Challenge Roth: Heißes Marathon-Gemetzel erwartet

von tri2b.com | 06.07.2017 um 16:33
Ein spannendes Rennen bei den Männern, ein Angriff auf die Weltbestzeit bei den Frauen, und das auf einer zum Teil neuen Strecke, sehr wahrscheinlich garniert mit tropischen Temperaturen. Wenn der DATEV Challenge Roth zum Tanz bittet, dann darf man sich wieder auf ein ganz besonderes Triathlon-Fest freuen. Bei der Pressekonferenz wagten die Stars die Szene einen ersten vorsichtigen Blick auf den Renntag.

Bei den Männern kommt diesmal - anders als im Vorjahr, als Jan Frodeno als einsamer Solist zur Weltbestzeit gestürmt ist - ein halbes Dutzend Profis für den Sieg in Frage. Die niedrigsten Quoten für einen Wetteinsatz würde es wohl für einen Tipp auf Nils Frommhold oder Timo Bracht geben. Denn beide haben schon einmal gezeigt, dass sie in Roth gewinnen können.

 

Frommhold zählt auf seine Laufperformance

 

Frommhold hat ein gutes erstes halbes Jahr hinter sich, er ist in allen drei Disziplinen ungefähr gleich stark, und seit seinem Sieg in Südafrika "weiß ich, dass ich nicht unbedingt als Erster vom Rad steigen muss, um am Ende zu gewinnen". Will heißen: Läuferisch hat der Wahl-Freiburger, der bei seinen bisherigen Roth-Starts die Plätze eins, zwei und drei belegt hat, noch zugelegt. Insofern fühlt er sich stark genug fürs Rennen: "Das Ziel ist das Treppchen, der Traum ist der Sieg." Mindestens ein weiterer Teilnehmer im Feld der gut 3400 Einzelstarter und 1950 Staffelteilnehmer aus 71 Nationen würde ihm den Triumph gönnen:  Nils Frommholds Bruder Sven, ein Polizist, ist ebenfalls am Start.

 

Bracht erwartet im Marathon ein Gemetzel

 

Auf den Sieg spekuliert aber nicht nur Nils Frommhold, auf den Sieg spekulieren auch andere. Zum Beispiel Timo Bracht. Der 41-Jährige will sich bei seinem letzten Langdistanzrennen als Profi mit einem Paukenschlag verabschieden. Anders als Frommhold hat er in diesem Jahr kaum Ergebnisse in anderen Rennen vorzuweisen. Was ihn aber nicht stört. Seit November hat er sich konzentriert auf sein persönliches Finale vorbereitet. Auch da will er wieder den Wettkampf "mit Köpfchen" angehen, was in seiner rund 20-jährigen Profi-Karriere nicht immer das schlechteste Rezept war. "Ich bin bereit und kann im richtigen Moment zuschlagen." Ob der richtige Moment beim abschließenden Marathon sein wird, darf vermutet werden. Bracht weiß: "Bei den angekündigten heißen Temperaturen wird das ein ganz schönes Gemetzel geben."

Mitmischen in diesem schmerzhaften Showdown wollen aber auch noch andere: So hat der Neuseeländer Terenzo Bozzone bei der Pressekonferenz schon mal eine Zeit von 7:50 Stunden angepeilt und auch der Engländer Joe Skipper, im Vorjahr Zweiter, hat durchaus Lust auf eine weitere Sektdusche auf dem Podium im Zielraum.

 

Ryf nach Verletzungspause zurückhaltend

 

Bei den Frauen sind die Rollen klarer verteilt. Es wäre schon eine sehr große Überraschung, wenn die Schweizerin Daniela Ryf ihren Vorjahressieg nicht wiederholen würde. Schließlich ist die 30-Jährige derzeit die alles überragende Athletin auf der Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen). Im Vorjahr, bei ihrer Premiere in Roth, streifte sie die inzwischen sechs Jahre alte Fabel-Weltbestzeit von Chrissie Wellington (2011: 8:18:13). Für  den geplanten Angriff auf die Bestzeit muss vor allem Ryfs Körper  funktionieren. Das tat er in diesem Jahr fast drei Monate lang nicht, deshalb fühlt sie sich noch nicht ganz so wie bei ihrem bisher besten Rennen 2016 auf Hawaii, wo sie Wellingtons Streckenrekord pulverisiert hat. "Aber ich habe in den vergangenen Wochen riesige Sprünge nach vorne gemacht", sagte Ryf vor Medienvertretern in der Rother Kulturfabrik. Von einer Rekordjagd wollte sie am Donnerstag nicht mehr sprechen. Sondern eher davon "herauszufinden, wie schnell ich sein kann, wie optimal ich meinen Körper tunen kann".

 

Wie schnell ist die neue Laufstrecke?

 

Wie schnell man sein kann, hängt auch von den äußeren Bedingungen ab. Die im Kanal kennt Ryf, die auf der Radstrecke auch. Es wird am Sonntag relativ heiß werden, dafür dürfte den Vorhersagen nach kaum Wind stören. Was neu ist beim DATEV Challenge Roth, ist allerdings die Marathon-Strecke. Die führt nicht mehr entlang der schmalen, aber brettebenen Betriebswege des Main-Donau-Kanals, sondern erstmals nach Büchenbach. Die gut 20 Kilometer lange Pendelstrecke hat es aber in sich. Zwar ist sie fast komplett asphaltiert (gut fürs Tempo), dafür müssen deutlich mehr Höhenmeter bewältigt werden. Und statt einmal geht es jetzt viermal über das Kopfsteinpflaster in der Rother Innenstadt. Ausgleich gibt´s in Form von 17 verschiedenen Stimmungsnestern.