HP NORSEMAN 2004: Extremtriathlon lockt norwegische Elite

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 31.07.2004 um 10:38
Ein Jahr nach der Aufsehen erregenden Premiere des NORSEMAN zieht das Extremrennen in Südnorwegen die besten Ausdauersportler des Landes in seinen Bann ...

Ein Jahr nach der Aufsehen erregenden Premiere des NORSEMAN zieht das Extremrennen in Südnorwegen die besten Ausdauersportler des Landes in seinen Bann. Die Weltklasse-Radprofis Rune Hoydahl und Steffen Kjaergaard, der Norwegische Meister über die Olympische Distanz Eyvind Kartveit und einige der besten Skilangläufer des Landes wagen sich beim härtesten Langstrecken-Triathlon der Welt vom Eidfjord hinauf auf den 1.850 Meter hohen Gaustatoppen zum ersten Mal an die Iroman-Distanz. Kenner der Szene vermuten, dass der Titelverteidiger Christian Houge-Thiis am 7. August seine Siegerzeit von 2003 (12:48 Stunden) um eine Stunde verbessern muss, um ein zweites Mal die Nase vorn zu haben. Ein stundenlanges Solo, das steht fest, wird es für Houge-Thiis diesmal nicht geben. Vor einem Jahr hatte der er wenige Kilometer nach dem ersten Wechsel die Führung übernommen und auf der 180 Kilometer langen Radstrecke (6:40 Std.) genauso wie im Marathon (5:12 Std.) unangefochtene Bestzeiten aufgestellt. Houge-Thiis will erst im Finale angreifen Seit der Ankündigung des früheren Lance-Armstrong-Helfers Steffen Kjaergaard, der auf den 180 Kilometern über rund 3.500 Höhenmeter "einen Radrekord für die Ewigkeit" fahren will, musste sich Houge-Thiis eine neue Taktik zurechtlegen: Kontakt zu den Führenden beim zweiten Wechsel am Ufer des Tinnsjö, Angriff auf den letzten 15 Kilometern des Marathon, dort, wo die schwere Steigung von rund 1.300 Höhenmetern beginnt. Auf den letzten fünf Kilometern des NORSEMAN über steile Felsenpfade und Geröll dürfte der 28-Jährige nicht mehr zu halten sein. Houge-Thiis, ein Physiotherapeut, der mehrere Jahre in England studiert hat, ist in seiner Freizeit passionierter Jäger und Angler. Bei seinen Ausflügen durch die norwegischen Berglandschaften legt er an manchen Tagen mehr als 50 Kilometer zu Fuß zurück – mit Jagdbeute und Gepäck. Wesentlich ernster noch als Kjaergaard, der angekündigt hat, sich auf dem Rad nicht für den Marathon schonen zu wollen, nimmt Houge-Thiis den zweiten Weltklasse-Radprofi im Feld. Von Rune Hoydahl, dem neunfachen MTB-Weltcupsieger, kursieren inzwischen Gerüchte, er schwimme regelmäßig ein paar Kilometer und sei auch zu Fuß stark unterwegs. Hoydahl selbst hat vielsagend angekündigt, er werde "gut vorbereitet sein. Wir werden sehen, ob am Ende nicht ein Radfahrer die Nase vorn hat", tönte der ehemalige WM-Zweite im Mountainbiking noch vor wenigen Wochen. Kurz-Champ Kartveit mit Lang-Debüt Eine andere Farbe könnte der mehrfache und amtierende Norwegische Kurzstreckenmeister Eyvind Kartveit dem Rennverlauf geben. Im vergangenen Jahr war der angehende Diplom-Biologe im Kader des Breisgauer Vereins TNB Malterdingen aktiv in der 2. Triathlon Bundesliga, auf sein Langdistanz-Debüt hat er sich nicht speziell vorbereitet: "Ich suche eine besondere Herausforderung. Ich werde versuchen, mich in den ersten Rennstunden zurückzuhalten, damit ich den Jungs auch am Schluss noch was entgegensetzen kann" schmunzelt der 28-Jährige. Für sein NORSEMAN-Debüt verzichtet Kartveit auf die Titelverteidigung bei den Norwegischen Kurzmeisterschaften eine Woche später in Oslo. Cheforganisator Paal Haarek Stranheim rechnet auch mit einem starken Auftritt des früheren Radprofis Oeyvind Lillehagen. Der 33-jährige Sportdirektor eines Kategorie 3 Radsportteams belegte bei der Altersklassen-WM in Säter (SWE) unlängst Platz zehn - es war sein Triathlon-Debüt! Überhaupt nicht auszurechnen sind einige der besten norwegischen Marathon-Skiläufer, die ihre Aufholjagd nach dem Schwimmen beginnen werden. "Ich rechne mit zehn Athleten innerhalb von 20 Minuten hinter dem Sieger", sagt Stranheim – angesichts der extremen Härte des Finales allerdings eine mutige Prognose. Favoritin Gysland trainiert bei Mark Allen Im Feld der sieben Frauen ist Solveig Gysland die hohe Favoritin. Eigentlich hatte die Mutter von vier Kindern schon bei der Premiere des härtesten Langtriathlons der Welt vor einem Jahr dabei sein wollen. Doch die aus dem südnorwegischen Stavanger stammende Frau eines Ölbau-Ingenieurs hatte sich bei ihrem IRONMAN-Debüt in Malaysia 2003 völlig überraschend für Hawaii qualifiziert. In Kona belegte die 45-Jährige im vergangenen Oktober auf Anhieb Platz sechs in ihrer Altersklasse. Auf den NORSEMAN hat sich Gysland in der 50 Grad heißen Wüste von Oman vorbereitet – nach den Plänen von Mark Allen, mit unzähligen Trainingsrunden auf einer öden 14 Kilometer Asphaltstrecke um das Öl-Camp, in dem die Familie derzeit lebt. Die raue Schönheit der norwegischen Landschaft wird sie für ihre eiserne Disziplin belohnen. tri2b.com wird am kommenden Wochenende mit einem Special vom 2. HP NORSEMAN EXTREME Triathlon berichten