Thomas Hellriegel: "Im Sommer durfte ich nur Rasen mähen"

H. Eggebrecht für tri2b.com | 24.10.2005 um 20:22
Thomas Hellriegel und der IRONMAN Hawaii - lange Zeit eine Triathlon-Erfolgsstory. Seit 1995 war der Bruchsaler jedes Jahr am Start beim wichtigsten Triathlon-Rennen des Jahres. Insgesamt vier Mal (Sieger 1997, Zweiter 1995, 1996 und Dritter 2001) stand „Heel on Wheels“ Hellriegel auf dem Siegerpodest in Kailua-Kona. Nach der verkorksten Saison 2004 sollte es in diesem Jahr wieder aufwärts gehen. Doch es kam anders. Kurz vor dem Start in die Rennsaison wurde bei dem 34-Jährigen das Pfeiffersche Drüsenfieber diagnostiziert. Statt dem Studieren von Rennergebnissen stand der Vergleich von Blutuntersuchungen auf dem Programm. tri2b.com hat sich wenige Tage nach dem IRONMAN mit Thomas Hellriegel in Kona unterhalten.

tri2b.com: Das Rennen ist jetzt drei Tage her. Wie geht es dir jetzt? 
Thomas Hellriegel (T. H.): Ich kann nicht klagen. Die ärgsten Wehwehchen des Rennens sind abgeklungen. Ich fühle mich gut. 

tri2b.com: Eine Aussage die man von dir in diesem Jahr noch nicht sehr oft gehört hat. Wie ordnest du den 42. Rang als Deutschlands beständigster Top-Ten Finisher hier in Hawaii ein? 
T. H.: Die Saison war eigentlich schon abgehakt. Ich konnte nur noch sechs Wochen für Hawaii trainieren. Die Platzierung ist sicher nicht das was man sich vorstellt. Allerdings bin ich sehr froh, dass ich das durchgezogen hab und jetzt weiß wo ich stehe. Beim Schwimmen lief es eigentlich wirklich gut. Ich war mit Steffen Liebetrau, Timo Bracht und Lothar Leder in einer Gruppe. Kurz vor der Wendeboot ist uns die Gruppe mit Reid entwischt. Beim Radfahren war dann auch immer der Lothar und der Timo in der Gruppe. Außerdem haben wir noch Macca (Chris McCormack) mitgezogen. Er hatte sich schon übergeben und wollte abreißen lassen. Ich habe ihn ermutigt in der Gruppe zu bleiben. Der hat ganz schön gelitten. Dass der am Ende noch so rennen kann, hätte ich nach den Problemen nicht gedacht. 

tri2b.com: Mit besserer Laufform hättest auch du noch den Sprung unter die ersten 15 schaffen können. 
T. H.: Richtig. Erst hab ich auch gedacht, es geht noch was nach vorne. Dann wurde es aber knüppelhart, ich hab zum Schluss gelitten wie noch nie. 

tri2b.com: War es nicht ein Risiko so kurz nach der Erkrankung hier in Hawaii zu starten? 
T. H.: Bei der letzten Untersuchung in Freiburg war alles in Ordnung. Auch hier auf Hawaii hab ich mich gut gefühlt. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland werde ich auf jeden Fall noch einmal einen Test machen, um sicher zu sein, dass auch durch den Start hier kein Rückfall bevorsteht. Im Training wird außerdem ständig das Pulsverhalten beobachtet. 

tri2b.com: Blickt Thomas Hellriegel jetzt positiv in die Zukunft? 
T. H.: Auf jeden Fall. So ein Jahr wie 2005 möchte ich nicht noch einmal erleben. Der Sommer war schon tragisch. Mir ist daheim fast die Decke auf den Kopf gefallen. Ich durfte ja absolut nichts machen. Rasen mähen und den Gartenteich anlegen waren die größten Herausforderungen. Wenn du sonst gewohnt bist ständig unterwegs und in Bewegung zu sein, dann ist es umso schwerer ruhig zu bleiben. Da drehst du fast durch. 

tri2b.com: Der Epstein-Barr-Virus ist schwer zu diagnostizieren. Wie kam bei dir die Diagnose zustande? 
T. H.: Bis in den April ist es sehr gut gegangen, ich hab im Training mit Daniel Ungerzusammen viele schnelle Sachen gemacht. Bei einer Leistungsdiagnostik wurden dann Pulsüberhöhungen festgestellt. Als erstes fiel das Wort Übertraining. Allerdings sollte dann der Puls eher gedämpft sein. Das normale Blutbild hatte auch keine Unregelmäßigkeiten gezeigt. Erst als man gezielt nach dem Virus gesucht hat, war der Befund da. Ich denke, dass diese Infektion wesentlich häufiger vorkommt. Viele wissen vielleicht gar nicht warum sie momentan so müde und abgeschlagen sind, gerade wenn die ärztliche Betreuung nicht so engmaschig wie bei uns Hochleistungssportlern ist. 

tri2b.com: Zurück zum Sport. Mit Faris Al-Sultan hat ein Athlet den IRONMAN gewonnen, der, selbst hier in Kona, dich als sein großes Vorbild genannt hat. Da kommt man sich doch fast ein wenig alt vor? 
T. H.: Aber nur fast. Ich gönne es dem Faris mit ganzem Herzen. Er hat den perfekten Tag gehabt. Und den brauchst du, um hier zu gewinnen. Außerdem hat er echten Triathlonsport gezeigt. Er ist das Rennen offensiv von der Spitze aus angegangen. Das ehrt ihn umso mehr. Zum Alter ist zu sagen, dass man auch jenseits der 35 hier noch beständig auf dem Podest finishen kann. Peter Reid ist da der Vorzeigeathlet. Ich will alles versuchen, um im nächsten Jahr bei der Vergabe der Spitzenplätze wieder ein Wörtchen mitzureden. 

tri2b.com: Gibt es schon konkrete Ziele für das nächste Jahr? 
T. H.: Ich möchte wieder einen frühen IRONMAN machen. Lanzarote wäre da passend, zumal mir die Strecken dort entgegen kommen. 

tri2b.com: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch. Wir wünschen dir einen ruhigen Rückflug, weiter eine gute Erholung und vor allem Gesundheit für das Jahr 2006.