Im Ziel eines Ironman erzählen sie tausend Geschichten

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 19.08.2002 um 17:00
Was hinter der Ziellinie eines Ironman passiert, macht einen großen Teil der Faszination aus ...

Viertausend drängten sich auf der riesigen Tribüne über der Finishline, standen auf den Schalensitzen. Da war nach unten kaum mehr ein Blick zu erhaschen auf die Gesichter der Finisher. Die sah man viel besser auf der Großleinwand gegenüber. Der Geheimtip lag nur 50 Meter weiter hinten, dort säumte ein Spalier von Freunden, Fans und Familien den Pfad in den „Athletes Garden“ wie einen Laufsteg. Hier mussten sie alle durch, ob aufrecht, gestützt oder auf der Bare. Die „Catcher“ hinter der Ziellinie machten einen phantastischen Job, allein oder auch zu zweit an der Seite eines jeden Finishers, geduldig bei jeden Smalltalk und jedem Glückwunsch von rechts und links – als feste Begleiter auf dem Weg in die für Zuschauer unzugängliche Athleten-Versorgung. Es sind gerade die Gesichter der Athleten, ganz aus der Nähe, die die Finishline eines Ironman so faszinierend machen: überschwenglich und glücklich, kämpferisch und stark, hohläugig und erschöpft oder auch einfach enttäuscht und leer ... Blasse Gesichter über baumelnden Medaillen – tausend verschiedene Geschichten von ein und demselben Rennen. „Das mit dem Kind ist vielleicht einfacher ...“ Manuel Baerwald aus Erlangen wurde nach 10:44:28 Stunden als 437. der Frankfurter Ironman-Ergebnisse geführt und das war viel härter, als sein Debüt damals in Roth. Gut vorbereitet war der 27-jährige, obwohl Söhnchen Paul ein wenig zu früh kam, wie er uns genau an diesem besagten Pfad in den Athletes Garden erzählte: tri2b: Herzlichen Glückwunsch, Manuel – das sind ja eindrucksvolle Bilder. Der junge Mann auf Deinem Arm ist jedenfalls zum ersten Mal dabei, wer ist das? Manuel Baerwald (M.B.): Mein sieben Wochen alter Sohn Paul, der sogar erst vier Wochen alt wäre, wenn alles nach Plan gegangen wär’. tri2b: War es denn auch Dein erster Ironman? M.B.: Ich war in Roth schonmal dabei, aber das hier war schon extrem hart, weil es so heiß war. Aber es war eine Super-Stimmung, ganz Klasse ... tri2b: Und da war trotz des nahenden Nachwuchses Zeit zum Training? Alle haben da mitgemacht? M.B.: Ja, dass der drei Wochen zu früh gekommen ist, hat schon das Trainingskonzept noch etwas durcheinander gebracht, aber jetzt ging’s ja doch ganz gut. tri2b: Wieviel hast Du denn nun trainieren können, pro Woche? M.B.: Was ich halt dann immer schaffe ... Ich mache Schichtarbeit, aber es waren oft schon 20-30 Stunden pro Woche. tri2b: Na, das ist aber ein Wort! Hattest Du das denn für eine Hawaii-Quali getan, oder einfach für einen runden Wettkampf hier in Frankfurt? M.B.: In erster Linie natürlich für ein gutes Rennen, aber Hawaii wäre schon nicht schlecht gewesen, aber das war ja nur ein bisschen Spekulation. tri2b: Hawaii kommt dann also irgendwann in der Zukunft – oder das zweite Kind vorher? M.B.: (lacht) Ich vermute, dass das nächste Kind vorher kommt. Hawaii ist natürlich jedenfalls mein Traum, aber ich vermute, das mit dem Kind ist fast ein bisschen einfacher ... tri2b: ist aber dafür sicher nicht in zehn Stunden erledigt! Euch allen noch einmal einen herzlichen Glückwunsch!
Zaehler