Heidi Jesberger: "Stolz, dass ich das durchgezogen habe"

Jens Richter für tri2b.com | 29.05.2004 um 20:54
Für den IRONMAN Lanzarote hatte sich Heidi Jesberger viel vorgenommen: Einen Platz unter den besten drei und das Ticket für das große Saisonfinale auf Hawaii wollte die 26-Jährige von der nördlichsten der Kanarischen Inseln mit nach Hause bringen. Doch im schweren Rennen über die Berge und die schwarze Lava erlebte die junge Profitriathletin aus Assamstadt einen rabenschwarzen Tag.

tri2b.com: Heidi, der IRONMAN Lanzarote liegt jetzt genau eine Woche zurück. Platz sieben war ganz sicher nicht das Ergebnis, das du dir erhofft hattest, und die Enttäuschung war dir im Ziel deutlich anzusehen. Wie siehst du die Dinge heute? 
Heidi Jesberger (H. J.): Natürlich war ich sehr enttäuscht über mein Rennen, es ist ja wirklich ganz anders gelaufen, als ich erwartet hatte. Es ist bitter, wenn man sich soviel vornimmt und dann so einen Tag erwischt. Aber so ist eben der Sport. – Ich bin jedenfalls stolz, dass ich das trotzdem durchgezogen und gefinisht habe. Ich bin nämlich überzeugt: Wenn man erst einmal anfängt, dass man einfach aussteigt, kaum dass es mal nicht so gut läuft, dann sinkt die Hemmschwelle und man macht das später umso leichter wieder. 

tri2b.com: Schon im Rennen hast du uns gesagt, das Radfahren sei ‚ganz schrecklich’ gewesen. Dann sah es aber so aus, als wolltest du im Marathon doch noch einmal angreifen. 
H. J.: Ich habe gleich zu Beginn der Radstrecke gespürt, dass mir die Kraft und der Rhythmus fehlten. Es wurde auch nicht besser, und in der Wechselzone habe ich nur gedacht: ‚Oh Gott, wie willst du jetzt auch noch einen Marathon laufen?’ Aber dann ging es doch ganz gut los. Ich dachte, ich könnte noch was machen, habe noch diese eine Spanierin (Nerea Martinez, die Red.) überholt und gehofft, ich könnte auch die Sonja Heubach noch kriegen. – Nach zehn Kilometern war’s aber schon wieder vorbei, und wenn die Abstände dann wieder anwachsen, wird es auch für den Kopf unheimlich schwer. 

tri2b.com: Und vorn zog Virginia Berasategui mit einer sensationellen Leistung allen auf und davon ... 
H. J.: Ja, dass sie schnell starten würde, wussten wir alle vorher. Aber über eine halbe Stunde Vorsprung nach dem Radfahren, das hat auch mir einen Schrecken eingejagt. – Wenn sie auf Hawaii noch einmal eine solche Leistung hinlegt, müssen alle aufpassen! 

tri2b.com: Die erhoffte Qualifikation für Hawaii hast du verpasst. Wie geht es jetzt weiter, wo könntest du dir das Ticket sichern? 
H. J.: Im Augenblick überwiegt noch die Enttäuschung und da kann man keine guten Entscheidungen treffen. Vor Lanzarote hatte ich mir ganz bewusst keinen Gedanken zu den Alternativen gemacht, es war mein festes Ziel, es dort zu schaffen. Es gibt jetzt ein paar Möglichkeiten, zum Beispiel den Half-IRONMAN in Großbrittannien oder ein späteres Rennen in den USA. 

tri2b.com: In fünf Wochen startest du in Roth, macht das die Planung besonders schwierig? 
H. J.: Ja sicher! Aber dort möchte ich unbedingt starten, wenn ich mich wieder gut fühle. Die Atmosphäre ist so besonders, so unvergleichlich! Das habe ich gestern auch dem Organisator Herbert Walchshöfer gesagt, der mich angerufen hat, um zu hören, wie es mir geht. – Nach einem Start in Roth könnte ich für die Hawaii-Qualifikation aber keinen IRONMAN mehr planen. 

tri2b.com: Vom ‚Härtesten IRONMAN der Welt’ bis zum Startschuss zur schnellsten Langdistanz der Welt in Roth bleiben dir gerade noch fünf Wochen. Wie wirst du die Zeit nutzen, um wieder in Form zu kommen? 
H. J.: Über Pfingsten gönne ich mir noch Urlaub, dann werde ich wieder mit lockerem Training beginnen. In zwei Wochen mache ich eine leistungsdiagnostische Untersuchung, um zu sehen, wo ich stehe und was ich noch tun kann und tun muss. 

tri2b.com: Heidi, wir danken dir für das Gespräch und wünschen dir eine gute Erholung und eine erfolgreiche weitere Saison.