Nicole und Lothar Leder: „Die eigene Triathlon-Philosophie vermitteln“
Das Ehepaar Leder gilt immer noch als das deutsche Aushängeschild auf der Triathlon-Langdistanz. Während in früheren Jahren fast ausschließlich Lothar Leder für große Siege und Schlagzeilen sorgte, war es in der vergangenen Saison aufgrund einer langwierigen Verletzung still geworden um den fünffachen Rothsieger. Im Rampenlicht stand jetzt Ehefrau Nicole, die in Roth ihren Titel erfolgreich verteidigen konnte. tri2b.com hat sich mit den Leders während ihres Trainingslagers auf Mallorca unterhalten und ihnen Fragen zu Lothars Verletzung, der Dopingproblematik im Triathlon und zum Saisonziel 2005 gestellt. tri2b.com: Nicole, Lothar, wie läuft hier im Trainingscamp auf Mallorca. die Saisonvorbereitung? Lothar Leder (L.L.): Heute, muss ich sagen, geht es mir wieder richtig gut. Der Winter war doch noch sehr kritisch. Vor allem war ich nach dem IRONMAN Florida (Anfang November 2004, Anm. d. Red.) noch mal gezwungen eine achtwöchige Laufpause einzulegen und hatte viele Arzttermine. In dieser Zeit habe ich intensiv und aus heutiger Sicht erfolgreich an dem Problem gearbeitet. Heute habe ich wieder richtig Spaß am Laufen. Nicole Leder (N.L.): Bei mir läuft alles nach Plan. Ich bin in diesem Jahr bereits das zweite Mal auf Mallorca und bisher lief das Training sehr gut. Von größeren Problemen und Verletzungen bin ich verschont geblieben. tri2b.com: Wie sieht der Wettkampfplan für die nächsten Monate aus? N.L.: Also, zum Auftakt geht es nach Buschhütten, anschließend zum Kohler Haardman und im Juni schon traditionell nach Erding. Der erste Höhepunkt wird dann im Juli Roth sein. L.L.: Wir haben unser Programm bewusst etwas ausgedünnt und den eigentlich geplanten Start beim IRONMAN Australien habe ich gestrichen. Da wäre das Risiko im Hinblick auf Roth doch zu groß gewesen. tri2b.com: Habt ihr in euren Trainingsinhalten und im Trainingsaufbau etwas gegenüber 2004 verändert oder verändern müssen? L.L.: Verletzungsbedingt konnte ich zeitweise nur sehr wenig laufen. Im Moment trainiere ich wieder sehr viel und bin voll im Soll. N.L.: Bei mir lief es die letzten zwei Jahre sehr gut und daher hatte ich wenig Anlass, Veränderungen vorzunehmen. Die Zusammenarbeit mit Peter Sauerland und seinem Team ist sehr intensiv. Vielleicht setze ich sogar meine Trainingspläne derzeit noch konsequenter um als bisher. tri2b.com: Noch mal zu deiner Verletzung, Lothar. Wie bist du als bekannter Vielstarter mit dieser sehr schwierigen Situation umgegangen? Von Verletzungen bist du doch bislang in deiner langen Karriere verschont geblieben. L.L.: Das Schlimmste war für mich die psychische Situation. Ich wollte trainieren und konnte einfach nicht; ich wollte in Rennen starten und konnte nicht. Das hat sich dann natürlich auch auf die anderen Disziplinen ausgewirkt. Ich bin Triathlet und mir hilft es in einer solchen Phase wenig, wenn ich eine Superform im Schwimmen und Radfahren habe, aber nicht laufen kann. Dann kommt das gewohnte Training total durcheinander. Wichtig ist in einer solchen Situation, dass man realistisch bleibt. tri2b.com: Nicole, hat sich diese schwierige Phase auch in den privaten Bereich ausgewirkt? N.L.: Lothar war natürlich manchmal sehr gereizt. Aber wir hatten in dieser Phase den großen Vorteil, dass ich ja den selben Sport, den selben Beruf ausübe. Ich konnte mich daher sehr gut in seine Situation hinein versetzen. Ich hätte wohl ähnlich reagiert und konnte daher auch gut mit den aufkommenden Spannungen umgehen. L.L.: Ich habe mich in dieser Zeit auch viel um andere Dinge gekümmert. Ich habe viel in unserem Laufladen gearbeitet und habe unser Buch, das im Juli pünktlich zu Roth erscheinen wird, fertiggestellt. tri2b.com: Kannst du uns hierzu noch etwas mehr verraten ? L.L.: Das Buch ist jetzt praktisch fertig geworden, die Bilder sind ausgewählt und es geht jetzt bald in den Druck. Es wird ein Triathlon-Buch für Einsteiger bis hin zum Training für einen Ironman sein, mit vielen Tipps von Nicole und mir. Der Titel steht aber noch nicht fest. N.L.: Das Buch ist auch nicht wissenschaftlich aufgebaut. Uns war es wichtiger, unsere persönliche Triathlon-Philosophie zu vermitteln.
tri2b.com: Der Herbst 2004 und der Jahreswechsel haben ja mit den Fällen Kraft und Stadler für riesigen Wirbel im deutschen Triathlon gesorgt. Werdet oder wurdet ihr hierauf angesprochen? L.L.: Ja, ganz klar. Ich werde überall angesprochen. Sogar in der Tankstelle zu Hause in meiner Straße. Früher hat man da nach einem Sieg in Roth „Hallo“ gesagt - heute werde ich in lange und ausführliche Gespräche verwickelt. Es war auf alle Fälle eine schwierige Situation, denn auf einmal waren alle Triathleten gedopt. Aber man kann ja nichts für die Situation und muss mit ihr umgehen. Für uns ist das kein Problem. tri2b.com: Eine weitere Reaktion war in Deutschland die Einführung des Elitepasses mit doch sehr strikten Vorgaben und Auflagen. Wie seht ihr diese Entwicklung? N.L.: Das mit den Tests ist ja für uns nichts wirklich Neues. Durch unsere lange Zugehörigkeit zu diversen Kadern der DTU-Nationalmannschaft sind wir ohnehin schon mit diesem System vertraut. Für uns ist das daher keine große Umstellung. L.L.: Es ist ja auch bisher schon bekannt, wo wir uns aufhalten. Wir müssen ja immer erreichbar sein. Die Tests können somit jederzeit stattfinden, wobei bislang in diesem Jahr noch keine vorgenommen wurden. Aber wenn ich jetzt nach Hause komme, kann es auch sein, dass ich in zwei Wochen zweimal getestet werde. N.L.: Wichtig ist doch auch gar nicht, wie viele Tests vorgenommen werden, sondern das jetzt wirklich jederzeit die Möglichkeit besteht im Training getestet zu werden. L.L.: Und ganz wichtig ist für uns deutsche Triathleten, dass hier auf internationaler Ebene schnell nachgezogen wird. tri2b.com: Welche sportliche Schlagzeile würden Nicole und Lothar Leder gerne am Ende der Saison 2005 lesen? N.L.: Nicole Leder schafft den Hattrick in Roth! L.L.: Lothar Leder knüpft an seine alten Leistungen an!
