Interview: Stephan Vuckovic freut sich auf Hamburg

von Steffen Gerth für tri2b.com für tri2b.com | 06.09.2002 um 09:55
Stephan Vuckovic hat einmal gesagt, dass er im Jahr 2001 durch das Tal der Tränen gegangen ist. Es gab nicht wenige, die den Olympiazweiten aus dem Jahr 2000 schon abgeschrieben hatten. Bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft in Frankfurt hat er sich zurück gemeldet. Am Sonntag startet Stephan Vuckovic beim vorzüglich besetzten Weltcup in Hamburg – dieses Rennen bezeichnet er selbst als Standortbestimmung ...

"Auf das Rennen freue ich mich tierisch" Stephan Vuckovic hat einmal gesagt, dass er im Jahr 2001 durch das Tal der Tränen gegangen ist. In Frankfurt, bei den internationalen deutschen Meisterschaften, riss ihm ein Stein die Fußsohle auf, bei den Europameisterschaften in Karlsbad hatte Vuckovic eine schlimme Vergiftung erlitten, die später als Legionärskrankheit diagnostiziert wurde. Und als sich sein Körper so langsam wieder davon hatte, biss ihn im Oktober beim Lauftraining in Heidelberg ein Hund in die Wade. Es gab nicht wenige, die den Olympiazweiten aus dem Jahr 2000 schon abgeschrieben hatten. Bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft in Frankfurt hat er sich mit einem ordentlichen vierten Platz zurück gemeldet. Am Sonntag startet Stephan Vuckovic beim vorzüglich besetzten Weltcup in Hamburg – dieses Rennen bezeichnet er selbst als Standortbestimmung. tri2b.com: Am Sonntag wird der wahrscheinlich am besten besetzte Kurztriathlon gestartet, den es in Deutschland je gegeben hat. Wie fühlen Sie sich vor dem Auftritt auf so einer Bühne? Stephan Vuckovic: Ich spüre eine enorme Belastung durch die vielen Telefonate vor dem Rennen. Unglaublich, wieviele Journalisten anrufen, ich komme kaum zur Ruhe. Das ist einerseits recht stressig, andererseits zeigt es mir, dass ich immer noch ein gefragter Mann bin. tri2b.com: Und was erwarten Sie vom Rennen? Stephan Vuckovic: Ich werde in Hamburg noch nicht beweisen können, dass ich schon wieder zur Weltspitze gehöre. Dafür habe ich noch zuviel Nachholbedarf. Mein Körper ist streng genommen erst seit sieben Wochen wieder so hergestellt, dass ich ihn voll belasten kann. Davor ist mir immer noch regelmäßig schwindelig geworden, auch das Herz hat rumgesponnen. Aber dann kamen drei Wochen Höhentrainingslager in Font Romeau – und die haben mir richtig gut getan. Ich habe mich dort voll auf Hamburg vorbereitet, bin vor drei Wochen wieder in die Ebene zurückgekehrt und fühle mich gut. Auf das Rennen freue ich mich tierisch. tri2b.com: Wie könnte denn der Verlauf dieses Wettkampfes aussehen? Wie bei den Spielen in Sydney? Stephan Vuckovic: Das wäre gut, denn dann würde ich ja bis kurz vor Schluss in Führung liegen. Das ist aber kaum zu erwarten. Ich glaube, dass am Sonntag nicht ganz so schnell geschwommen wird wie in Sydney – ich habe zumindest noch keinen Top-Schwimmer ausmachen können in der Meldeliste. Am Ende werden Wladimir Polikarpenko und Craig Watson den Sieg unter sich ausmachen. Wenngleich man bei Craig abwarten muss, wie er die Feiern zu seiner Hochzeit überstanden hat. Das ist ja auch erst drei Wochen her. tri2b.com: Derzeit hat Triathlon einen beachtlichen Aufschwung in Deutschland, zumindest was die Zuschauer- und Mediengunst angeht. Der Ironman Frankfurt hat doch für mächtigen Wirbel gesorgt. Haben die Kurzdistanzler jetzt Nachholbedarf, gegenüber den populären Langstrecklern? Stephan Vuckovic: Generell freue ich mich, wenn über Triathlon berichtet wird. Egal, über welche Strecke. Öffentliches Interesse hilft der Sportart allgemein weiter – und nur das zählt. Wenn einige Langstreckler glauben, dass sie die wahren Triathleten sind, dann tun sie mir leid. In der Leichtathletik wird ja auch nicht unterschieden, zwischen einem 5000- und einem 10.000-Meter-Läufer. Hier steht die Sportart im Vordergrund. Und das sollte bei uns auch so sein. Dieses Denken in Grüppchen ist albern. tri2b.com: Mit der DTU lagen Sie nach den Spielen ein bisschen über Kreuz. Wie ist denn Ihr Verhältnis in diesen Tagen? Stephan Vuckovic: Gut. Ich komme mit Klaus Müller-Ott, dem Verbandspräsidenten, prima zurecht. Und das muss man ja auch einmal sagen: Müller-Otts Ehrgeiz ist es zu verdanken, dass das Hamburger Rennen ein solches Großereignis wird. Er hat immer wieder vorgesprochen bei der Agentur upsolut, die die professionelle Abwicklung der Veranstaltung umsetzen. Ich werde am Sonntag mich als Mitglied der deutschen Mannschaft präsentieren, mit Sebastian Dehmer wohne ich in Hamburg in einem Hotelzimmer – und beim Rennen starte ich im DTU-Trikot.