IM Canada 2002: Sturmlauf zum Titel - Bowden siegt in Kanada

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 26.08.2002 um 23:30
Heimsiege zum 20-jährigen Jubiläum in Kanada – auf der letzten großen Etappe der Ironman-Qualifier kam Garrett MacFadyen zu seinem ersten Sieg. Lori Bowden zählt nun schon elf Erfolge ...

Mal wieder ein Ironman in Amerika mit Sturmwarnung – anders hat man es in diesem Jahr auch noch nicht erlebt. Was mochten die nervösen Meteorologen aber diesmal gemeint haben? Das Unwetter blieb aus, ein Sturm kam dennoch. Was Lori Bowden und Garrett MacFadyen in Penticton da vollführten, wirkte im Zeitalter der kompletten Triathleten allerdings schon beinahe altmodisch: Lange hatte man von Bowden keine solche Radfahrt mehr erlebt, sie schwächelte fast mitleiderregend. Und MacFadyen kann einfach nicht richtig schwimmen. Doch Rhodes und Holzner, Bentley und Leach hatten sich zu früh gefreut. Offensive von Rhodes und Legh Bowden’s Ehemann Peter Reid gab seinen Titel aus dem Vorjahr freiwillig ab. Ein weiteres Mal in dieser Saison kämpfte er als Zuschauer gegen die selbstgestreuten Rücktrittsgerüchte. Die mentale und physische Härte für ein Comeback fehle ihm aber immer noch, so die Essenz seiner Interviews der letzten Monate. Gute Chancen für Stefan Holzner also? Sicher war der Bad Reichenhaller nun einer der großen Favoriten. Doch Bryan Rhodes (NZL), Chris Legh (USA), Jasper Blake (CAN) und notfalls eben auch dessen Landsmann, der besagte MacFadyen, waren in diesem Jahr noch unverbraucht und standen ebenfalls weit oben auf den Setzlisten. So versuchte Rhodes auch gleich die Flucht. Als Zweiter lag er bereits nach dem Schwimmen viereinhalb Minuten vor dem Deutschen und bekam am schweren Anstieg zum Richter-Pass Gesellschaft von Legh und Blake. Vor allem der Kalifornier und Freund von Mark Allen entpuppte sich zum eigentlichen Favoriten, während MacFadyen mit fast einer Viertelstunde Schwimmrückstand nur den überholten Agegroupern auffiel. 65 Sekunden Legh und Rhodes also waren zum Marathonstart ganz vorn. Doch dann hatte Rhodes einen schweren Schritt und Legh begann, Blut zu husten. So etwas erinnert ja fast an die schaurigen Bilder des Aspirin-Missbrauchs vergangener Tage und Legh blieb nur der Rückzug ins „medical tent“. Im neuen Klassement hatte Steinfisch MacFadyen soeben Holzner überholt, die sollten es unter sich ausmachen. Der Kanadier allerdings ließ der Radbestzeit auch eine weitere im Marathon folgen und siegte mit 13 Minuten Vorsprung. Denn Holzner wurden wohl am Ende die Beine schwer. Kurz vor dem Ziel passierte noch Jasper Blake mit furiosem Finish den Deutschen und machte den kanadischen Doppelsieg perfekt. Und Bryan Rhodes kam wieder bis auf 12 Sekunden heran und wurde Vierter. 65 Sekunden und drei Plätze ... Nur vier waren schneller Bowden war zwar ganz anständig geschwommen, doch da war Lori-Lynn Leach schon couragiert auf dem Rad unterwegs. Der Gesellschaft von Lisa Bentley und Mary Uhl zog sie dann bald und bis in die Steigungen sogar eine Männergruppe vor, während die Kärnten-Siegerin Bowden zunehmend zurückfiel. Über zehn Minuten betrug ihr Rückstand vor dem Laufen zu Leach, doch waren wohl die sieben Minuten zu Bentley noch bedeutsamer. Die war nämlich sehr zügig unterwegs und lief einen 3:10er Marathon. Und dennoch: nach zwei Dritteln der Strecke war Bowden heran. Gerade einmal 2:56:56 Stunden benötigte sie für den Sturmlauf zum Sieg, nur zwölf Männer aus dem Feld der 2000 Starter erreichten die Finishline vor der Kanadierin, vier liefen den Marathon schneller. Leach dagegen wurde noch von Mary Uhl, der Mitstreiterin der ersten Radkilometer, auf Rang vier verdrängt. Bowden ist immer ein Faktor Worauf nur sollen sich nun also die Konkurrentinnen auf Hawaii einstellen? Mal schwimmt Bowden gut, mal weniger. Mal kann sie radfahren, mal eher nicht. – Der sub-3-Stunden-Marathon allerdings ist nun fast zur Gepflogenheit geworden. Badmann, Thürig und auch Nina Kraft fahren jedenfalls in einer anderen Liga durch die Lavawüste und werden wohl versuchen, der Kanadierin mehr als zehn Minuten Handicap zu verpassen. MacFadyen dagegen dürfte mit seiner Schwimmschwäche kaum zum Faktor werden auf Big Island. Dazu gibt es unter den Favoriten auf dem Rad noch zuviel gemeinsame Interessen.)
Zaehler