IRONMAN Brasilien: Olaf Sabatschus feiert langersehnten Erfolg

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 30.05.2004 um 01:07
Zum ersten Mal in seiner Karriere hat Olaf Sabatschus ein IRONMAN-Rennen gewonnen. In Brasilien revanchierte er sich für seine knappe Niederlage im Vorjahr und verwies den Titelverteidiger Oscar Galindez auf Rang zwei ...

Zum ersten Mal in seiner Karriere hat Olaf Sabatschus ein IRONMAN-Rennen gewonnen. Im brasilianischen Florianopolis revanchierte sich der Troisdorfer für seine Niederlage im Vorjahr und verwies den Titelverteidiger Oscar Galindez (ARG) mit über elf Minuten Vorsprung auf Rang zwei. Alexander Taubert hatte Pech. Nach einer Fehlleitung auf der Schwimmstrecke und einer Zeitstrafe auf dem Rad schied er früh aus dem Kampf um das Podium aus und wurde Vierter, sein Mannheimer Vereinskamerad Matthias Heim belegte Rang neun. “Der soll im Amazonas rudern“ Noch zwei Stunden nach dem Rennen kochte Taubert vor Wut: „So bin ich in meiner ganzen Zeit als Triathlet noch nicht verarscht worden“, schimpfte der 35-Jährige. „Dieser Kajakfahrer sollte lieber im Amazonas rudern, statt beim IRONMAN die Leute irrezuführen!“ Taubert hatte das Rennen bereits nach 800 Metern der 3,8 Kilometer lagen Schwimmdistanz angeführt. Kurz vor der Landpassage nach der Hälfte der Distanz bog sein Führungskajak jedoch ab und leitete ihn und einen Verfolger zu einer Boje weit abseits der Strecke. „Ich wollte ans Ufer, aber der hat mich nicht gelassen und sogar den Weg blockiert. Als ich wieder zurück auf der Strecke war, lag ich um Minuten hinter der Spitze.“ Dabei kann eine frühe Führung im IRONMAN Brasilien rennentscheidend sein, wie Olaf Sabatschus im Vorjahr erleben durfte: „Rennleitung und Medienfahrzeuge schirmen hier die Favoriten so sehr ab, dass sie spürbar Kräfte sparen können“, glaubt der Deutsche. Damals hatte Galindez im Windschutz der Führungsmotorräder einen derart großen Vorsprung herausgefahren, dass Sabatschus trotz Marathon-Bestzeit nicht mehr um den Sieg kämpfen konnte. Darum hatte der Routinier in den vergangenen Monaten einen besonderen Schwerpunkt auf das Training der Auftaktdisziplin gelegt, und das sollte sich am Samstag auszahlen. Sabatschus greift an Ungewohnt früh erreichte Sabatschus den Strand, lag gerade 35 Sekunden hinter dem führenden Brasilianer Reinaldo Colucci zurück und übernahm sofort die Initiative. Nach 20 Kilometern der diesmal völlig windstillen Radstrecke lag Sabatschus allein in Front, nach 90 Kilometern betrug sein Vorsprung vor Galindez über drei Minuten. Als der Argentinier schließlich forcierte und herankam, folgte der Deutsche mühelos. Auf dem überwiegend topfebenen Radkurs hatte Taubert, der „allein im Niemandsland“ hinterherjagte, keine Chance, die Führenden zu stellen. Und tappte prompt in die zweite Falle: „Als ich mich für ein paar Meter hinter ein überholendes Auto gehängt habe, bekam ich von den Wettkampfrichtern die Gelbe Karte.“ Fünf Minuten Zeitstrafe in der zweiten Wechselzone. Harter Kampf ums Ticket Sabatschus, seit mehr als zehn Jahren einer der besten Marathonläufer des weltweiten IRONMAN-Circuit, mag zu diesem Zeitpunkt bereits Siegesluft gewittert haben. Zwar schloss Galindez wenige Kilometer nach Beginn des Laufs noch einmal das Sekundenloch zum deutschen Schnellstarter, doch der löste sich nach einem Viertel der Strecke endgültig und führte schnell mit über drei Minuten. Auf Platz drei lief da, über zehn Minuten zurück, der Schwede Clas Björling zur Höchstform auf. Taubert trottete