"OstseeMan" Matthias Klumpp darf erneut jubeln

von tri2b.com | 08.08.2005 um 19:17
Matthias Klumpp hat erneut den OSTSEEMAN in Glücksburg gewonnen. Der Reutlinger siegte diesmal mit neuem Streckenrekord, obwohl die Bedingungen alles andere als optimal waren. Bei typisch schleswig-holsteinischem Wetter stellten sich beim 4. OstseeMan-Triathlon in Glücksburg über 600 Athleten dem großen Härtetest im Norden. 3,8 km Schwimmen in der kalten Ostsee und 180 km Radfahren bei Wind und Regen an der Küste und schließlich noch 42,195 km Laufen rund um das Wasserschloss verlangten von den Athleten weit mehr als nur Ausdauer.

Bereits vor dem Startschuss am Kurstrand spürten alle Beteiligten, dass das "Hawaii" Nordeuropas doch in einer anderen Klimazone liegt als das Original im Pazifik. 16,5 Grad zeigte das Thermometer morgens um sieben Uhr als Wassertemperatur der Flensburger Förde an - nur gerade eben noch genug, um Deutschlands einzigen Langstreckentriathlon mit Meeresschwimmen regelkonform auch über die volle Schwimmdistanz austragen zu können. Immerhin durften sich alle Starter im Morgengrauen freuen, dass die Wassertemperatur zu diesem Zeitpunkt noch deutlich über der Lufttemperatur lag. Nachdem der Kampf gegen die wellige Ostsee überstanden war, begleiteten neben Wind und kleinen Regenschauern aber auch zahlreiche Sonnenstrahlen die "Eisenmänner" auf ihrem Weg durch die Landschaft Angeln und die Halbinsel Holnis. So kam zumindest bei den Zuschauern im Laufe des Tages doch noch die Südsee-Stimmung auf, die für das mittlerweile schon typische Glücksburger Ambiente sorgte. "Das ist echt eine Superveranstaltung, die mit viel Herzblut gestaltet wird", lobte auch Lothar Leder das Rennen in Glücksburg. Die deutsche Ironman-Legende war als Staffelteilnehmer erstmals an der Förde dabei. "Die Wellen waren echt hart, aber das Schwimmen im Meer ist gutes Training für Hawaii", erklärte der fünffache Sieger des IRONMAN in Roth nach seinem Schwimmpart. Ehefrau Nicole Leder nutzte die anspruchsvolle Radstrecke, um ebenfalls Trainingsgrundlagen für eine Topplatzierung für Hawaii zu schaffen.

Matthias Klumpp gewinnt mit neuem Streckenrekord

Während sich Deutschlands Triathlon-Traumpaar aus Darmstadt erstmals mit dem Norden vertraut machte, vermittelte der Reutlinger Matthias Klumpp stets den Eindruck, dass Glücksburg für ihn schon eine zweite Heimat ist. Obwohl er auf der Radstrecke die Führung zwischenzeitlich dem starken Letten Romans Melderis überlassen musste, ließ der Vorjahresssieger nie einen Zweifel aufkommen, dass er seinen Erfolg wiederholen möchte. "Mit den Wellen hatte ich auch zu kämpfen, aber auf dem Rad bin ich gut in Fahrt gekommen. Und fürs Laufen waren die kühlen Bedingungen ja optimal", fasste der Schwabe den Rennverlauf zusammen. In neuer Streckenrekordzeit von 8:37:10 Stunden gewann Klumpp klar vor Romans Melderis (8:57:34 Std.) und Steffen Sachs (Amberg; 9:12:39 Std.). Der Kieler Ingo Lorenz (9:17:59 Std.) wurde als Gesamt-Vierter Norddeutscher Meister. Wesentlich enger ging es im Rennen der Frauen zu, wo die drei Topathletinnen nach stundenlangem Ausdauerkampf innerhalb von zehn Minuten das Ziel erreichten. Katrin Bröger (Peine; 10:40:48 Std.) fing nach der Hälfte der Laufstrecke die Oldenburgerin Nicola Albrecht ein, die sich nach 10:43:55 Stunden trotzdem über den zweiten Platz freute. "Ich wusste, dass sie besser laufen kann und war erleichtert, als sie mich dann auch endlich überholte. Ohne Führungsrad bin ich viel lockerer gelaufen", analysierte die Niedersachsin. Dritte wurde wie im Vorjahr Birgit Schönherr-Hilscher (Witten) in 10:48:03 Stunden.

226 km mit der puren Kraft der Arme

Den größten Jubel der Zuschauer und "Standing Ovations" bei der Siegerehrung ernteten am Sonntag nicht die Gesamtsieger, sondern Dr. Hannes Köppen (Witten) und Olaf Niebisch (Nienburg). Beide sind nach Unfällen seit Jahren querschnittsgelähmt - und beide sind seit Sonntag trotzdem waschechte "OstseeMan"-Finisher. Als erste Deutsche meisterten die beiden Handicap-Sportler erfolgreich die IRONMAN-Distanz (3,8 - 180 - 42,95). Nachdem sich beide unabhängig von einander schon erfolgreich an den kürzeren Triathlonstrecken versucht hatten, fassten der 48-jährige Köppen und der 40-jährige Niebisch in diesem Frühjahr gemeinsam den kühnen Entschluss, nun die volle Distanz anzugehen: 226 km nur mit der Kraft der zwei Arme. Nach dem Schwimmen stiegen die beiden Ausnahmeathleten in ihre Handy-Bikes (handbetriebene Rennmaschinen mit Gangschaltung), ehe sie die Laufstrecke mit klassischen Renn-Rollstühlen in Angriff nahmen. "Die Anstiege auf der Radstrecke sind für uns natürlich besonders schwer. Zusammen mit dem Wind war das alles härter als erwartet", berichtet Niebisch, der auch vor seinem Unfall als Schwimmer Leistungssport betrieben hatte. Mit seiner Schwimmzeit von 1:12:15 Stunden ließ er den Großteil der OstseeMan-Teilnehmer hinter sich. Auf der Rad- und Laufstrecke zog sein Sportkamerad Köppen jedoch noch an ihm vorbei und durfte sich nach 11:50:34 Stunden als erster querschnittsgelähmter Ironman Deutschlands gratulieren lassen. Niebisch folgte ihm nach 12:28:18 Stunden.