Drafting-Diskussion: DTU hat Windschatten-Paragraphen auf der Tagesordnung

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 19.02.2004 um 21:54
In der Präsidiumssitzung der Deutschen Triathlon Union am kommenden Samstag wird der Drafting-Paragraph 5.2.3 der Sportordnung zu einem wichtigen Thema ...

In der ordentlichen Präsidiumssitzung der Deutschen Triathlon Union (DTU) am kommenden Samstag wird der Paragraph 5.2.3 der Sportordnung ungeplant zu einem wichtigen Thema. Damit reagiert die Verbandsführung auf einen Athletenprotest bisher unbekannten Ausmaßes. Auf der Plattform draftathlon.com fordern fast 800 Athleten, unter ihnen die gesamte deutsche Langdistanz-Elite, namhafte Veranstalter und auch viele Sportler aus dem Ausland die Rückkehr zur bisher gültigen, so genannten Windschattenbox von 10x3 Metern. Die aktuelle Fassung der Sportordnung sieht jedoch nur noch 5x2 Meter vor, in der Praxis ist das Fahren im Windschatten des Vordermannes dadurch legitimiert. Die Vorgeschichte der aktuellen Änderungen datiert bereits in den Herbst 2002: Damals hatte der DTU-Verbandstag seine Fachleute beauftragt, die nationale Sportordnung dem internationalen Regelwerk anzugleichen und damit einer Forderung der Internationalen Triathlon Union (ITU) zu entsprechen. Zur Beschleunigung des Vorgangs wurde damals die Technische Kommission der DTU mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet. Ihr werfen die Athleten nun vor, sie habe den Kontakt zur sportlichen Praxis völlig verloren und mit der neuen 5x2 Meter-Windschattenregel versucht, den bisher schwerwiegendsten Eingriff in die Sportart "durch die Hintertür" durchzusetzen - ohne zwingenden Grund. Es scheint zwar kaum vorstellbar, dass den Verantwortlichen die Brisanz der Regeländerung entgangen ist, trotzdem – vielleicht aber auch gerade deshalb – wurde sie kaum publiziert. Lediglich in der vierten Ebene der Internetseite der DTU finden versierte Leser die geänderten Paragraphen der Sportordnung – die Neuerungen sind dort farblich hervorgehoben. Die für den Internetauftritt der DTU und die Mitgliederzeitschrift triathlon verantwortliche spomedis Redaktion scheint ebenfalls erst spät in die Diskussion einbezogen worden zu sein. In der gestern erschienenen Ausgabe des Magazins habe man nun "bewusst darauf verzichtet, wenige Tage vor der Präsidiumssitzung in Oberstaufen noch in einen laufenden Prozess einzugreifen", sagte spomedis-Chefredakteur Frank Wechsel, zugleich Pressesprecher des Verbands, gegenüber tri2b.com. Man könnte Wechsels Äußerung auch als Anzeichen dafür werten, dass sich die DTU in der Windschattenfrage erheblich zurückbewegen wird. Ihre Führung wurde vom Ausmaß des Protestes offenbar vollkommen überrascht. Im zögerlichen Versuch eines verspäteten Krisenmanagements teilte DTU-Präsident Dr. Klaus Müller-Ott am vergangenen Donnerstag der Süddeutschen Zeitung mit, man wolle jetzt "den demokratischen Prozess" aufgreifen und "die Basis berücksichtigen". Eine offizielle Stellungnahme wurde für den späten Samstagabend angekündigt.