Normann Stadler: "Ich weiß was ich kann"

René Penno für tri2b.com | 12.12.2005 um 20:22
Normann Stadler konnte seinen Titel auf Hawaii in diesem Jahr nicht verteidigen. Zwei Defekte sorgten dafür, dass der Mannheimer frühzeitig das Rennen aufgab. Der Frust saß tief, jetzt aber blickt er wieder voller Tatendrang in Richtung Saison 2006.

tri2b.com: Vor dem Wettkampf in Hawaii hast du gesagt, der Druck liegt bei den anderen. Wie siehst du das jetzt und wie groß ist die Enttäuschung, einige Wochen nach dem IM Hawaii? 
Normann Stadler (N.S.): Ja, natürlich, der Frust ist schon da. Ich habe mich darauf vorbereitet, ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin. Wer da nicht gefrustet ist, der sieht es wahrscheinlich nicht so eng. Aber das ist mein Beruf und ich möchte gut abschneiden. Trotzdem hat sich aber der Druck bemerkbar gemacht. Das kann sich keiner vorstellen. Ich habe gedacht, das ist alles so einfach. Aber da hat man so viele Termine, jeder will was von dir. Ein bisschen bin ich froh, dass ich nächstes Jahr nicht mehr den Druck habe. Ich habe aber auch meinen eigenen Ansporn, vorn mit zu mischen. Aber es ist passiert und es geht weiter. Ich weiß was ich kann und die nächsten Wettkämpfe können kommen. 

tri2b.com: Faris Al-Sultan hatte auf Hawaii seine Probleme an den Verpflegungsstellen, als er fast überraschend für die Helfer der Kokua-Crew dort ankam. Bei dir hat es relativ lange gedauert, bis der Materialwagen zur Stelle war. Kann man da von Benachteiligung sprechen? 
N.S.: Nein, nein, die wären ja genauso nicht fertig gewesen an den Verpflegungsstellen, wenn da ein anderer vorn gewesen wäre. Die waren einfach überrascht und die Zeiten waren auch einfach schneller als in den letzten Jahren. Es ist auch nicht mehr so wie früher, dass die Amerikaner bevorteilt wurden. Ein Peter Reid oder Tim DeBoom wird genauso verwarnt, die bekommen auch ihre Zeitstrafen. Das ist eine Weltmeisterschaft, da ist alles fair. 

tri2b.com: Du machst jedes Jahr nur zwei große Wettkämpfe, Frankfurt und Hawaii. Willst du dieses Programm ändern oder planst du diesmal mehr hochkarätige Wettkämpfe? 
N.S.: Nein, eigentlich habe ich das nicht vor. Man muss sich ja auch nicht verzetteln dabei. Wahrscheinlich war das auch Faris´ großer Vorteil, dass er Roth nicht in den Beinen hatte. Das ist ihm wahrscheinlich zu Gute gekommen. Das war schon bei einigen Athleten so, die dann einfach ausgeruht in den Wettkampf kamen und sich im Jahr auf zwei Ironman beschränkt haben. Und bei denen hat es auch immer geklappt. Man kann noch mal richtig trainieren nach den Wettkämpfen und sich erholen. Ich werde zwar einige Wettkämpfe machen nächstes Jahr, aber halt nur zwei Langdistanzen. 

tri2b.com: Du hast Hawaii nun einmal gewonnen. Was gibt es noch für Ziele? 
N.S.: Na ich möchte noch mal gewinnen. So, wie jeder andere Profiathlet, der schon mal gewonnen hat. Peter Reid hat schon mehrmals gewonnen, Tim DeBoom, Luc van Lierde – was haben die für einen Ansporn gehabt? Das ist mein Beruf, ich liebe diesen Sport und ich möchte meine Leistung einfach abrufen. Wenn es für einen zweiten Sieg reicht in den nächsten Jahren, dann bin ich happy. Wenn es aber für einen Sieg nicht mehr reicht - einfach vorn in der Weltspitze mit zu mischen ist schon mal wichtig und auch nicht gerade leicht. 

tri2b.com: Mit Faris Al-Sultan hat dich auf Hawaii ein Deutscher beerbt. Stephan Vuckovic wurde völlig überraschend Zehnter. Würdest du sagen, dass mittlerweile so was wie ein Generationswechsel stattgefunden hat? 
N.S.: Nein, das würde ich so nicht sagen. Natürlich hat Faris einen astreinen Wettkampf gemacht. Ich freu mich auch für ihn. Was mich aber auch sehr gefreut hat, ist der dritte Platz von Markus Fachbach in Florida. Ich habe mit ihm in San Diego ein paar Mal zusammen trainiert. Für einen 23-Jährigen bei seinem ersten Ironman diese Platzierung und auch die Zeit – das ist für mich ein Generationswechsel. Das ist mal ein Neuer, der nachkommt. Aber man soll auch die anderen Athleten wie Lothar Leder oder Thomas Hellriegel niemals abschreiben. Das ist ein Sport, wo man viel Erfahrung braucht. Man sieht es ja auch an Timo Bracht. Der ist völlig am Boden. Es geht nicht alles auf einmal oder von alleine. Das ist ein Ironman, da braucht man so viele Jahre und auch Glück. Ich habe kein Glück gehabt jetzt, nächstes Mal erwischt vielleicht einen anderen. 

tri2b.com: Faris hat schon seit längerer Zeit ein Angebot vom Tri-Dubai-Team, für das du auch startest. Würdest du das begrüßen, wenn er dazu kommt? 
N.S.: Ich bin da einer von zehn Athleten. Faris hat mich gefragt und wir haben beide darüber geredet. Wenn er ins Team kommen will, ist er willkommen. Ich habe damit überhaupt kein Problem. Und rein von der Leistung her, gehört er einfach ins Team. 

tri2b.com: Und wie geht es für dich nun weiter? 
N.S.: Ich habe erstmal rausgenommen beim Training. Ich mache jeden Tag zwei bis zweieinhalb Stunden ganz piano. Trainiere auch mit schwächeren Athleten, oder geh mit meiner Freundin joggen. Ich spiele Tennis oder Squash, mache einfach mal andere Sportarten. Über den Winter bin ich hier und mach vielleicht mal Skilanglauf.