Daniela Kleiser: Mit meiner Rad-Lauf-Kombi kann ich weit vorne mithalten

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 31.08.2023 um 18:31
Die Münchnerin Daniela Kleiser bestreitet aktuell ihre zweite Saison mit einer Profilizenz, nachdem sie zuvor bereits als Altersklassenathletin internationale Erfolge feiern konnte. So wurde die 26-Jährige 2021 in St. George Agegroup-Weltmeisterin über die Ironman 70.3-Distanz. In diesem Jahr stürmte Kleiser dann gleich mehrmals mit herausragenden Laufleistungen aufs Podium bei Ironman 70.3- und Challenge Family-Rennen. Die starken Ergebnisse wurden u.a. auch von der PTO wahrgenommen, die daraufhin eine Wildcard für die PTO US-Open spendierte. Danach hätte es für sie zur Ironman 70.3 WM nach Finnland gehen sollen, doch nach einer Infektion mit dem Corona-Virus folgte schweren Herzens die WM-Absage. Nun kehrt Daniela Kleiser am Sonntag beim Ironman 70.3 Zell am See-Kaprun an die Startlinie zurück.

tri2b.com: Wie geht es dir nach der überstandenen Corona-Infektion?
Daniela Kleiser (D.K.):
Es geht mir wieder viel besser. Auf dem Niveau von vor der Erkrankung bin ich sicher noch nicht. Aber für einen ersten vorzeigbaren Belastungstest unter Wettkampfbedingungen sollte es reichen.

tri2b.com: Du hattest von der PTO eine Wildcard für die US Open in Milwaukee bekommen. Wie sind deine Eindrücke und was hast du für dich vom Schlagabtausch mit der Weltspitze mitgenommen. Du bist dort 21ste geworden und hast mit der viertbesten Laufzeit ein äußerst starkes Finish hingelegt? D.K.: Also grundsätzlich ist das ganze Setting ja schon mal ganz anders. Es sind die besten Athletinnen der Welt am Start. Mit der Wildcard hatte ich die einmalige Chance bekommen für diesen Tag dazuzugehören und gegen die Weltelite anzutreten. Es ist ganz anders als bei den Ironman 70.3- und Challenge Family-Rennen, wo oft nur eine oder zwei echte Spitzenathletinnen dabei sind. In diesen Rennen war ich in dieser Saison eigentlich fast immer auf dem Podium und so entsteht schnell das Gefühl, dass man selbst schon richtig gut ist. Mit so einem PTO-Rennen wird einem glasklar bewusst gemacht, dass bis zur Weltspitze schon noch einiges fehlt.

tri2b.com: Wie ordnest du deinen 21. Platz ein?
D.K.: Was das Rennen in Milwaukee angeht, war für mich die Herausforderung auf dem Rad nicht überrundet zu werden, sonst wäre das Rennen sofort vorbei gewesen. Mit Taylor Knibb im Rennen und einer nur gut 11 km langen Runde war das echt brutal. Da ich beim Schwimmen ohne Neo fast erfroren wäre, habe ich schon im Wasser 12 Minuten auf die Spitze verloren. Meine Rechnung war dann, dass ich wohl nur noch zwei, drei Minuten verlieren darf, sonst ist es vorbei. Ich habs dann einfach probiert nicht eingeholt zu werden und ich habe noch nie mental so gekämpft. Dass es dann gereicht hat und ich auch noch meine Laufperformance abrufen konnte, macht mich extrem stolz. Mit meiner Rad- Laufkombi bin ich auch in so einem topbesetzten Rennen absolut konkurrenzfähig. Das Schwimmen ist aber meine Großbaustelle, die ich im Winter angehen muss.


Der Lohn für eine starke Saison: Daniela Kleiser erhielt eine Wildcard für die PTO US Open - © PTO

tri2b.com: Viele Athletinnen in der Weltspitze haben bereits eine Kurzdistanz-Karriere hinter sich und das Schwimmen in Jugendzeiten von der Pike auf gelernt. Du hast deine ersten Triathlons noch im Bruststil absolviert. Welche Möglichkeiten siehst du bei der Entwicklung im Schwimmen?
D.K.:
Bisher habe ich mein Schwimmen ja meist ganz allein durchgezogen und vor allem versucht einfach mehr zu schwimmen und bin auf fünf bis sechs Einheiten in der Woche gekommen. Aber davon allein wird man nicht schneller. Deshalb hatte ich mir auch schon etwas externe Hilfe geholt. Aber eben nicht in dem Ausmaß, wie es wohl nötig ist. Mit meinem Trainer Florian Heck und dem ehemaligen Triathlon-Profi Markus Hörmann, der mir auch immer wieder Tipps gibt, gilt es da einen Plan auszuarbeiten. Bisher war es auch zeitlich ein Problem, da ich im Vorjahr noch Fulltime gearbeitet habe als Mathematik- und Sportlehrerin im Gymnasium und zusätzlich als Trainerin im Verein. Aktuell arbeite ich noch in meinem Heimatverein, dem TSV Grünwald, als Nachwuchstrainerin, was mir eine Herzensangelegenheit ist. Außerdem mache ich Energieberatung für einen regionalen Energieanbieter. In Summe ist das jetzt ein Halbtagsjob mit 20 Wochenstunden. Vollprofi bin ich also immer noch nicht, aber je professioneller ich hier werde, desto professioneller kann ich auch am Schwimmen arbeiten.

tri2b.com: Wie entscheidend ist für dich beim Schwimmen das Material. Du hast jetzt Orca als Schwimmausrüster gewinnen können?
D.K.: Ich finde Orca richtig cool. In den letzten Jahren bin ich einige Neos anderer Marken geschwommen, wobei ich mich manchmal ziemlich eingeengt gefüllt habe. Ich schwimme jetzt den Orca Apex Flow richtig gerne, da er mit dem sehr dünnen Material an den Armen die nötige Bewegungsfreiheit hat. Außerdem gelingt der Ausstieg superleicht. In anderen Wetsuits hatte ich teilweise das Gefühl regelrecht drin stecken zu bleiben.


