Lothar Leder: „Von mir werden immer Siege erwartet“

H. Eggebrecht für tri2b.com | 25.09.2005 um 20:27
Nach dem verletzungsbedingten Pausejahr 2004 steht der Darmstädter Lothar Leder im Oktober wieder an der Startlinie des IRONMAN Hawaii. Der fünffache Rothsieger kann bisher auf eine durchwachsene Saison zurückblicken. Nach dem fulminanten Saisonstart mit den Siegen in Buschhütten und beim Kohler Haardman fehlte Leder beim hochstilisierten Duell mit Chris McCormack in Roth die Form, um in den Titelkampf mit einzugreifen. tri2b.com hat Lothar Leder zum Stand der Vorbereitungen für den Showdown in Kona befragt.

tri2b.com: Hawaii ist das wichtigste Rennen im Triathlon. Du warst 1997 und 1998 jeweils Dritter am Alii Drive. Mit welcher Zielvorstellung fliegst du diesmal nach Big Island
Lothar Leder (L.L.): Mein Ziel ist eine Platzierung in den Top-Ten. Aber das wird richtig schwer. Nach dem Pausenjahr kann ich locker ins Rennen gehen und bin auch richtig motiviert. Aber nach vorne unter die besten Fünf wird es wahrscheinlich nicht reichen. Da bin ich ganz ehrlich. 

tri2b.com: Das klingt sehr zurückhaltend. In Roth hast du vor dem Rennen selbstbewusst den Anspruch auf den Titel erhoben. Woher kommt der Stimmungswandel? 
L.L.: Ich kann momentan beim Laufen nicht mit der Spitze mithalten. Daran arbeite ich hart, das ist mein Trainingsschwerpunkt. Aber bis Hawaii ist das nicht möglich. Ich muss wirklich froh sein, wenn es mit meiner aktuellen Form für ein einstelliges Ergebnis reicht. 

tri2b.com: Wenn die Einschätzung stimmt, dann werden in Hawaii andere deutsche Athleten im Blickpunkt des Interesses stehen. Ist der erfolgsverwöhnte Lothar Leder mit dieser Situation zufrieden? 
L.L.: Das hört sich vielleicht komisch an. Aber ich bin richtig glücklich über diese Saison. Ich habe keine Schmerzen mehr im Fuß und kann wieder richtig rennen. Von außen werden von Lothar Leder natürlich immer Siege erwartet. Das ist mir nicht immer gelungen, ich habe auch einige Rennen verloren. Speziell in Roth war ich übermotiviert und hab vorher im Training überzogen. 

tri2b.com: Welche Konsequenzen hast du für die Hawaii-Vorbereitung gezogen? 
L.L.: Zum Training sind wir jeweils getrennt für zehn Tage nach Mallorca geflogen. Zuerst Nicole. Da habe ich unsere Tochter Mia in der ersten Woche des neuen Schuljahres betreut. Den Rest des Trainings machen wir dann daheim in Darmstadt. Ich werde mich aufs Laufen konzentrieren. Das geht auch dann, wenn das Wetter nicht optimal ist. 

tri2b.com: Wie läuft es bei Nicole im Training? 
L.L.: Bei ihr läuft es sehr gut. Besser als bei mir. Sie hat ein neues Rad, das perfekt auf sie zugeschnitten ist. Ich hoffe, dass sie so beim Radfahren einmal etwas besser über den Highway kommt. Das Ziel ist auch bei Nicole die Top-Ten. Für ganz vorne hat sie zu wenig Kraft. Da ist ein riesengroßer Unterschied zu den anderen Mädels. Aber sie kann es auch nicht herzaubern. 

tri2b.com: Wer wird diesmal der “King of Kona”? 
L.L.: Mein absoluter Favorit ist Normann Stadler. Seitdem er im letzten Jahr den Leistungssprung gemacht hat, hab ich ihn zweimal gesehen. Das war schon beeindruckend. Da kann auf Hawaii keiner mitfahren. 

tri2b.com: Fast alle setzen auf Normann Stadler. Es gibt aber annähernd zehn deutsche Männer, die an einem starken Tag in die Spitzenränge laufen können. Wer könnte diesmal für eine Überraschung sorgen? 
L.L.: Ich traue Stephan Vuckovic ein starkes Rennen zu. Ich hatte ihn ehrlich gesagt schon vor seinem Erfolg in Kanada als Sieger getippt. Er wird von vielen unterschätzt. Vucko ist besonders im Laufen auf längeren Strecken sehr stark. Ideal für Hawaii.