmeisterschaften (Kurzdistanz) im Dezember 2003. Adrenalin pur - Queenstown hat das volle Programm Ob Bungeejumping, Skydiving, Riverrafting, Jetboating, oder vielleicht zur Abwechslung ein kleiner Triathlon - unserer Nationalmannschaft wird es hier bei der WM im kommenden Dezember mit Sicherheit nicht langweilig werden. Queenstown ist das Mekka der Adrenalinsüchtigen auf dieser Welt. Angeblich gibt es hier über 60 verschiedene Attraktionen, die, sollte man sie denn alle erleben - und vor allem überleben - wollen, eine Woche dauern und ca. 5000 NZ$ (ca. 2500 Euro) kosten. Ich entscheide mich für das doch eher "leichte" Programm und buche eine "Triple Challenge" (Jetboating; Helikopterflug; Rafting). Tipp: bei Buchung von Paketangeboten kann man oftmals bis zu NZ$ 100 sparen! Eingepackt in Schwimmweste geht es mit dem Jetboat auf dem Shotover River in einem höllischen Tempo (bis zu 70km/h) durch den teilweise nur 10-15 Meter breiten Canyon, haarscharf an Klippen und Felsen vorbei. "No need for coffee" heißt die Devise. Ich freue mich nach einer halben Stunde wieder festen Boden unter den Füssen zu haben... nur um denselben wenig später im Helikopter wieder zu verlassen. Über ein paar kleine Umwege geht es mit dem Heli in Richtung Rafting Einstiegsstelle. Die Boote sind bei Ankunft schon vor Ort, und wenige Sekunden später bekomme ich die erste eiskalte Wasserdusche des Shotover Rivers. Nach 2 Stunden Rafting, eingefrorenen Fußzehen und allgemeinem Schüttelfrost sitzt die ganze Mannschaft in der Sauna und jeder berichtet von seinen Erlebnissen in und um Queenstown. Das Training ruft - Weiterfahrt nach Christchurch Nach 2 Tagen Queenstown sagt mir mein Geldbeutel das es höchste Zeit ist diese Stadt zu verlassen. Für den Milford Sound habe ich leider keine Zeit mehr, aber man sollte sich ja ab und zu auch Dinge für spätere Reisen aufheben. Auf dem Weg nach Christchurch, meinem Aufenthaltsort für die nächsten 3 Wochen, halte ich noch am Mt. Cook und einigen anderen kleineren Sehenswürdigkeiten, bevor meine Neuseelandrundreise nach 2 Wochen in Christchurch ein Ende findet. Tipp: wer die Zeit und das Geld hat sollte sich mindestens 4-6 Wochen für beide Inseln nehmen - es wird an keinem Tag langweilig werden! Perfekte Trainingsbedingungen in Christchurch Ein Stadtwald mit gut 60km Waldwegen und Pfaden, ein 50-Meter Schwimmbecken mit 10 Bahnen und fast unbegrenzten Trainingszeiten, Flachland und in 30-40 km Entfernung Passstrassen bis zu 1000 Höhenmeter, dazu milde 22-25 Grad, Sonnenschein und Strand - Triathlonherz, was willst Du mehr? Ach ja, die Trainingspartner... wie wäre es mit Craig Watson (16. in Sydney 2000) oder Kris Gemmel (8. bei der WM in Cancun) oder doch lieber Scott Molina für die langen Radausfahrten? Die Kiwis sind super locker drauf und jeder halbwegs aufgeschlossene TriathletIn wird hier schnell Anschluss finden. Informationen zur Sportregion Canterbury - Christchurch gibt es unter anderem unter: www.quii.accomodation.co.nz Unterkunft für das begrenzte Triathlonbudget bieten Mike & Sally Wilson (smec@paradise.net.nz) für ca. 10 Euro pro Person und Nacht (Selbstverpflegung; Küche; Whirlpool; auch Platz für Gruppen bis zu 15 Personen; 2km zum Wald; 3km zum Bad; 3km zum Strand). Super nette Leute, kann ich nur weiter empfehlen! Hauptpublikum: Triathleten aus aller Welt. Die letzten beiden Wochen habe ich demnach in erster Linie mit Training verbracht, war von Zeit zu Zeit aber auch im vorwiegend im englischen Stil bebauten Christchurch unterwegs. Viele Theater, ruhige Gärten, gemütliche Cafes und ein reges Nachtleben bieten ausreichend Alternativprogramm für trainingsfreie Tage. Meine letzte Woche in Christchurch ist nun angebrochen und am kommenden Samstag geht es weiter nach Australien - wohin, das weis ich selbst noch nicht genau, entweder aber nach Brisbane oder Sydney. Cheers from down under, Euer Jan Zaehler