missmutig auf Platz vier – bis ihn der chilenische Altmeister Christian Bustos, ebenfalls ein hervorragender Marathonläufer, abfing und damit den letzten Qualifikationsplatz für Hawaii reklamierte. „Es war ein knochenhartes Duell, Bustos ist ein elender Fighter“, meinte Taubert später. Der Mannheimer musste für das Ticket nach Hawaii noch einmal alles geben und konnte Bustos knapp abfangen, aber er landete doch auf dem undankbaren vierten Rang. Da war Sabatschus bereits 20 Minuten im Ziel und freute sich überschwänglich über den ersten IRONMAN-Sieg seiner 18-jährigen Triathlonkarriere.“Ich wusste, dass ich es diesmal schaffen kann. Ich war schon mehrmals Zweiter und Dritter, dieser Erfolg war fällig. Toll, dass es endlich geklappt hat“, meinte der Familienvater, der in vier Tagen 33 Jahre alt wird. „Ich habe mit 19 meinen ersten IRONMAN gemacht – ich hätte nie gedacht, dass es bis zum ersten Sieg so lange dauern würde.“ Mit 2:53:41 Stunden war Sabatschus, der erst im Frühjahr eine langwierige Verletzung der Achillessehne überwunden hat, fast zwölf Minuten schneller als der zweitplatzierte Galindez. Die schnellste Zeit über die 42,2 Kilometer lief allerdings der Schwede Clas Björling (2:44:47), der knapp hinter Galindez das Podium komplett machte. Nur fünf Wochen Ruhe In Roth, wo Oscar Galindez und Alexander Taubert Anfang Juli zu den Mitfavoriten gezählt werden müssen, sah man das Ergebnis von Florianopolis am Abend mit gemischten Gefühlen: „Wir freuen uns sehr über den Sieg von Olaf Sabatschus, er war überfällig", meinte Organisationschef Herbert Walchshöfer im Gespräch mit tri2b.com. "Leider hat das Daumendrücken für Alex Taubert nicht sehr viel genützt, wie der verkorkste Rennverlauf zeigt. Aber Alex ist in Form und kann endlich wieder seine Möglichkeiten zeigen, spätestens in Roth. Er und Oscar Galindez werden sich im Topfeld des Quelle Challenge bestens verkaufen wollen.“ Vorausgesetzt, die nur fünfwöchige Erholungs- und Trainingsphase verläuft ungestört. Stundenlanges Haschen Das Rennen der Frauen geriet zu einem mehrstündigen Krimi: Nach dem Schwimmen lag die italienische Europameisterin von Fredericia, Edith Niederfriniger, in Führung. Doch die brasilianische Grande Dame des IRONMAN, Fernanda Keller, schloss auf dem Rad bald auf. Sie kennt die Strecken seit dem Umzug des Rennens nach Florianopolis vor drei Jahren, gewinnen konnte sie hier allerdings noch nicht. Und sicher saß vor allem die umstrittene Niederlage vor einem Jahr gegen die Argentinierin Barbara Buenahora, die Lebensgefährtin von Oscar Galindez, immer noch wie ein Stachel. Ständig ging es hin und her zwischen Niederfriniger und Keller, absetzen konnte sich aber auf dem Rad keine der beiden. Dann, in den ersten Kilometern des Marathon, sah es so aus, als solle Keller eine weitere Schlappe beziehen, denn die Italienerin setzte sich um zehn, fünfzehn Sekunden, schließlich um über eine Minute ab. Zehn Kilometer vor Schluss kam aber die erfahrene Keller, die in ihrer langen Karriere sechzehn Mal in Folge unter den Top-15 und sogar sechsmal unter den Top-3 gelandet war beim IRONMAN Hawaii, erneut nach vorn. Und diesmal konnte Niederfriniger nicht mehr folgen. Keller gewann unter dem frenetischen Jubel der Massen im Zielbereich. Auch für sie war es erst der zweite IRONMAN-Sieg in einer langen Karriere. Vier Minuten später erreichte die vollkommen erschöpfte Edith Niederfriniger das Ziel. Dritte wurde knapp dahinter die Kolumbianerin Carmenza Morales. Die kompletten Ergebnisse bei www.ironmanlive.com