IRONMAN Malaysia: Luc van Lierde hat nichts verlernt

von J.Sibbersen für tri2b.com für tri2b.com | 23.02.2003 um 19:00
Aufbruchsstimmung beim ersten Ironman des Jahres 2003: Für den Belgier Luc van Lierde geht es um neues Selbstvertrauen, für Titelverteidiger Bryan Rhodes um die einmalige Chance zum Hattrick. Auch die starke deutsche Athletengruppe hat <i>tri2b.com</i>-Reporter Jan Sibbersen fest im Blick ...

Eine halbe Stunde vor dem Startschuss ist die Warm-Up-Zone in gleißendes Halogenlicht getaucht, doch von der Schwimmstrecke ist in der Dunkelheit des frühen Morgens in Langkawi noch nicht viel zu erkennen. Die besondere Aufbruchsstimmung des ersten Ironman des Jahres 2003 wird dadurch noch unterstrichen. Das Rennen durch die stickige Tropenluft Malaysias kann besonders für die gut einhundert Athleten von der Nordhalbkugel – nach kurzem Wintertraining – zur großen Herausforderung werden. Nicht umsonst hatte der Neuseeländer Bryan Rhodes zwei der bisherigen drei Auflagen des Rennens für sich entscheiden können. Sollte nun Luc van Lierdes Comeback Rhodes Hattrick vereiteln? Van Lierde schwimmt ganz vorn 7:22 Uhr: Mit dem ersten Sonnenstrahl fällt der Startschuss zum ersten Ironman Triathlon des Jahres 2003. Das Wasser ist ruhig, aber einige Athleten müssen aufgrund von Quallenattacken vorzeitig die Segel streichen. An der Wendemarke bei 1.900 Meter führt Luc van Lierde zusammen mit Glen Gore das Feld an. Wenig später folgt auch Vorjahressieger Bryan Rhodes. An dieser Konstellation ändert sich relativ wenig bis zum Ende des Schwimmens und nach 47:54 min erreicht Luc van Lierde als erster Profi T1. Sollte es sein Tag werden, nach einer solch starken Schwimmleistung? Aus deutscher Sicht sieht es nicht allzu berauschend aus. Siegi Ferstl hat nicht den besten Tag im Wasser, kämpft sich aber trotzdem in gut 55 Minuten über die bestens „ausgeschilderte“ Schwimmstrecke. Bei den Damen kommt Sekine Akiko (JPN) in 53:25 min aus den Fluten, gefolgt von Belinda Granger (AUS) in 53:29 min. Simone Mayer schwimmt mit 59:07 min eine Fabelzeit und steigt als erste Deutsche und sechste Frau auf das Rad. Einige Minuten später folgt Beate Kleindienst in 1:08:34 Stunden. Rhodes und Ferstl streichen die Segel 9:00 Uhr: Man konnte es schon kurz nach dem Sonnenaufgang erahnen, dass es ein mörderisch heißer Tag werden würde, jetzt wird die Hitze Realität. Ich hole mein Rad aus dem Hotel und jage mit Presseausweis, Video- und Fotokamera über die Strecke – als einziger „Journalist“ ohne Motorrad. Luc van Lierde fährt nach der ersten Radrunde in einem Höllentempo an mir vorbei, einsam an der Spitze. Wenig später kommen die Verfolger Bryan Rhodes (NZL), Marino Van Hoenacker (BEL) und Petr Vabrousek (CZE). Rhodes sieht gar nicht gut aus und steigt wenig später völlig entkräftet aus. Auch Siegi Ferstl muss in der zweiten Radrunde das Rennen vorzeitig beenden. „Mir fehlte einfach das Training, ich konnte in diesem Winter nicht genügend Rad fahren, das hat sich heute sehr negativ bemerkbar gemacht“, so Siegi enttäuscht nach dem Rennen. Kopf hoch Siegi, die Saison ist noch lang! Kleindienst und Mayer bei den Top-Frauen Belinda Granger (AUS) führt das Frauenfeld an. Danach wird es etwas unübersichtlich (auch der tri2b.com-Reporter wurde von der Hitze nicht verschont und musste einige Verschnaufpausen einlegen), aber Simone Mayer hält weiterhin zusammen mit Beate Kleindienst die deutschen Fahnen hoch. Beide Damen liefern ein großartiges Rennen auf dem Rad, trotzten Hitze, Gegenwind und teilweise mangelhaften Verpflegungsstellen (where is the food?). Beate wechselt nach 5:47 Stunden Radzeit mit sechs Minuten Vorsprung zu Simone auf die Laufstrecke. Es bahnt sich ein heißes Rennen zwischen den beiden deutschen Damen an. Luc van Lierde fehlerlos 15:00 Uhr: Es ist unerträglich heiß. Die Sonne steht fast im Zenit und die Erde brennt förmlich. Dieses Rennen sieht genauso hart aus wie Hawaii, wenn nicht sogar noch einen Tick brutaler und heißer. Mir laufen Sturzbäche am Körper herunter, dabei jogge ich nur locker auf der Laufstrecke herum. Luc van Lierde scheint dies alles nicht zu spüren. Eiskalt rennt er dem Ziel entgegen und feiert einen Start-Ziel Sieg in 8:31:16 Stunden (47:54; 4:41:02; 2:59:33). Bei diesen Bedingungen ist diese Zeit schlicht und einfach Weltklasse. „Luc is back“, wenn er fit bleibt dürfen sich de Boom, Reid und Co. in Hawaii warm anziehen… Zweiter wird in 8:51:29 Stunden Marino von Hoenacker (BEL) vor Tamura Yoshinori (JPN) in 8:53:39 Stunden (schnellster Laufsplit in 2:54:24). Bester Deutscher auf Rang zwölf und Gewinner seiner Altersklasse wird Uwe Schmidt in 9:56:29 Stunden. Auch eine erstklassige Leistung bei derartigen Bedingungen. Hartes und spannendes Frauen-Finale 17:00 Uhr: Zahlreiche Ausfälle bei den Damen sind zu beklagen, unter anderem hat es auch Mitfavoritin Belinda Halloran beim Laufen erwischt. An der Spitze überholt Gillian Bakker die bis zur letzten (von drei) Laufrunden führende Belinda Granger und lässt sich daraufhin den Sieg nicht mehr nehmen (10:01:33 Stunden – 58:54; 5:20:55; 3:38:31). Granger folgt in 10:09:29 Stunden. Dritte wird Susan Peter (AUS) in 10:21:24 Stunden. Das deutsche Duell zwischen Beate Kleindienst und Simone Mayer geht in die letzte Runde. Die beiden Damen sind nie mehr als drei Minuten voneinander entfernt, nur jetzt liegt Simone in Führung. Auf den letzten fünf Kilometern holt Beate aber noch einmal kräftig auf und es kommt fast zum Kopf-an-Kopf-Finish. Am Ende rettet sich Simone mit 15 Sekunden Vorsprung in 11:00:37 Stunden als 9. Frau gesamt (8. Professional) ins Ziel. Aber auch Beate dürfte mit Ihrem 10. Rang (9. Pro) überaus zufrieden sein. 22:00 Uhr: Das war’s zunächst aus Langkawi, das Rennen läuft noch … aber in der Zwischenzeit: time to party at the Finish Line!Zaehler