IM Hawaii: Nichts ist kalkulierbar

von René Penno für tri2b.com für tri2b.com | 17.10.2005 um 10:22
Faris Al-Sultan hat gewonnen. Von ihm wird geschwärmt. Andere, eigentlich etablierte Athleten, tauchen in der deutschen Presse nach dem Hawaii-Triathlon kaum noch auf. Sie gingen förmlich unter, in der Presse, wie auch im Rennen ...

Tina Walter brachte es in ihrem Interview mit tri2b.com schon vor dem Ironman in Hawaii auf den Punkt: "Da ist nichts kalkulierbar." Ob sie da schon wusste, wie das Ergebnis der deutschen Teilnehmer ausschaut? Wohl kaum. Faris Al-Sultan gewann, Stephan Vuckovic wurde Zehnter und Katja Schumacher beendete die Damenkonkurrenz als Sechste. Die Einzigen, die die Erwartungen erfüllen konnten. Vier Plätze in den Top Ten, wie im Vorjahr geschehen, war ein fast sensationelles Ergebnis. Nur schwer wiederholbar schien es, wenngleich nicht unrealistisch - ob der geschlossenen Stärke der deutschen Langdistanzspezialisten und deren Ambitionen. In der deutschen Presse gingen sie jedoch fast unter. Ähnlich, wie im Rennen. Natürlich stand Faris Al-Sultan, der Halb-Iraker und Ur-Bayer, im Fokus. Genauso wie Stephan Vuckovic, der Zehnte. Und Vorjahressieger Normann Stadler - bis zu seiner Aufgabe. Aber von all den anderen war nichts zu lesen. Vuckovic nun auch ein "echter" Eisenmann Der Sieg von Faris Al-Sultan, überraschend oder auch nicht, führt die Tradition der guten bis sehr guten deutschen Ergebnisse auf Hawaii jedenfalls fort. Dazu gestoßen, zum Kreis der weltbesten Eisenmänner, ist mit Stephan Vuckovic nun ein weiterer Deutscher. Zehnter wurde der Reutlinger, der erst am 28. August die Qualifikation für Kona schaffte. Mit einem zweiten Platz beim IRONMAN Canada, seinem ersten Auftritt auf der Langdistanz. Ohne Zweifel reihte er sich bereits da in der Weltelite mit ein. Der zehnte Platz beim "schönsten Arbeitsplatz der Welt" bestätigte sein Ergebnis aus Kanada. Obwohl er zwischen seinen beiden ersten Ironman-Wettkämpfen eigentlich mehr regenerierte als trainierte. "Ich hatte nie und nimmer damit gerechnet, dass es so gut geht", meinte der zweitbeste Deutsche in Hawaii, für den im Vorfeld ein Platz unter den Top 15 schon ein starkes Ergebnis gewesen wäre. "Jetzt freue ich mich aber, beim am besten besetzten Rennen überhaupt, vorne mit dabei zu sein. Zumal selbst die deutsche Konkurrenz enorm groß war", liefert der Silbermedaillengewinner von Sydney, sein bisher größter Erfolg, den Stichpunkt. "Platzierung und Zeit existieren dann nicht mehr" Die Etablierten, Athleten wie Hellriegel, Leder oder Taubert, fanden sich weiter hinten, als es ihnen recht sein konnte. Timo Bracht, der eigentlich seinen achten Platz aus dem Vorjahr wenigstens bestätigen wollte, wurde 53. "Sicherlich die größte sportliche Niederlage in meiner Karriere", berichtet er auf seiner Website. Bis Kilometer 50 sei es gut gelaufen, so Bracht, "aber dann bin ich völlig eingebrochen. Mein Körper verließ mich, es ging gar nichts mehr." Zusammen mit Lothar Leder rettete er sich "einigermaßen ins Radziel." Mit Atemnot auf den ersten Marathonkilometern war bereits das Schicksal des Eberbachers besiegelt: "Ich hatte während den ersten 15 Kilometer mit starker Atemnot zu kämpfen. Mein Brustkorb verkrampfte sich und ich konnte nur durch ständiges Kühlen der Rippen einigermaßen weiterlaufen. Da war ich endgültig am Ende und das Rennen war kein Rennen mehr, sondern wieder ein Triathlon, bei dem es darum geht, ins Ziel zu kommen. Platzierung und Zeit existieren dann nicht mehr." Alex Taubert finishte zum 15. Mal in Folge. Rekord aus deutscher Sicht. Aber die Platzierung hatte sich der Vierte von 2004 und Deutsche Meister der Langstrecke anders vorgestellt. Platz 88 war das bisher schlechteste Ergebnis des Mannheimers auf Hawaii. Aber er finishte, trotz starker Magen- und Darmprobleme, die Folge einer Viruserkrankung waren. Auch Thomas Hellriegel ging ein wenig unter. Vom Pfeifferschen Drüsenfieber genesen, kam er als 42. ins Ziel. Nach dem Schwimmen war er wie immer mit dabei und konnte auch auf der Radstrecke den Anschluss an die erweiterte Spitze halten. Mit einer Marathonzeit von 3:20 Stunden war er jedoch weit weg von den vorderen Rängen. Platz 42 war für den Sieger von 1997 sicher weniger, als zu erwarten war. Dennoch finishte auch er. Positiv in Szene gesetzt Auch Lothar Leder blieb am Ende unter seinen Möglichkeiten, wenngleich er schon im Vorfeld einräumte, dass es für die Spitze nicht reichen würde. Platz 85 wurde es am Ende. Sicher nicht das, was sich der Darmstädter selbst erhofft hatte. Olaf Sabatschus (40.) legte seinen Fokus ohnehin nicht auf Hawaii, dafür aber konnten sich andere wiederum positiv in Szene setzen. Uwe Widmann war als 15. immerhin gut unterwegs. Ständig wurde er während des Rennens in den Toprängen geführt und brachte dieses Ergebnis schließlich auch nach Hause. Mit Markus Forster (21.) und Hans Mühlbauer (24.) landeten noch zwei weitere Deutsche in den Top 30-Rängen. Bei den Frauen überzeugte Katja Schumacher. Bisher bereitete ihr die Hitze auf Hawaii immer Probleme. Diesmal aber lieferte sie ein starkes Rennen, das fast noch mit Sprung in die Top Five belohnt wurde. Nur die Olympiasiegerin Kate Allen verhinderte das bei ihrem eigenen Hawaii-Debüt und verwies Katja Schumacher auf Platz sechs. Die weiteren Platzierungen der deutschen Frauen zeigen, dass sie von der Ironman-Weltspitze doch weiter entfernt sind, als sie es sich wünschten. Selbst der 16. Platz von Nicole Leder kann die Bilanz da nicht aufbessern.