Dem verflixten siebenten Jahr soll nun wieder ein gutes folgen: Katja Schumacher im Interview

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 17.06.2002 um 21:33
Katja Schumacher hatte in diesem Jahr einen perfekten Start in die Saison. Das achte Jahr ihrer Profikarriere könnte für Katja Schumacher ein besonders wichtiges werden ...

Katja Schumacher hatte in diesem Jahr einen perfekten Start in die Saison, siegte bei zwei topbesetzten Mitteldistanzwettkämpfen in Californien. Am Vorabend des Bonn-Triathlon war sie zum Ironman Swimday noch an den Langener Waldsee im Süden Frankfurts gekommen. Dort hatten wir die Gelegenheit, mit ihr ein Gespräch zu führen - über Florida und Kalifornien, Frankfurt und Hawaii. Und über ihr Verhältnis zu Paula Newby Fraser und die deutsche Konkurrenz ... tri2b: Katja, wie war das Wasser? Katja Schumacher (K.S.): Das war schön! Ich denke, es ist ganz gut, schon mal den Startschuss gehört zu haben hier im See. Das nimmt ein bisschen die Nervosität dann für den August. Ich bin aber auch nicht die ganze Strecke geschwommen – ich habe ja morgen ein Rennen in Bonn. Waren also nur 1000 Meter, um die Atmosphäre mitzubekommen und alles mal anzugucken. tri2b: Bonn ist ja sehr stark besetzt mit Nina Kraft und Nicole Leder – aber Du bist Mitfavoritin auf den Sieg, vor allem, nach den überzeugenden Siegen über die beiden Halbdistanzen in Kalifornien (Wildflower und Half-Ironman California). Das Schwimmen spielt in Bonn keine große Rolle, da ist Dir die Strecke doch auf den Leib geschneidert. K.S.: Im letzten Jahr hatte ich mit meinem Speichenriss ja Pech – immerhin kenne ich den Wettkampf jetzt aber schon. Das Schwimmen mit dem Springen von der Fähre mag ich ja eigentlich gar nicht so – witzige Sache, aber ganz ohne Einschwimmen ... Eigentlich gehe ich so in die Rennen, dass ich mein Bestes gebe – einfach sehen, was dann bei herauskommt. Aber im Ernst: bei den beiden Rennen in den Staaten ist es sehr gut für mich gelaufen. Ich hatte schon fast das Gefühl, ich komme so ein bisschen in eine Frühform. Deshalb habe ich danach erstmal zwei Wochen Pause gemacht und erst zwei Wochen wieder trainiert. Ausgeruht bin ich also, nur wo ich jetzt genau stehe – mal sehen. Mit Bonn beginnt jedenfalls der Aufbau für Frankfurt. tri2b: Auf Deiner Homepage (www.katjaschumacher.com) kann man lesen, dass Du in dieser Saison Training und Ernährung umstellen wolltest, um einen weiteren Sprung nach vorn zu schaffen. Wieso so ein Risiko – nach dem Gesamtsieg und Streckenrekord (9:25:57 Stunden) zum Saisonende 2001 in Florida? K.S.: Eigentlich habe ich mein Training schon nach Roth im August drastisch umgestellt, denn dort und vorher in Südafrika lief es nicht so besonders gut. Ich bin dann nach San Diego gegangen und habe in der Vorbereitung auf Hawaii und eben auch auf Florida mit der Paula (Newby-Fraser) sehr viel gemacht. Von der habe ich sehr viel gelernt und viel übernommen und seit Florida zahlt sich das aus. Dann jetzt die beiden Siege in den Staaten – ich hoffe mal, dass es so weitergeht ... (lacht) tri2b: Du bist doch genauso wenig eine Laufspezialistin wie Paula Newby-Fraser, die sich aber auch den Marathonsplit normalerweise nicht von vielen Konkurrentinnen abnehmen lässt – nach einer starken Radleistung. Genauso hast Du es zuletzt auch gemacht. Liegt nun auch bei Dir das Geheimnis im kalifornischen Radtraining? K.S.: Ja, da ist vielleicht was dran. Das Witzige war ja jetzt, dass ich bei den Halbdistanzen wie die Heather (Fuhr) gelaufen bin. Die ist ja eine der besten Läuferinnen im Sport. Da war ich, ehrlich gesagt, selbst erstaunt. Ich habe nämlich in der Vorbereitung nicht das Laufen, sondern das Radfahren forciert. Jetzt bin ich bei den Wettkämpfen einfach erholter vom Rad gestiegen. Natürlich bin ich voll gefahren, aber es hat mir wohl nicht so die Kräfte genommen. Auf Lanzarote bin ich auch 1996 schon einmal eine 3:18 gelaufen, da war ich auch auf dem Rad besonders gut in Form. – Nur, wenn ich Paula in Frankfurt schlagen möchte, muss ich noch deutlich mehr zeigen, als meine Florida-Bestmarke von 3:16 Stunden. tri2b: Paula ist auch in ihrem nun dritten Frühling sicher wieder der Maßstab und die Top-Favoritin in Frankfurt. Wer dann außer Dir denn noch? K.S.: Also – ich schätze die Joanne King sehr hoch ein. Vor zwei Jahren war die