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tri2b.com: Du startest seit dem Jahr 2022 mit einer Profilizenz. Der ersten vollen Saison nach den beiden Corona-Jahren. Wie schwer war es als Profiathletin Fuß zu fassen? Die Sponsoren sind sicher nicht gleich Schlange gestanden nach den schweren Corona-Jahren?
D.K.: Das war wirklich nicht leicht. Man muss lernen damit umzugehen, wenn man Anfragen schreibt und oft nicht mal eine Antwort bekommt. Es war anfangs zäh, bis die ersten Zusagen kamen. Jetzt habe ich aber das Glück einige Sponsoren zu haben, die mir zumindest so ein paar Sachen ermöglichen.  Einerseits wäre es schön, wenn auch mal ein richtig großer Sponsor Interesse zeigt. Auf der anderen Seite finde ich aber auch die Entwicklung gut, wenn es sukzessive voran geht und man sich alles wirklich erarbeiten muss. Dann schätzt man das alles auch viel mehr. Und im Vergleich zu meinem ersten Profijahr sieht es jetzt schon besser aus mit der Unterstützung.


Im Laufen gehört Daniela Kleiser schon jetzt zu den Besten über die Mitteldistanz - © PTO

tri2b.com: Im Triathlon ist gerade vieles im Umbruch. Die Kritik an Ironman mit der Aufteilung der Ironman WM für Männer und Frauen. Außerdem versucht die PTO ihren Einfluss zu erhöhen. Wie siehst du die Entwicklung? Schließlich wird es auch bei dir irgendwann in Richtung Langdistanz gehen.
D.K.: Also das mit den separaten Renntagen für Frauen und Männer finde ich grundsätzlich nicht so schlecht. Das kenne ich ja schon von der Ironman 70.3 WM und bei der PTO wird es ja auch so praktiziert. Gerade für das Profirennen macht eine komplette Entkopplung vom Altersklassenrennen Sinn, da so ein wirklich faires Rennen gewährleistet ist. Wenn nach den Profifrauen die männlichen Agegrouper kommen, dann fahren diese auf einem Rundkurs immer auf, mit dem Ergebnis, dass die Abstände nicht mehr eingehalten werden, es unfair wird und oftmals auch nicht nachvollziehbare Zeitstrafen verhängt werden. Die PTO bietet hier den Profiathletinnen und Profiathleten ein absolut faires und ehrliches Rennen, bei dem alles super nachvollziehbar ist.

tri2b.com: Und aus Sicht einer Altersklassen-Athletin? Die Ironman 70.3 WM hast du ja auch aus diesem Blickwinkel schon erlebt.
D.K: Als Altersklassen-Athletin bzw. – Athlet ist es wiederum cool mit den Pros zu starten. Das ist der Spirit, der Ironman so erfolgreich gemacht hat. Was aber gerade mit der Ironman WM der Agegrouper passiert, stößt mir wirklich sauer auf. Warum verlege ich hier Männer und Frauen an zwei unterschiedliche Orte? Wenn schon rotieren, dann besser gemeinsam. So sieht man viel und lernt Neues kennen. Jetzt geht es nur darum, möglichst viele Athletinnen und Athleten durchzuschleusen. Man zahlt die hohe Startgebühr und reist dann an Orte, wo es eh schon teuer ist und es dann aufgrund der hohen Nachfrage nochmals teurer wird. Was Ironman da betreibt, ist ein riesengroßer Kommerz. Ich bin gespannt, wo das in Zukunft hinführt. Aber man sieht ja auch schon, dass die Slots teilweise gar nicht mehr angenommen werden, was ich ehrlich gesagt gut finde.

tri2b.com: Laufen ist deine stärkste Disziplin. Damit bist du eigentlich für die Langdistanz prädestiniert.  Gibt es schon einen Plan, wann dieses Thema für dich ansteht?
D.K.: Also nächstes Jahr ist die Langdistanz definitiv überhaupt kein Thema. Erstens habe ich aktuell noch zu wenig Zeit für ein Langdistanztraining auf Profiniveau und ich möchte zunächst grundsätzlich an meiner Schnelligkeit arbeiten. Dass ich eben den Halbmarathon noch schneller laufen kann, auf dem Rad noch schneller werde und auch das Schwimmen in den Griff bekomme. Wenn mir das gelingt, dann kann ich diesen Speed später auf die Langdistanz mitnehmen. Ich bin jetzt 26 Jahre alt, wenn ich mit 29 oder 30 auf die Langdistanz gehe, dann reicht das vollkommen aus.

tri2b.com: Einen deiner letzten Instagram-Posts hat u.a. der TV-Moderator Kai Pflaume kommentiert. Wie kommst du zu der Ehre, dass der bekannte Showmaster zu deinen Fans gehört?
D.K.: Kai Pflaume wohnt bei mir in der Nähe und ich habe ihn dadurch schon vor einiger Zeit kennengelernt. Wir sind dann halt mal so ins Gespräch gekommen, da er sich allgemein sehr für den Sport begeistert und so auch meine Entwicklung gespannt verfolgt. Außerdem ist er auch selbst ziemlich ambitioniert in den Laufschuhen und mit dem Rennrad unterwegs. Vielleicht gibt’s im Herbst auch mal eine gemeinsame Ausfahrt.

tri2b.com: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in Zell am See.