“Racing with the big boys” - eine Begegnung mit Peter Reid

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 06.02.2003 um 22:00
Die Zeit der Trainingslager rückt näher, viele stecken schon mittendrin. Genauso „mittendrin statt nur dabei“ ist <i>tri2b.com</i>. Peter Thomas bereitet sich in San Diego auf seinen ersten IRONMAN vor und nutzt die Gunst der Stunde, um mit News, Facts und natürlich O-Tönen aus der Triathlon-Szene San Diego zu berichten: Hier der erste unserer <i>California-Splitter</i> ...

Es ist ganz schön warm bei Road Runner Sports. Oder liegt das nur an den steilen Anstieges des Highway 101, die gerade hinter mir liegen? Auf der Yahoo Online-Map sah alles so nah aus. - Eben noch rechtzeitig und etwas verschwitzt hechele ich in die Halle des großen Sportgeschäftes. Der zweimalige Hawaii-Champion Peter Reid soll hier und heute als Gastredner des Triathlon Club San Diego (TCSD) auftreten. Gespannt schaue ich mich um, nehme noch einen Schluck aus meiner Crystal Fresh-Wasserflasche. Schnell verbuche ich die gehetzten eindreiviertel Stunden von Cardiff bis zum Copley Drive unter "abendlichem Radtraining", denke jedoch schon mit Grausen an die Rückfahrt. Live on stage Mit einem Porträt-Video hatte Jim McCann, Präsident des TCSD, seinen prominenten Gastredner Peter Reid eingeführt. Dessen Weg zum Rednerpult wird von heftigem Applaus begleitet und natürlich beginnt seine Rede dort, wo sein großes Comeback im letzten Oktober begonnen hatte: Mit dem zweiten Platz bei den IRONMAN World Championships hatte der zweimalige Sieger ein tiefes sportliches Tal hinter sich gelassen und eine ganz neue Einstellung zum Sport gefunden. Game over! Nach seinem DNF (did not finish) im Hawaii-Finale 2001 war Peter völlig frustriert. Obwohl er sich mental stark fühlte, kam beim Laufen das Aus. „Ich habe meine Beine nicht mehr gespürt“, meint Peter. Thomas Hellriegel war damals zu Peter aufgelaufen und hatte ihn motivieren wollen, mit ihm zu laufen. Aber das war nur für ein paar Kilometer gelungen. Never give up! Der Kanadier musste nach diesem frustrierenden Erlebnis auch in den nächsten Monaten Rückschläge einstecken. Nach einer enttäuschenden Performance beim IRONMAN Australien dachte er bereits an ein Karriereende. Peter fühlte sich immer schlapp und schaffte es nicht, seinen physischen Zustand zu verbessern. Die Ärzte seien über seine Blutwerte wenig begeistert gewesen und hätten ihm geraten, vom Sport Abstand zu nehmen, berichtet Reid. Erst als er dann sieben Wochen lang überhaupt keinen Sport mehr getrieben habe, hätte sich seine Physis langsam erholt. He's back! Hawaii? Die Motivation war immer da. „Eine Frage der Ehre“. Aber da blieben Peter nur noch 17 Wochen bis zum Rennen in Kona. Wie schnell konnte er wieder fit werden? Als er seine alten Triathlon-Zeitschriften durchblätterte, fand er einen Artikel über Mark Allens Trainingsmethoden. Die „Guru“-Methoden von Mark, der ihm in dieser Zeit sehr geholfen hat, haben bei ihm schließlich auch dazu geführt, eine andere Einstellung zu finden. Alles, was er jetzt in Hawaii wollte: Mit den großen Jungs vorn mitspielen zu dürfen oder wie Peter es formuliert: „I just wanted to race with the big boys, that’s all!“ Keep your smile, Peter! Peter war happy, wieder dabei zu sein. Als er beim abschließenden Lauf Tim DeBoom beim Wendepunkt im Energy Lab begegnete, sei ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht gehuscht. Er war wieder zurück! Mit dem 2. Platz krönte er ein großes Comeback. Chill out! Applaus im Forum nach Peter Reids lebhaft erzähltem Beitrag. Anschließend war Peter noch bereit, mir ein kurzes Interview zu geben. Hier geht's zum Interview ... Während Peter noch letzte Fotos mit TCSD-Mitgliedern macht, denke ich mit Bangen an meine Heimfahrt im Dunkeln. Kein Vergnügen auf amerikanischen Highways. Aber der Organisator Jim hat an mich gedacht und mir einen „Lift“ nach Cardiff besorgt. Amanda will mich mitnehmen. Great! Aber...oh, oh, ein kleiner Kofferraum, denke ich noch. Schließlich kein Problem, mein Bike passt, cool ... Erleichtert lasse ich mich in den Sitz fallen und genieße die steilen Anstiege auf dem Weg zurück, die im Auto so viel leichter aussehen. Es reicht mir vollkommen, morgen wieder auf dem Sattel zu sitzen, unter Kaliforniens Sonne... Zaehler