Balanceakt: Lucia Kühner ist Triathlonprofi und Ärztin - ein Porträt

von H. Eggebrecht für tri2b.com für tri2b.com | 17.04.2004 um 10:14
Als Triathletin war Lucia Kühner schon dreimal unter den Top-Ten eines IRONMAN. Als Ärztin will sie sich besonders um ihre Sportlerkollegen kümmern ...

Seit sieben Jahren ist Lucia Kühner auf den IRONMAN-Strecken der Welt unterwegs. Mehrmals konnte sich die junge Ärztin aus Grömitz unter den Besten platzieren, Ihren Schwerpunkt legte sie dabei jedoch immer auf ihre Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin. Auch in Zukunft sollen im Leben der jungen Stationsärztin Beruf und Sport die tragenden Rollen spielen. Es war im September 1996 in San Diego, als Lucia Kühner bei einem studienbedingten Aufenthalt in Südkalifornien zum ersten Mal mit der Sportart Triathlon in Berührung kam. Die Medizinstudentin zog in dem bei Triathleten wohlbekannten Schwimmbad in Carlsbad ein paar Bahnen, als nebenan durchtrainierte Athleten ihr hartes Workout abspulten. "Nach einem kurzen Augenzwinkern kamen wir ins Gespräch", erinnert sich die Jungmedizinerin. Als Volunteer vom IRONMAN-Fieber gepackt Die Schwimmer sprachen Deutsch. Es waren Jürgen Zäck und Wolfgang Dittrich, dazu einige Semi-Profi´s aus Darmstadt und Umgebung, die sich unter kalifornischer Sonne den letzten Schliff für den IRONMAN Hawaii verpassten. Kurzentschlossen flog Kühner als Zuschauerin mit auf das Pazifik-Archipel. In Kona angekommen, fand sich für sie sogar noch ein Job als Volunteer in der Kokua-Crew. Kühner war also hautnah dran, am heiligen Gral des Triathlon: "Ich war so fasziniert, dass ich schon in der nächsten Woche mein Training begonnen habe." Triathlonkarriere nur an zweiter Stelle Schon im darauffolgenden Jahr stand die Schleswig-Holsteinerin als Agegrouper an der Startlinie der ITU Langdistanz-WM in Nizza – ihrem ersten Triathlon überhaupt. Seit diesem Zeitpunkt hat sich Kühner, neben ihrem Medizinstudium, dem Triathlonsport verschrieben. Insgesamt drei Mal schaffte es die heute 29-Jährige schon in die Top Ten eines IRONMAN Rennens, mehrere Podiumsplatzierungen in den Altersklassen bei Langdistanz-Weltmeisterschaften stehen inzwischen in ihrer Palmares. Ihre aktuelle Bestzeit von 10:08:23 Std. erzielte Kühner im Jahr 2002, beim IRONMAN Florida. "Das waren zwar für mich ganz schöne Erfolge, aber viel zu wenig, um als Profi davon zu leben", war sich die Medizinerin im Klaren. Für sie war der Triathlonsport deshalb immer nur ein schönes Hobby. Ihr Hauptaugenmerk setzte die junge Stationsärztin der Orthopädie-Abteilung am Klinikum Neustadt in Holstein auf ihre berufliche Ausbildung. Schichtdienst statt Nickerchen – da streikte der Körper Die Doppelbelastung von Arztberuf und Triathlon forderte allerdings ihren Tribut: Mitten in die Vorbereitung auf den IRONMAN Florida, den dritten Langen der Saison, wechselte Kühner ihre Stelle und musste nun als Stationärztin auch Nacht- und 36-Stunden-Dienste leisten. Dazu spielte das deutsche Herbstwetter nicht mit – es entstand eine kräftezehrende Mixtur, die fast erwartungsgemäß schwächere Resultate nach sich zog. Ein Ermüdungsbruch in der Vorbereitung auf die neue Saison kam jüngst dazu. Nun scheint das sportliche Ziel der jungen Ärztin in Gefahr: ein Angriff auf die magische zehn Stunden-Grenze Anfang Juli in Klagenfurt. Die Hoffnung indes hat Kühner, die seit einigen Jahren als Profi bei den großen Rennen antritt, noch nicht aufgegeben, denn auch vor zwei Jahren konnte sie kurz nach einer Verletzung Top-Ergebnisse erzielen. Doch eine Fulltime-Ärztin hat gegenüber echten Triathlon-Profis einen großen Nachteil: "Wenn die sich nach dem Training ein regeneratives Nachmittagsschläfchen gönnen, muss ich ab in die Klinik, zum nächsten Dienst", erzählt Kühner. Sportärztin mit spezieller Erfahrung Sieben Jahre nach jenem ersten Kontakt mit Dittrich, Zäck und dem IRONMAN Hawaii will die für den TSV Lensahn startende Kühner nun den Triathlon und ihren Arztberuf noch stärker miteinander verbinden: Die Holsteinerin engagiert sich immer häufiger als Sportärztin im Triathlon, betreut Trainingslager und gibt dort in sportmedizinischen Vorträgen ihr berufliches Wissen und ihre Erfahrung an wissbegierige Hobbyathleten weiter. Beim ersten IRONMAN Germany war Kühner vor zwei Jahren als Rennärztin dabei und kümmerte sich um die erschöpften Ironmänner. Seit 1999 ist sie leitende Ärztin eines besonders harten Dreikampf-Events, des Triple-Ironman in Lensahn. Und ein weiterer Schritt in die vom Triathlonsport bestimmte, beruflich Zukunft ist bereits geplant: Im Frühjahr 2005 will Kühner mit einer eigenen allgemein- und sportmedizinisch orientierten Praxis den Schritt in die Selbständigkeit wagen.