Lucy Buckingham: Mit Hai-Angst noch schneller schwimmen

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 15.04.2024 um 22:25
Die Britin Lucy Buckingham gehört seit vielen Jahren zu den besten Schwimmerinnen der Triathlon-Szene. Unter ihrem Mädchenamen Hall war sie bereits bei den Olympischen Spielen 2012 in London dabei und feierte große Erfolge im Welt- und Europacup (sieben Siege). Seit der Saison 2019 ist die aus Leicester stammende Britin über die längeren Distanzen unterwegs kommt auch dort regelmäßig als Leaderin aus dem Wasser. Im Interview gibt die 32-Jährige, die für das BMC Pro Triathlon-Team startet, Einblicke in ihr Freiwassertraining.

tri2b.com: Wie sieht deine bevorzugte Schwimmeinheit im Freiwasser aus Wie lang bist du unterwegs und mit welchen Trainingsinhalten?
Lucy Buckingham (L.B.): Während der Sommermonate in Großbritannien veranstaltet die Gruppe, mit der ich trainiere (Triathlonzentrum Leeds), jeden Donnerstag ein Freiwassertraining in einem örtlichen Segelclub. Wir beginnen mit einem Aufwärmprogramm an Land, das aus Liegestützen, verschiedenen Laufübungen, Sternsprüngen usw. besteht, um den Körper auf Betriebstemperatur zu bekommen. Das Training dauert in der Regel etwas mehr als eine Stunde. Die Trainingseinheiten bestehen aus Intervallen im Schwellenbereich, wettkampfspezifischen Szenarien und einigen leichteren Schwimmübungen. Ich finde es toll, dass immer viele Athleten teilnehmen, die locker drauf sind und für eine gute Atmosphäre sorgen. Je nachdem, wie erschöpft ich von der bisherigen Trainingswoche bin, habe ich immer Athleten, mit denen ich schwimmen kann. Nach dem Schwimmen gehen wir in ein Café in der Nähe, um etwas zu essen, heiße Getränke zu trinken und dann anschließend noch lockere Laufrunde zu drehen.


Profitriathletin Lucy Buckingham ist beim Wetsuit-Schwimmen in einem Orca Apex Flow unterwegs. Dieses Modell ist der fortschrittlichste Triathlon-Neopren des Orca-Sortiments. Der Wetsuit kombiniert bestmögliche Flexibilität im Schulter- und Armbereich mit starker Auftriebskraft in der Hüfte und an den Beinen.

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tri2b.com: Wie oft schwimmst du in der Frühjahrs- bzw. Sommersaison im Freiwasser?
L.B..: Jeden Donnerstagmorgen, sofern ich nicht auf Wettkampfreisen unterwegs bin.

tri2b.com: Welche Sicherheitsvorkehrungen triffst du beim Schwimmen im offenen Gewässer?
L.B.: Wenn ich jemals alleine im offenen Wasser schwimmen würde, dann würde ich eine Boje mitnehmen und immer einen Beobachter dabeihaben, entweder in einem Kajak oder an Land. Außerdem Immer eine helle Badekappe tragen.

tri2b.com: Hast du spezielle Tipps, um sich besser vor kaltem Wasser zu schützen?
L.B.: Ich empfehle ein gutes Aufwärmen an Land, um die Körpertemperatur zu erhöhen, bevor man ins Wasser geht. Da viel Wärme über den Kopf verloren geht, sind zwei Schwimmkappen übereinander zu empfehlen. Besonders bei den ersten Schwimmmetern ist bewusst auf eine entspannte und gleichmäßige Atmung zu achten, denn das kalte Wasser kann wie ein Schock auf den Körper wirken. Hier gilt es ruhig zu bleiben und sich im Klaren sein, dass das Einfrieren des Gehirns nur vorrübergehend ist und schnell abklingen wird.

"Gut an Land aufwärmen hilft bei kalten Wassertemperaturen" - © Orca

tri2b.com: Ab welcher Wassertemperatur trägst du beim Freiwassertraining keinen Neoprenanzug mehr?
L.B.: Wenn ich mutig bin, ziehe ich am Ende einer Freiwasser-Session manchmal meinen Neoprenanzug für etwa einen Kilometer aus, aber dafür muss die Wassertemperatur schon über 20 Grad liegen!

tri2b.com: Und wo ist für dich die Temperaturuntergrenze, bis zu der du zum Training ins Freiwasser gehst und wie lange schwimmst du dann?
L.B.: Bei unserem betreuten Donnerstagsschwimmtraining im Leeds Tri Centre liegt die Wassertemperatur im Durchschnitt zwischen 16 und 18 Grad. Bei dieser Temperatur schwimmen wir über eine Stunde. Bevor der Freiwasser-Workout beginnt, gibt es ein Briefing vom Trainer, mit den Inhalten fürs Aufwärmen, den Hauptteil und fürs Ausschwimmen. So weiß jeder, was der Plan für heute ist, damit wir nicht zu viel herumhängen und frieren.

© Orca

tri2b.com: Hattest du jemals Angst im offenen Wasser zu schwimmen?
L.B.: Ich erinnere mich an den ITU-Weltcup in Kapstadt im Jahr 2017. Ich hatte ein wenig Angst in den Docks zu schwimmen, denn Südafrika ist berüchtigt für Weiße Haie. Mir wurde gesagt, wenn Seelöwen in der Nähe sind, sind die Haie nicht weit entfernt. Am Tag des Rennens, als wir zum Ponton gerufen wurden, gab es ein paar Seehunde, die sich auf dem Ponton sonnten. Das ließ mich definitiv schneller schwimmen! (Lucy Buckingham, damals noch unter ihrem Mädchennamen Lucy Hall hat das Rennen übrigens gewonnen).