Fasten: Geht nicht, gibt’s nicht … Ein kleiner Einblick

von Stefan Drexl für tri2b.com | 10.03.2010 um 10:39
Viele Mythen drehen sich um den Apfel, der gemeinhin als sehr symbolträchtig gilt. Ob im Paradies, für leidenschaftliche Technikfreunde und ganz besonders beim Fasten. Hier begleitet er den Fastenden vom ersten bis zum letzten Tag, vom Entlastungstag bis zum Fasten brechen, dem ersten Breakfast. Ich habe im Januar wieder einmal entschlossen eine Fastenzeit einzulegen und ein Tagebuch in Stichpunkten über den Tagesablauf und meine Erfahrungen verfasst. Ausserdem habe ich einen einleitenden Vorbericht zusammengestellt um das Thema „Fasten” näher zu bringen und mögliche Vorurteile auszuräumen. Im Blick stets der Apfel.

Fasten – fast jeder kennt es. Dennoch gibt es viele Mythen und Unkenntnis. Fasten hat erst einmal nicht den Zweck einer Gewichtsreduzierung, dies kann ein positiver Nebeneffekt sein. In erster Linie geht es darum Gewohnheiten des Essverhaltens, unseren Lebensstil zu verändern, unseren Anspruch beim Einkaufen und die Fragen zum Sinn des Ganzen, das uns täglich umgibt, zu überdenken.

Essen und Fasten ist wie Trainieren und Regenerieren
Der Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist wissenschaftlich unumstritten. Ohne Nahrung gibt es kein Leben. Die Bedeutung von Ernährung und Regeneration für die Leistungsentwicklung ist den meisten voll bewusst. Essen und Fasten sind wie Trainieren und Regenerieren, wie Wachen und Schlafen, wie Spannung und Entspannung. Es sind die Pole zwischen denen sich unser Leben ereignet. Essen tagsüber und fasten in der Nacht gehören so selbstverständlich zu unserem Lebensrhythmus ohne dass wir uns darüber Gedanken machen. Wenn wir aber spät gegessen haben, fällt uns am nächsten Morgen auf, dass wir keinen Appetit haben. Ein Zeichen des Körpers, dass die für ihn notwendige Fastenzeit noch nicht zu Ende ist – wir haben sie verschoben. Daher heißt auf Englisch das Frühstück „breakfast” – Fasten brechen. Wer also in der Nacht nicht fastet braucht am nächsten Morgen kein „breakfast”.

Der Mensch ist zwölf bis vierzehn Stunden am Tag wach, in dieser Zeit isst, arbeitet und trainiert er, nimmt Kontakt mit der Außenwelt auf. Zehn bis Zwölf Stunden bleiben Ihm in der Nacht für den Stoffwechsel und somit für den Abbau, Umbau uns Ausbau von Körpersubstanzen. Dafür braucht er Energie, die er aus seinen Depots holt. Der Mensch beschäftigt sich in der Fastenzeit, in der Nacht mit sich selbst. Ruhe, Geborgenheit und Wärme helfen ihm, allein durch sich selbst zu leben. Wer krank ist fastet meist instinktiv, denn der Organismus braucht Zeit und Kraft für sich selbst, um gesund zu werden. Die notwendige Energie gewinnt er aus seinen körpereigenen Nahrungsdepots.

Man lebt nicht „von der Hand in den Mund“
Durch das Fasten erspart sich der Körper die Verdauungsenergie und somit dreißig Prozent des gesamten Energieaufwandes. Die lässt sich bei Gesunden sogar zur Fortsetzung des Trainings nutzen. Kraft , Schnelligkeit, Ausdauer und Denkvermögen hängen nicht unmittelbar vom Essen ab. Man isst daher rechtzeitig vor dem Training und dem Wettkampf. Wir leben also nicht „von der Hand in den Mund”, die Energie beziehen wir nicht unmittelbar aus der Nahrung. Wir verfügen über Reserven, die in Form von Nahrungsmitteldepots angelegt sind. Sie sind schneller und rationeller abrufbar. Der Körper besitzt daher zwei Energieprogramme. Meist ist „Programm I” „eingeschaltet”, wenn wir, wie gewohnt, dreimal am Tag oder öfter essen. Einen Teil, der in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe setzt der Körper in Energie (Kraft und Wärme) um. Alle überschüssige Energie, die der Körper momentan nicht benötigt, wird gespeichert und erst bei Bedarf „abgerufen”. Übersteigt die zugeführte Energiemenge den Bedarf, so wandelt der Körper den Überschuss in Fett um und lagert es in Fettdepots ein. Somit ist der Körper mit diesen Vorräten bestens darauf eingerichtet, über einen längeren Zeitraum ohne Nahrungszufuhr auszukommen. Er schaltet dann, wie beispielsweise während des Schlafs, auf das „Energieprogramm II” um. Genau das macht der Körper auch zu Beginn des Fastens. Fasten ist Leben aus gespeicherter Nahrung. Fasten heißt nicht Hungern. Wer hungert fastet nicht.