ja fast unschlagbar, in den letzten beiden Jahren lief es bei ihr wohl nicht so. In Australien ist sie ja anscheinend mit einem Riesenvorsprung vom Rad gestiegen und dann ziemlich eingegangen. Trotzdem! Die würde ich ziemlich hoch einschätzen. Dann sind da immer ein, zwei, die man nicht so auf der Rechnung hat. Die Nina Fischer zum Beispiel schwimmt sicher schneller als Paula und ich. Und die Radstrecke ist anscheinend sehr schnell. Ich bin die jetzt mal abgefahren und mit all den Ampeln in der Stadt sind wir trotzdem - naja, recht schnell gewesen ... (grinst bedeutungsvoll). Deshalb hoffe ich, auf dem Rad direkt Kontakt zu halten und meine Laufform noch passend dahin zuzuspitzen, um dort dann richtig schnell laufen zu können. tri2b: Kontakt halten, bedeutet ja sicher, mit Paula Rad fahren zu können. Nach so vielen Monaten Training mit Paula in Carlsbad (Californien, nördlich von San Diego) – wie sieht es denn im direkten Vergleich gerade aus? K.S.: Im Schwimmen war’s jetzt eigentlich immer so: im Training war ich schneller, im Wettkampf dann langsamer. Paula hat einfach eine Rennübersicht, die ich noch nicht habe. Letztes Jahr auf Hawaii sind wir zusammen gestartet und sie hat eine Gruppe wegschwimmen sehen, ich aber nicht rechtzeitig. Schon hatte ich eine Minute gekriegt. Wenn das in Frankfurt passieren sollte, muss ich auf dem Rad sofort hinfahren, sonst wird’s schwer. Wenn wir aber zusammen loslaufen, dann vielleicht für einen großen Teil der Strecke. Hinten raus ist dann alles drin. tri2b: Harter Zweikampf in tiefer Freundschaft? K.S.: Ja, sie ist eine meiner besten Freundinnen, wir verbringen nicht nur im Training unheimlich viel Zeit zusammen. Es wird sicher ein interessantes Rennen und wir haben da beide Spaß dran. Es ging jetzt ja schon los, mit den ersten Sprüchen und Kommentaren. Das gehört irgendwie dazu, auf freundschaftlicher Basis natürlich. Im Rennen wird das aber hart ausgefochten, danach kann man dann zusammen feiern gehen. tri2b: Morgen in Bonn wirst Du auf der Fähre zum Startpunkt eine ganze Weile mit Deinen Hauptkonkurrentinnen der Deutschen Langtriathlon-Szene, Nina Kraft und Nicole Leder, eine Weile eng gedrängt zusammen stehen. Wie ist das Verhältnis untereinander? K.S.: Nina sehe ich zwar nicht so oft, aber wir haben ein sehr gutes Verhältnis, wenn wir uns in den Trainingslagern oder auf Wettkämpfen treffen. Nicole ist sogar eine gute Freundin von mir – wir trainieren auch öfter zusammen. Darmstadt ist so weit von mir ja nicht weg. tri2b: Und morgen in Bonn? K.S.: Nina kommt jedenfalls deutlich vor uns aus dem Wasser, dann kann man nur versuchen, das Loch zuzufahren. Mit Nicole, die ja etwa schwimmt wie ich, möchte ich allerdings nicht so gern vom Rad steigen, das ist dann nicht lustig. (lacht wieder). Ja, die läuft ja schon sehr gut. - Ich habe durch die Rennen in den Staaten auch sehr viel Vertrauen in meine Laufstärke bekommen. Nach der kleinen Pause weiß ich aber eben nicht, was morgen gehen wird. Die Erholung hat gut getan, es sollte morgen interessant werden! tri2b: Was kommt nach dem Ironman Germany? Geht’s wieder „nach Hause“, nach Carlsbad? K.S.: Ich fliege dann ziemlich direkt wieder rüber, aber vorher mache ich noch eine Woche Kindertraining im Ferienprogramm in Heidelberg. Das macht sehr viel Spaß! Drüben will ich in der Erholungszeit auch gleich den Jetlag ausstehen. Denn ich starte da noch in zwei Wettkämpfen in einer kalifornischen Serie bei San Francisco. Wildflower war das erste Rennen, also führe ich die Wertung noch an. „Escape from Alcatraz“ werde ich zwar verpassen, aber dann bin ich wieder dabei. Ich glaube, in Carlsbad werde ich wieder ganz viel mit Paula trainieren, wir machen da wohl wieder so etwa das gleiche Programm. Auch, wenn ich mich wiederhole: sie hat eben irre viel Erfahrung. Im letzten Jahr habe ich mich ja gewundert, wie wenig man vor dem Ironman trainieren kann. Aber wahrscheinlich geht das mit den Monaten der harten Vorbereitung dann perfekt auf. Ich glaube, viele Athleten überzocken da zum Schluss. tri2b: Nina Kraft hat in Kona im letzten Herbst eine Vorgabe gemacht (Platz drei). Auch für Dich? K.S.: Auf Big Island hat es für mich noch nie so richtig hingehauen. Ich möchte einfach dort einmal ein perfektes Rennen machen. Wenn ich das im Ziel sagen kann, dann bin ich sehr zufrieden!