Herzmuskelentzündung – eine hinterhältige schwer zu diagnostizierende Krankheit (Teil 2)

von Biestmilch´s Seven für tri2b.com | 15.05.2014 um 13:25
Die Herzmuskelentzündung oder Myokarditis kann für Herzfunktionsstörungen wie Arrhythmien, Herzinsuffizienz (der Herzmuskel ist erweitert und damit die Herzleistung ineffizient) oder sogar den plötzlichen Tod verantwortlich sein. Diese Entzündungskrankheit kann akut oder chronisch sein, den Herzmuskel herdförmig oder diffus angreifen. Sie sollten beachten, dass selbst wenn die Entzündung verheilt ist, unter Umständen Narben zurückbleiben, durch die fatale Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden können. Aus diesem Grund muss die Entzündung so schnell wie möglich eingedämmt werden. Um dies zu erreichen, muss ganz generell das Immunsystem gestärkt werden. Im Fall einer bakteriellen Infektion sind mit Antibiotika indiziert, bei Viren sind in seltenen Fällen Virustatika indiziert, meist sind aber Ruhe und eine Verbesserung der Immunität die einzigen Optionen. Häufig ist eine Myokarditis die Folge einer Infektion der Zähne, der oberen Atemwegen, Mandeln oder des Blindarms etc., die nicht ordnungsgemäß behandelt oder gar vernachlässigt wurden.

Die Diagnose zu stellen, ist wirklich schwierig. Die Herzmuskelentzündung kann bei Athleten heimtückisch ohne Symptome am Herzen ablaufen, sie kann in Form einer räumlich begrenzten Entzündung auftreten, aber auch in ihrer schwersten, der diffusen Form, vor allem dann kann sie zu bleibenden Schäden am Herzen führen (Herzinsuffizienz). Die Myokarditis kann Ursache für Herzrhythmusstörungen im Bereich des Vorhofs und der Kammer sein.

Das Schlimme ist, dass das Herz im EKG, in der Sonographie oder beim Röntgen oft normal erscheint oder einen Herzinfarkt mit den typischen Schmerzen hinter dem Brustbein imitiert. Ein Leistungsabfall kann das einzige diskrete Zeichen für eine fortschreitende Herzmuskelentzündung bleiben. Bluttests auf Viren oder Bakterien bleiben oft uneindeutig und unspezifisch, selbst dem MRT (Magnetresonanztomografie) fehlt die diagnostische Genauigkeit. Eine Ohnmacht oder ein plötzlicher Tod nach einem anstrengenden Training könnten dann die ersten traurigen Zeichen für diese dramatische Erkrankung gewesen sein.

Ich denke, dass das sorgfältige Anhören der Anamnese einer/s AthletIn, wie es nämlich zu dem Leistungsabfall kam, helfen oder dazu beitragen kann, eine Herzmuskelentzündung rechtzeitig zu diagnostizieren und dem Sportler eine Endomyokardbiopsie zu ersparen, die als Goldstandard für die Diagnose einer Herzmuskelentzündung gilt.

Wenn die/der Athlet/In über Müdigkeit, Atemnot, Herzklopfen, Druckgefühl über dem Herzen klagt, sollte man eine Herzmuskelentzündung als Diagnose in Betracht ziehen, vor allem dann, wenn die/derjenige kurz zuvor an einer Grippe erkrankt war.

Ist Sport gut oder schlecht?
Ganz allgemein gesprochen ist körperliche Aktivität der gesündeste Ansatz, um entzündliche Erkrankungen unterschiedlicher Ursache zu vermeiden. Regelmäßige Bewegung verbessert die Immunität und macht Sie stressresistenter. Wenn Sie es allerdings übertreiben, Ihre individuellen Leistungsgrenzen unberücksichtigt lassen und diskrete Zeichen der Krankheit ignorieren, dann kann eine einzige Einheit zu anstrengenden Trainings ebenso wie ein beständiges Übertraining Ihre Anfälligkeit für ein breites Spektrum an Infektionen so stark erhöhen, dass letztendlich langwierige chronische Infektionen die Folge sein können. Solche Infektionen steigern die Wahrscheinlichkeit, eine Herzmuskelentzündung zu bekommen. Wenn ein Erreger in Ihrem Körper aktiv bleibt, das Immunsystem nicht in der Lage ist, den Prozess einzudämmen, dann kann das Herz in Mitleidenschaft gezogen werden; die Mikroben* verteilen sich, die lokale Immunantwort wird zu einem schwelenden diffus-entzündlichen Prozess. Über das, was folgen kann, haben Sie bereits in den Absätzen davor gelesen. Eine starke Immunität ist somit eine der Voraussetzungen, um diese Krankheit zu verhindern, zu kontrollieren und zu heilen.

*einige Mikroben, von denen wir wissen, dass sie das Herz bevorzugt involvieren: Adenovirus, Cocksackie Virus, Epstein-Barr-Virus, Respiratorisches Synzytial Virus, Varizella Virus, Arbovirus; Bakterien wie Clostridien, Salmonellen, Staphylokokken, aber auch Pilze und Spirochäten wie Borellien könnten das Herz beeinträchtigen.

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