The show goes on - IRONMAN Florida 2002 mit Überraschungen

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 10.11.2002 um 17:45
Der "Zirkus" zieht weiter. Nach dem aufregenden Saisonfinale in Hawaii stand der erste Qualifier der neuen Saison auf dem Programm. Für Ute Mückel und Andreas Niedrig sollte sich die Reise nach Florida besonders lohnen...

Der "Zirkus" zieht weiter. Nach dem aufregenden Saisonfinale in Hawaii stand der erste Qualifier der neuen Saison auf dem Programm. Manege für den IRONMAN Florida war die palmengesäumte Kleinstadt Panama City im Nordwesten Floridas. Am Start auch Hawaii-Pechvogel Andreas Niedrig. Wurde zunächst sein Rad vermisst, konnte er in Kona wegen eines eingeklemmten Rückennervs nicht starten. Es sollte ein Tag der Wiedergutmachung für ihn werden... "Schaun mer mal" Zum vierten Mal fand der IRONMAN Florida statt. Zu den Favoritinnen zählten unter anderem Ute Mückel und Andrea Fisher aus den USA. Überraschend war auch die achtfache "Queen of Kona", Paula Newby-Fraser, unter den Startern. Sollte es etwas ihr 24. IRONMAN-Sieg werden? Vor drei Wochen war sie 16. auf Hawaii. Diesmal wollte "PNF" nur mal sehen, "wie sich die Dinge so entwickeln" auf der Strecke. Bei den Männern hatte Andreas Niedrig starke Konkurrenz: Der Sieger des IRONMAN California, Lauf-As Chris Legh aus den USA, war dabei. Neben dem Südafrikaner Raynard Tissink, dem Sieger des IRONMAN Korea, stand auch der Florida-Gewinner von 2000, Jamie Cleveland, am Start. Vom Winde verweht Bis Donnerstag war an ein reguläres Schwimmtraining im Wasser nicht zu denken. Dienstag noch fegte ein Sturm über Panama City hinweg und brachte kühle Temperaturen mit sich. Erst Donnerstag wurden die roten Warnflaggen am Strand entfernt und die Triathleten konnten bei relativ normalem Wellengang den 2-Runden-Schwimmkurs beschnuppern. Start am Panama City Beach "They are off" – Um sieben Uhr Ortszeit stürzen sich die 1.900 Starter bei rund 16 Grad Außentemperatur in den Golf von Mexiko. Rasch setzen sich zwei Führende vom Feld ab. Andreas Niedrig an zweiter Position hinter dem Kanadier Tom Evans. Bei den Frauen ist es die IRONMAN-Debütantin Tereza Macel aus Kanada, die das Tempo vorgibt und als erste in die Wechselzone läuft. Eine Minute hinter ihr kommt Ute Mückel aus dem Wasser, gefolgt von der Amerikanerin Andrea Fisher. Bei den Männern ist es Tom Evans, der als erster in 50:02 aus den Fluten steigt. Nach einem Schwimmsplit von 51:34 geht Andreas Niedrig als zweiter auf die Radstrecke. Zunächst herrschten fast perfekte Race-Bedingungen: kaum Wind und ein flacher Radkurs. Das versprach schnelle Radzeiten. Niedrig auf Höchsttemperatur Tom Evans sollte seine Führung nicht lange behaupten. Andreas Niedrig übernimmt nach einer knappen halben Stunde die Führung. Jetzt rollt der Niedrig-Express. Sein Abstand zu den Verfolgern wächst an. Hinter Evans versuchen Chris Legh, der Australier Jason Shortis, Jamie Cleveland und Raynard Tissink zum Deutschen aufzuschließen. Auf Legh hat Niedrig nach 35 Kilometern bereits rund vier Minuten herausgefahren. Kurze Zeit später erwischt es Legh: Er bekommt eine 3-Minuten-Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens. Der Wind frischt jetzt auf. Auch Jamie Cleveland bekommt das zu spüren. Er fällt zurück. Niedrig dagegen dreht auf. Sollte etwa der Streckenrekord fallen? Der steht bei 04:31 h und wird gehalten von Torbjorn Sindballe. Nach 90 Kilometern hat Niedrig rund sieben Minuten Vorsprung auf die Verfolger, unter denen sich noch Chris Legh, Jason