ITU-WM auf Ibiza: Eneko Llanos sorgt für schlichte Dramaturgie

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 11.05.2003 um 15:38
Eneko Llanos aus Spanien hat die ITU-Langdistanz-Weltmeisterschaften auf Ibiza gewonnen. Der 27-jährige konnte sich im abschließenden Lauf knapp die Verfolger aus einem großen Drafting-Pack vom Leibe halten. Bei den Frauen siegte die WM-Dritte von Nizza Virginia Berasategui ...

Eneko Llanos aus Spanien hat die ITU-Langdistanz-Weltmeisterschaften auf Ibiza gewonnen. Der 27-jährige Profi, Elfter der letztjährigen Kurzstrecken-Europameisterschaften im ungarischen Györ, konnte sich im abschließenden Lauf noch knapp die Verfolger aus einem fast 20-köpfigen Drafting-Pack vom Leibe halten und verhinderte so ein Drama. Der nach dem Schwimmen führende Deutsche Faris Al-Sultan, bei Radkilometer 80 gemeinsam mit dem späteren Sieger an der Spitze des Rennens, musste enttäuscht mit technischem Defekt (siehe unten) aufgeben. Llanos schockt mit Blitzstart Fast vier Minuten Vorsprung hatte Hoffnungsträger Al-Sultan (46:48 Minuten) auf den vermutlich etwas zu kurzen vier Schwimmkilometern herausgearbeitet, an seinen Füßen konnten nur der Australier Mitchell Dean, der Niederländer Casper van den Burgh und Phillippe Achleitner aus der Schweiz halbwegs folgen. Der spätere Sieger Llanos stürmte an der Seite des letztjährigen Weltmeisters Cyrille Neveu als Achter in die erste Wechselzone, konnte jedoch mit einem ITU-würdigen Blitzwechsel seine Konkurrenten abschütteln. Bereits nach wenigen Kilometern gelang ihm der Anschluss an die Spitze. Vergebliche Arbeit von Stadler Während Al-Sultan und Llanos ihren Vorsprung gemeinsam ausbauten, formierte sich in der Verfolgung eine große Gruppe mit allen Favoriten, bei denen der Deutsche Norman Stadler, 17. nach dem Schwimmen, das Tempodiktat übernahm. Die zweitbeste Radzeit des Tages sollte für Stadler allerdings weder ausreichen, sich vom Drafting-Pack zu lösen noch verkürzte sich dadurch der Abstand zum spanischen Kurzstreckenspezialisten Llanos. Der fuhr mit 2:55:20 Stunden auf den 120 Kilometern Tagesbestzeit, zwischen Rang drei und Rang 21 dieser Disziplinwertung liegen dagegen nur Sekunden. Verfolger verschätzten sich Doch die Verfolger und erklärten Titelfavoriten hatten sich verkalkuliert: Von über vier Minuten Vorsprung konnte der tapfer kämpfende Eneko Llanos – 1:51:22 Stunden benötigte er für die abschließenden 30 Kilometer – mehr als eine Minute bis ins Ziel retten. Ein Blick auf seine Lauffähigkeiten im ITU-Kurzstrecken-Circuit weist ihn allerdings als starken Tempoläufer aus. Der Belgier Rutger Beke indes war einer der großen Profiteure des Draftingrennens und wurde für seine anständige 30-Kilometer-Laufleistung (1:47:53) mit der Silbermedaille wohl mehr als reichlich belohnt. Auf Platz drei der Franzose Xavier LeFloch, Norman Stadler wurde Zehnter. Einsame Berasategui Das Feld der Frauen, einige Minuten vorab gestartet, war klein und große Namen fehlten. So war die Dritte von Nizza im letzten September, die Spanierin Virginia Berasategui eine der großen Favoritinnen. Ihre Dominanz in den ersten beiden Disziplinen war überdeutlich. Nach dem Schwimmen bereits in der Spitzengruppe, fuhr sie mit überragenden 3:13:14 Stunden eine Radzeit, an die auch die nach dem Schwimmen zurückliegende Duathlonspezialistin Erica Csomor in ihrer Aufholjagd nicht heranreichen konnte. Ibiza-Party mit spanischen Kastagnetten Mehr als zehn Minuten Vorsprung vor den direkten Verfolgerinnen zum Beginn des Laufs schmolzen dann allerdings zusammen. Zwar war Berasategui’s Laufsplit an der einsamen Spitze (2:10:46) im Rennen durchaus konkurrenzfähig, doch dahinter stürmte die nach dem Radfahren sechstplatzierte Landsfrau Ana Burgos in beeindruckenden 2:00:07 Stunden nach vorn. Weniger als eine Minute trennte am Ende die beiden Teamkolleginnen. Erst rund zehn Minuten dahinter erreichte Sione Jongstra aus den Niederlanden den letzten freien Platz des Podiums. Hart verdiente Einzeltitel, Doppelsieg bei den Damen und zwei Mannschaftssiege für die Spanier auf Ibiza – sicher Grund genug für nächtelange Parties. Die Wertigkeit dieser Titelkämpfe macht später noch Kopfzerbrechen genug ...
Zaehler