IRONMAN Lanzarote 2004: Favoriten halten die Karten noch verdeckt

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 21.05.2004 um 17:23
In der Pressekonferenz vor dem 13. IRONMAN Lanzarote taten sich die Profis schwer mit Ansagen. Erst unter vier Augen war mehr zu hören als bekannte Floskeln ...

In der Pressekonferenz am Vorabend des 13. IRONMAN Lanzarote tun sich die zehn anwesenden Profis noch schwer mit der ungewohnten Favoritenbürde. Von Siegambitionen möchte keiner der zehn anwesenden Profis öffentlich sprechen, und auch über die Konkurrenz fällt in den kurzen Statements zu Hoffnungen und Erwartungen an den Renntag kein Wort. So nehmen die meisten der rund dreißig Journalisten nicht viel mehr als eine Binsenweisheit mit hinaus aus dem kleinen italienischen Terrassenrestaurant an Puerto del Carmens Flaniermeile: "Bis zum Zieleinlauf am Samstagnachmittag ist alles offen!" Dass der Vorjahresdritte Felix Martinez Rubio das eigentlich doch etwas anders sieht, verraten nur die angespannten Gesichtszüge des 33-Jährigen, der seit der Absage des Belgiers Luc van Lierde an der Spitze der Startliste steht. "Natürlich will ich das Ding gewinnen", gibt er nachher im Interview zu, "und wenn ich hier endlich einmal 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit abrufen kann, sollte das auch klappen." Lanzarote ist der erklärte Saisonhöhepunkt des Spaniers, der "an diesem Gelutsche auf dem Highway" bei seiner Hawaii-Premiere im letzten Oktober "absolut keinen Spaß gefunden" haben will. Gerrit Schellens, der fußflinke Belgier, der bei der letzten Ausgabe des Rennens am 17. Mai 2003 mit 2:44 Stunden einen neuen Marathon-Streckenrekord aufgestellt hatte und Vierter wurde, will es "in diesem Jahr besser machen". Was soviel heißt wie: "Ich habe auf dem Rad einiges getan." Vor einem Jahr hatte Schellens dort über zehn Minuten verloren und das Podium schließlich um drei Minuten verpasst. Ach ja - ein Name wird dann doch ganz unverhohlen auf Sieg getippt: "René Rovera" - orakelt dessen ziemlich unbekannter Landsmann Fabrice Biteaud aus Frankreich, der als Wahl-Lanzaroter wohl lediglich um die Kanarischen Meisterschaften kämpfen wird - "René, der macht das morgen." Für die anwesenden Schreiberlinge bedeutet das Orakel allerdings keinen Lichtblick, denn der Vierte des IRONMAN Switzerland 2003 war gar nicht zur Pressekonferenz erschienen und kann folglich nicht gefragt werden, wie er selbst seine Chancen sieht. Unter vier Augen verrät später auch die deutsche "Powerlady" Tina Walter: Sie hat sich etwas mehr vorgenommen, als nur "einen guten Tag da draußen in der Lava", wie ihre kanadische Konkurrentin Gillian Bakker es so gern ausdrückt. "Ich rechne mit vier bis fünf Minuten Rückstand auf meine Konkurrentinnen nach dem Schwimmen", sagt die 36-jährige Deutsche, Mutter von vier Kindern. "Und ich werde mir das Rennen gut einteilen." Statt "wie sonst innerhalb der ersten 80 Kilometer" aufzuholen, was aufzuholen ist, will Walter sich diesmal vor allem darauf konzentrieren, konzentriert zu bleiben. Auf sich selbst nämlich, denn dann, das hat sie aus ihrer letzten Streckenbesichtigung am Nachmittag mitgenommen, "kann ich auf den langen Wellen zurück nach Puerto del Carmen noch richtig Druck machen". Und einen guten Marathon laufen: "3:20 sind drin!" Heidi Jesberger, die, vielleicht wegen ihres breiten Strahlens und ihrer guten englischen Aussprache, die meisten Fragen der anwesenden Journaille zu beantworten hat, will sich im Rennen "überhaupt nicht damit befassen, was die Konkurrenz macht." Wenigstens nicht auf der ersten Hälfte der Renndistanz. "Ich höre einfach hinein in meinen Körper, dann kommt das Beste dabei heraus", verspricht die 26-Jährige. Das Beste, soviel verrät sie aber schon, "wäre ein Platz unter den besten Drei und das Ticket nach Hawaii."