Das Herz und seine Leistungsfähigkeit: Wie robust ist diese Maschine? (Teil 1)

von Biestmilch´s Seven für tri2b.com | 15.05.2014 um 13:27
Wenn wir bedenken, wie lange das Herz in der Lage ist, ohne Pause zu schlagen, so kann man diesen Muskel ohne Zweifel als robust bezeichnen. Während eines Menschenlebens ist dieser Muskel jedoch vielen Risikofaktoren ausgesetzt. Angeborene Defekte unterschiedlichen Schweregrades spielen bei Herzproblemen in jungen und mittleren Jahren meist eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich stärkt eine gesunde Lebensweise das Herz und baut Herzkrankheiten vor. Regelmäßige körperliche Aktivität ist dabei eine der wichtigsten Voraussetzungen. Wenn der Herzmuskel jedoch zu stark belastet wird, und man die frühen Anzeichen einer akuten oder chronischen Überlastung übersieht, können die Konsequenzen schwerwiegend oder sogar tödlich sein. Der folgende Abschnitt soll einen Einblick in die Robustheit des Herzens auf der einen Seite, und seine Zerbrechlichkeit auf der anderen liefern.

Das Herz ist eine sehr komplexe Maschine, die nicht allumfassend in einem einzigen Beitrag erklärt und vorgestellt werden kann. Es ist wichtig zu wissen, dass das Herz nicht nur ein Muskel ist, sondern ein Organ mit einem sehr diffizilen Netzwerk von Nerven und einem für seine Funktion unverzichtbarem Netz an Gefäßen. Dieses sogenannte Reizleitungssystem lässt das Herz so schlagen, wie es schlägt, und die Gefäße ernähren es. Das Herz pumpt einerseits Substanzen durch den Körper, die ihn ernähren, muss aber gleichermaßen für seine eigene Ernährung Sorge tragen. Als eine hart und ohne Unterlass arbeitende Maschine reagiert der Herzmuskel sehr empfindlich, wenn die eigene Versorgung mit Nährstoffen (zum Beispiel mit Sauerstoff) nicht ausreichend ist. Ein Versorgungsengpass führt unabhängig von der Ursache schnell zu belastungsabhängigen Symptomen wie Schmerzen in der Brust bzw. unter dem Brustbein und/oder beängstigender Atemnot, die Ihre Leistung sofort dramatisch einschränken. In der Regel werden diese Symptome als so bedrohlich erlebt, dass Sie Ihre Aktivitäten sofort reduzieren oder stoppen, bevor dauerhafte Schäden am Herzen auftreten. Um Sie als Athlet zu beruhigen, es gibt folgende Faustregel: Die Skelettmuskulatur macht schlapp, bevor die Atemmuskeln und der Herzmuskeln zum Stehen kommt. Auf diese Art ist das Herz geschützt, allerdings nur dann wenn Sie die Warnzeichen nicht ignorieren.

Das Herz ist durch mehrere Sicherheitsgurte abgesichert
Diese Sicherheitsmargen funktionieren einwandfrei, solange das Herz gesund ist, im Falle eines kranken Herzens ändert sich die Situation. Die Schwierigkeit besteht nun darin, zwischen den Symptomen zu unterscheiden, die Sie aufgrund der integrierten Sicherungen im gesunden Herzen Ihre Leistungsgrenzen spüren lassen und den Symptomen, die durch ein krankes Herz bedingt sind und schädliche Folgen haben. Atemnot, Schwindel, Herzrasen, Kollaps oder geringfügige Anomalien im EKG nach einer anstrengenden Einheit können in den meisten Fällen harmlos sein, in seltenen Fällen aber nicht.

Bevor wir in ein wenig in die Pathophysiologie rund um die Herzmuskelentzündung eintauchen, einige Ursachen für Herzkrankheiten in jüngeren Jahren, die für Sie von Interesse sein könnten.

Plötzlicher Herztod: In jungen Jahren meist angeborene Anomalien verantwortlich
Es gibt keine verlässlichen Statistiken rund um das Thema Herzprobleme bei Ausdauersportlern. Die meisten Athleten, die an einem plötzlichen Herztod starben, waren unter 20. Die Autopsien ergaben, dass das Herzversagen aufgrund bisher nicht bekannter angeborener struktureller Herzmuskelfaseranomalien oder unentdeckter Missbildungen eintrat. Die Daten aus den USA ergaben, dass junge Athleten häufiger an einem plötzlichen Herzstillstand versterben als Jugendliche, die sich wenig bewegen. Stressfaktoren wie anstrengende Trainingseinheiten fallen bei einem jungen Herzen mit unentdeckten strukturellen Muskeldefekten eher ins Gewicht als bei Nicht-Sportlern. Die Todesfälle sind dennoch sehr gering. Das Bild ändert sich, wenn Athleten älter werden und erworbene Herzkrankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose oder Herzmuskelschäden etc. zum Problem werden können. Ein Herztod durch Herzinfarkt und/oder durch von Arteriosklerose betroffene Koronararterien kann bereits mit Ende 30 auftreten und das Risiko nimmt mit zunehmendem Alter leider zu.

 

Sei es wie es sei, mancher Ausdauersportler sorgt sich um den Zustand des eigenen Herzens und ist sich der Tatsache bewusst, dass sich Stressfaktoren wie Training und Arbeitsbelastung enorm auf den Herzmuskel auswirken können. Doch sind schwere Herzerkrankungen mit plötzlichem Herzstillstand bei jungen Athleten extrem selten. Jedoch kann das Herz auf lange Sicht beeinträchtigt werden, wenn man nicht auf die frühen, noch gutartigen Zeichen des kranken Herzens, wie etwa einem Leistungsabfall kombiniert mit Herzrhythmusstörungen, hört. Diesen Symptomen eine Myokarditis zugrunde liegen, eine Krankheit, die oftmals langsam und diskret einschleicht und nur sehr schwer genau diagnostiziert werden kann. Wenn die Diagnose dann schließlich feststeht, könnte es schon zu spät sein, und Sie werden in eine lange Pause gezwungen. Myokarditis ist die häufigste erworbene Herzerkrankung in der jungen Bevölkerung. 53% der Fälle treten bei jungen Erwachsenen (zwischen 20 und 39 Jahren) auf. Die Anfälligkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu.