Der Hintergrund: 1:1 im Ringen um die Stars

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 27.12.2002 um 20:45
Jene siebzehn Muskeln, die der Mensch angeblich für ein Lächeln einsetzt, hatten im Gesicht des Ironman-Direktors Kurt Denk wohl eine längere Ruhephase. Eigene Etatsorgen, das neue Serienformat WORLD’s BEST aus Roth und fehlende Topstars gaben vielmehr monatelang Anlass zu Sorgenfalten. Seit vergangenem Freitag ist das wohl Geschichte ...

Jene siebzehn Muskeln, die der Mensch angeblich für ein Lächeln einsetzt, hatten im Gesicht des Ironman-Direktors Kurt Denk wohl eine längere Ruhephase. Eigene Etatsorgen, das neue Serienformat WORLD’s BEST aus Roth und fehlende Topstars gaben vielmehr monatelang Anlass zu Sorgenfalten. Seit vergangenem Freitag sind diese Muskeln wieder tätig, wie man der Website des Frankfurter Events gleich mehrfach entnehmen kann: Mit dem Engagement des neuen Titelsponsors Opel kam das Geld in die Finanzmetropole, die so gern auch Triathlon-Hauptstadt wäre. Und mit dem Geld kamen die Athleten. Verständlich – sie leben davon. Altersklassen siegen „An der Bieterspirale konnten und wollten wir uns nicht beteiligen. Unser Altersklassenkonzept für WORLD’s BEST und Quelle Challenge – mit einem Etat von derzeit 35.000 Euro – sollte nicht für Athletenverpflichtungen angetastet werden“, legten sich Herbert Walchshöfer und Detlef Kühnel frühzeitig fest. Und feierten prompt ein Weihnachtsfest der Absagen. Bindende Verträge gab es mit den Athleten des Corpus Team Hilpoltstein nämlich noch nicht – die deutlichen Sympathiebekundungen Hellriegels und Forsters waren eben nur von beiden Seiten ähnlich verstanden worden. Zerknirschter Rückzug aus Franken So wagte Markus Forster am Tag vor Weihnachten wohl den zerknirschten Anfang und bekannte sich zum lukrativeren Angebot aus Frankfurt. Stefan Holzner wird möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft seine Profikarriere ausklingen lassen – in dieser Position geht man an einem interessanten Antrittsgeld nicht einfach vorbei. Thomas Hellriegel bekannte sich – ebenfalls verständlich – am Heiligen Abend verbal eindeutig zum besseren Deal: „Mit Roth oder Frankfurt hat das nichts zu tun“, ließ er wissen. Der bessere Deal hat für Profisportler – zumal im Triathlon – zwingend mit dem Einkommen zu tun und nicht mit offenen, sportlichen Rechnungen. Ungehört verhallt Auch für Nina Kraft dürften diese Erwägungen im Vordergrund gestanden haben. Als bekennender Roth-Fan und unverhohlener Drafting-Kritiker hatte sie an die Adresse Kurt Denks und der WTC im Sommer die Forderung gerichtet, der separate Start der Profi-Athletinnen möge zugunsten eines unverzerrten Rennverlaufs mindestens 15 Minuten vorgezogen werden. Katja Schumacher und Nina Fischer hatten ähnliche Wünsche geäußert, fanden aber bisher kein Gehör. Sie alle stehen nun auch so auf der Frankfurter Startliste und das scheinbar nicht nur für den zweiten Durchgang. Von Deutschlands Topfrauen fehlt so nur Nicole Leder. Sie hat, wie ihr Gemahl, in Roth unterschrieben und trifft dort auf hochkarätige internationale Komkurrenz. Cameron Brown ist noch frei Das Management des Neuseeländers Cameron Brown bestreitet übrigens am Morgen des 27. Dezember ausdrücklich dessen Vertragsunterzeichnung bei irgendwelchen europäischen Langdistanzen: Weder Roth noch Frankfurt hätten demnach also eine Zusage des Hawaii-Dritten erhalten. Nicht tragisch für Frankfurt, auch wenn dort die Verpflichtung bereits in den stolzen Star-Counter eingeflossen ist. Man kann sich ja korrigieren. Und durchaus noch eine Chance für Roth, den dort überaus beliebten Kiwi wiederzusehen. Roth und Frankfurt, die beiden großen Kontrahenten, lieferten sich einen ersten Schlagabtausch. Danach bietet ausgerechnet das „provinzielle Roth“ das internationale, die Weltstadt Frankfurt das nationale Topfeld. Doch noch ist da viel Platz für Bewegung auf beiden Seiten. Und die Stars der Szene können wieder lächeln.