On the road - Bike Ride mit Katja Schumacher

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 17.02.2003 um 08:19
Einmal mit den Profis trainieren - wer würde da Nein sagen? Peter Thomas hatte die Gelegenheit, sich ans Hinterrad von Katja Schumacher zu klemmen. Seine Eindrücke und ein Gespräch mit der Frankfurt-Siegerin in einer weiteren Folge der <i>California-Splitter</i>, live aus San Diego ...

Süd-Kalifornien - Sunshine State, Surfer El Dorado und zweite Heimat der letztjährigen IRONMAN Germany-Siegerin Katja Schumacher. Auf meine Interviewanfrage kommt als Antwort ihr Vorschlag per Mail: "Treffen morgen um 08:30 Uhr bei Starbucks – mit Rad!" Zuerst bin ich hellauf begeistert. Wow, einmal mit einem Profi trainieren, das wär' schon was ... Doch dann echte Bedenken: Eigentlich wollte ich hier doch nur lässig und "chilled" über den Highway radeln, um meine Grundlagenausdauer aufzubauen. Etwas nervös sage ich zu und schwinge mich früh am nächsten Morgen auf mein Quintana, um das Starbucks am Camino Real zu suchen. Flachstrecken? Obwohl die Sonne schon scheint, ist es so früh am Tag noch richtig kalt. Clever, dass meine lange Hose zu Hause im Schrank liegt. Zähne zusammenbeißen also – erfahrungsgemäß wird's in der Vormittagssonne an der Küste deutlich wärmer. Als ich außer Atem den Encinitas Boulevard hochfahre, komme ich schwer ins Zweifeln. Flache Strecken? Lockeres Radeln im GA1-Bereich? Seit ich hier bin – und das sind immerhin zwei Wochen – stelle ich mir die Frage warum die Profis ausgerechnet das nördliche San Diego County für ihr Grundlagentraining ansteuern. Eigentlich kann es nur am schönen Wetter und am Easy Livin’ liegen. Konsequent aerobe Workouts scheinen hier unmöglich. Profis Gut vorgewärmt trudele ich am Starbucks ein, doch von Katja Schumacher keine Spur. Na gut, der Cappuccino schmeckt auch allein. Doch als ich kurze Zeit später aus den unvermeidlichen Restrooms trete, komme ich mir schlagartig ziemlich unprofessionell vor: Katja Schumacher steht direkt vor mir und draußen erwartet mich ungeduldig eine zehnköpfige, gestylte Triathleten-Gruppe. Mit von der Partie ist auch Jay Prahsuhn, Redakteur des Triathlete Magazine. Als kurz darauf auch Katjas ständige Trainingspartnerin Liz Vitai eintrifft, die Dritte des IRONMAN Germany, kann’s losgehen. Während des rund 110 Kilometer langen Workouts über – ich bin erleichtert – fast durchweg flachere Abschnitte, habe ich genügend Luft, Katja ein paar Fragen zu stellen. tri2b.com: Katja, wieder einmal hat’s nicht hingehauen auf Hawaii. Wird 2003 das Jahr, wo wir endlich ein Finish von dir erleben dürfen? Vielleicht sogar im Vorderfeld? Katja Schumacher (K.S.): Ja, irgendwie scheint Hawaii für mich wie verhext zu sein. Ich probier’s jedenfalls wieder. Aber im vergangenen Oktober ist es ja allen irgendwie schlecht ergangen, die vorher noch anstrengende Wettkämpfe hatten. tri2b.com: Meinst du den IRONMAN Germany in Frankfurt ...? K.S.: Ja, das hat enorm Kraft gekostet. Schau dir doch die Liste der Leute an, die entweder ein DNF oder ein "Unter ferner liefen" in ihr Trainingstagebuch schreiben mussten. Das sind all jene, die viele Wettkämpfe und auch den Start in Frankfurt im Programm hatten. Unter anderem Lothar Leder, Jürgen Zäck, Paula Newby-Frazer, Liz und ich selbst ja auch. tri2b.com: Wäre es trotz des nun vorverlegten Renntermins nicht eine Überlegung, sich anderweitig zu qualifizieren und auf den Ironman Germany zu verzichten? Tim DeBoom fährt mit der Konzentration auf Hawaii offensichtlich sehr erfolgreich. K.S.: Vielleicht – aber Frankfurt ist ein Rennen mit Heimvorteil für mich. Schließlich komme ich ja aus der Nähe (Heidelberg, die Red.). Und von so vielen Fans angefeuert zu werden, ist schon klasse. tri2b.com: Seit wann bist du jetzt wieder in San Diego und wie geht es weiter mit deiner Saison? K.S.: Eigentlich war ich ja nur über Weihnachten zu Hause. Seit dem 1. Januar bin ich wieder zurück. Kann aber jetzt erst wieder richtig trainieren. War ein bisschen außer Gefecht. Bronchitis. Hier in Kalifornien werde ich Ralph’s Half Ironman und Wildflower machen. Danach muss ich mal schauen. Entweder mache ich die Tricalifornia-Serie oder ich starte in der Bundesliga. tri2b.com: Wie verbringst du deine trainingsfreie Zeit in Encinitas? K.S.: Im Sommer surfe ich hier gern, das gehört einfach dazu. Im Moment ist mir das Wasser aber noch zu kalt. Sonst gehen wir abends gern in Yogis Sports Bar, nettes Restaurant in Cardiff by the Sea. tri2b.com: Im Training seid ihr – Liz und Du – inzwischen fast unzertrennlich. Unternehmt ihr auch privat viel zusammen? K.S.: Ja, wir verstehen uns auch privat sehr gut und unternehmen einiges zusammen. Kürzlich hatte Liz Geburtstag (am 10. Februar, die Red.. Für die Feier musste ich mir in Nytro’s Bike Shop extra ein spezielles Ritzelpaket besorgen: Zum Geburtstag hatte sie sich nämlich eine der schwersten Bergstrecken ausgesucht. Ein etwas eigenartiges Verständnis von Party haben die Pros hier in Kalifornien! Als wir nach unserem gut vierstündigen Ritt noch einen Abschlussdrink im Starbucks nehmen, fühle ich mich in meiner blassen Haut richtig wohl: Denn wenn Katja Schumacher sich im Juli bei ihrer Frankfurter Titelverteidigung keine Schwäche leisten darf, werde ich meinen ersten Ironman finishen – wenn's sein muss, auch mit einer Kaffeepause ...
Zaehler