Shortis und der Belgier Rutger Beke befanden. Bei den Frauen bricht die Stunde der Paula Newby-Fraser an: Sie zieht an Tereza Macel vorbei und hat bei Kilometer 90 rund eine Minute Vorsprung. Dahinter fährt Andrea Fisher mit 01:30 Rückstand. Auch die beiden deutschen Hoffnungen Wenke Kujala und Ute Mückel halten sich mit einem rund vierminütigen Rückstand gut. "Get Shorty" – Shortis verkürzt den Abstand Der Vorsprung Niedrigs schmilzt jetzt wie Eis in der Sonne. Shortis kann den Rückstand auf rund fünf Minuten reduzieren. Dann stellt sich heraus, dass Niedrig technische Probleme mit seinem Rad hat. Sollte ihm auch in Florida das Pech treu bleiben? Glücklicherweise kann er den Defekt schnell beheben und weiterfahren. Die letzten 30 Kilometer der Radstrecke waren dann kein Zuckerschlecken für die Athleten: Heftiger Wind und starke Regenfälle setzten ein. Mit einem knappen Vorsprung von 02:35 kommt Niedrig als erster in die Wechselzone. Ein starker Wechsel in 01:45 sichert ihm zunächst noch einen ausreichenden Abstand auf Shortis. Allerdings braucht Niedrig auch jede Sekunde. Shortis hat als Zweiter beim diesjährigen IRONMAN Malaysia einen 02:47-Marathon hingelegt. Und das bei extrem heißen Bedingungen! Der Belgier Beke kommt als Dritter mit vier Minuten Rückstand auf Niedrig in die Wechselzone. Dahinter ein weiterer Deutscher: Thomas Braun geht mit sieben Minuten Rückstand auf die 2-Runden-Laufstrecke. Mückels starker Lauf Paula Newby-Fraser, die auch als erste auf die Laufstrecke einbiegt, kann ihren Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen ausbauen. Bei KM 18 hat sie rund zwei Minuten herausgelaufen. Aber es sollte nicht reichen. Mit einem grandiosen Lauf kann Ute Mückel bei Kilometer 21 sogar die Führung übernehmen. Hinter ihr Newby-Fraser, dann die Argentinierin Barbara Buenahora, Amy Cashion und Andrea Fisher. Erster IRONMAN-Sieg für Shortis Wie erwartet, kann Niedrig das Tempo von Shortis nicht mitgehen. Nach rund acht Kilometern zieht Shortis vorbei und baut seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Rund zwei Kilometer vor dem Ziel hat er rund fünf Minuten Vorsprung. Als Shortis in den Zielbereich kommt, reißt er die Arme hoch und klatscht Hände ab. Für den 32-jährigen Australier wird ein Traum wahr: Er gewinnt in 08:28 Stunden seinen ersten IRONMAN. Mit einem abschließenden 02:49-Marathon auch sicherlich verdient. Andreas Niedrig kommt mit vier Minuten Rückstand ins Ziel. Er krönt seine starke Leistung mit dem zweiten Platz. Dritter dann Rutger Beke. Auch Chris Legh hat sich noch herangekämpft: Trotz Penalty landet er auf Rang vier. Gute Leistung von Thomas Braun: Er wird sechster hinter Raynard Tissink. "Pretty in Pink" – Überraschungssieg für Schottin Comerford Bei den Frauen zeichnet sich ein Zweikampf zwischen Ute Mückel und Barbara Buenahora ab. Nur Sekunden trennen die beiden Führenden. Paula Newby-Fraser ist inzwischen weit zurückgefallen. Doch unerwartet kämpft sich aus den hinteren Reihen die Kurzdistanz-Spezialistin Bella Comerford im pinkfarbenen Dress nach vorn. Mit einer Laufzeit von 03:09 Stunden zieht sie am Schluss zügig an den beiden Führenden vorbei und kann ebenfalls überraschend ihren ersten IRONMAN-Sieg verbuchen. Ute Mückel belegt mit rund vier Minuten Rückstand einen hervorragenden zweiten Platz. Hinter Mückel dann die Argentinierin Buenahora. Für Ute Mückel ist dies nach längerer Durststrecke wieder ein großer Erfolg. Und wer weiß, wenn sie das nächste Mal auch einen pinken Swimsuit anzieht...? Zaehler/