Knight 65 Aerolaufrad im Praxistest

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.07.2017 um 10:44
Als der orange Laufrad-Karton mit der Aufschrift Knight vom Paketdienst angeliefert wurde und anschließend die mattschwarzen Knight Carbonlaufräder zum Vorschein kamen, gingen die Gedanken unweigerlich an die US-Fernsehserie Knight-Rider in den 80iger Jahren. Dort spielten damals David Hasselhoff und sein K.I.T.T-Wunderauto die Hauptrollen. In unserem Laufrad-Praxistest gehörte die Hauptrolle allein den Knight 65 Laufrädern. Wir haben die Aero-Wheels der US-Marke aus Bend/Oregon im Training und Wettkampf etwas genauer unter die Lupe genommen.

Knight Composites ist eine noch sehr junge Firma auf dem hart umkämpften Aerolaufradmarkt. Erst vor vier Jahren, im Jahr 2013, wurde  sie gegründet. Trotzdem ist das sich dahinter verbergende Know-How mehr als umfassend. Hinter Knight stehen die drei Gründer Beverly Lucas, Jim Pfeil und Kevin Quan, die allesamt beste Referenzen aus der Bike-Branche mitbringen. Lucas, auf deren Mädchennamen Knight übrigens  der Marken- und Firmenname zurück geht, arbeitete bereits für die Radmarke Felt und den Laufradhersteller Enve. Pfeil gehörte zuvor auch schon zu den Gründern von Reynolds Composites und Quan war bei Cervélo tätig und zuletzt Entwickler des futuristischen Diamondback Andean Superbikes. 

 

Die Idee von Knight Composites

 

Das Ziel bei der Entwicklung der Knight-Laufräder war nicht nur ein top aerodynamischen Laufrad zu bauen, sondern auch ein Laufrad, dass hinsichtlich der Windstabilität Bestwerte erzielt. Knight nennt seine Herangehensweise an diese Problemstellung "Trailing Edge Aerodynamic Manipulation" (TEAM). Im Fokus steht bei den Laufradentwicklern aus Oregon vor allem die Felgenrückseite und deren Übergang zum Unterrohr des Rahmens.  Knight setzt bei der Felgenform deshalb auf eine parabolische Form, die im Vergleich zu v-förmigen und u-förmigen Felgenprofilen  einen deutlich weniger turbulenten Luftstrom erzeugt und so gerade bei Seitenwindverhältnissen für mehr Fahrstabilität sorgen soll. Damit diese Idee auch im Endergebnis zu einem tatsächlich geringeren Luftwiderstand führt, müssen allerdings auch die Reifen und die Rahmenform entsprechend darauf abgestimmt sein.

 

Der Aufbau: Die Qual der Wahl bei den Naben

 

Knight bietet neben der von uns getesteten 65 mm-Variante auch noch Laufräder mit 35 und 95 mm Felgenbauhöhe an.  Der Aufbau der Laufräder erfolgt für den deutschen Markt direkt beim deutschen Importeur Sport Import. Hinsichtlich der verwendeten Naben kann zwischen Aivee SR5, DT Swiss 240S und Tune Mig70/Mag170  gewählt werden. Unser Knight-Testsatz war in die superleichten Tune-Naben eingespeicht.

Unser Testsatz lief auf superleichten Tune Naben 

 

Knight hat sich zudem auch dem sensiblen Thema der Bremsleistung von Carbonfelgen bei Felgenbremsen angenommen. So sind die Bremsflanken 3 mm dick und sollen so sowohl stabiler und besser bei der Hitzeaufnahmefähigkeit sein. Der Hersteller verspricht sich dadurch eine geringere Neigung zum Bremsruckeln, eine besserer Dossierbarkeit und in Summe auch eine bessere Bremsleistung.

Eine Besonderheit die vor allem schwerer Fahrer interessieren dürfte. Knight gibt bei keiner seiner Felgen eine Gewichtsbeschränkung an. 

 

Unser Praxistest:

 

Wir sind die Knight 65 wahlweise mit Continental Grand Prix Attack (23 mm/vorne) und Force (25mm/hinten) am Roadbike bzw. Continental Grand Grand Prix 4000 S II (23 mm) auf dem Triathlonrad gefahren. Leider war beim Tribike für den 25 mm-Reifen zu wenig Platz. Sport Import empfiehlt übrigens als Reifenset den Conti 4000S II in der Kombination 23 mm vorne und 25 mm hinten, da so laut eigener Tests der Bestwert aus  guter Aerodynamik und niedrigem Rollwiderstand erzielt wird.

Die beste Kombi: die Knight 65er laufen auf Conti 4000S II Reifen 

 

Etwas Einstellungsarbeit an den Bremsen verlangten vor der ersten Testfahrt die mit 28 mm schon sehr breiten Bremsflanken, was allerdings mit etwas Geduld am Ende kein Problem darstellte. Was gleich bei der Jungfernfahrt positiv auffiel: Die optisch eher wuchtig daherkommenden 65 mm Aero-Wheels lassen sich wunderbar leicht beschleunigen. Wohl auch deshalb, weil der Satz in der Testausführung mit den superleichten Tune-Naben nur auf 1570 Gramm kommt. Der Sound der Laufräder ist eher dezent wummernd, zumindest solange die Beine kreisen. Der Freilauf rattert hingegen ordentlich schrill und ersetzt bei Fahrten auf dem Radweg bestens die Klingel oder das obligatorische Bremshebel-Klappern. 

Weniger smooth waren dann die ersten Bremsversuche mit den fabrikneu gelieferten Laufrädern. Es tauchte zunächst schon ziemlich deutlich ein Bremsruckeln auf, was sich in den nächsten Testfahrten zunehmend verflüchtigte. Nach einigen stärkeren Brems-Sessions waren die Laufräder dann eingebremst und das für viele Carbonlaufräder durchaus typische Ruckeln auch weitgehend verschwunden. Bei Nässe gilt auch für die Knights, dass die Bremsleistung spürbar gegenüber trockenen Verhältnissen abfällt und entsprechend Übung fürs die Dossierung der richtigen Bremspower nötig ist.

Äußerst gutmütig bei viel Seitenwind: Die Knight 65 Aero-Wheels

Spannend war für uns natürlich die Frage, wie es sich mit dem versprochenen guten Handling bei extremeren Seitenwindverhältnissen verhält.  Verstärkt durch unsere Beobachtungen beim Ironman Lanzarote, wie sich dort US-Profi Jesse Thomas mit den Knights gekonnt gegen den böigen Passatwind stemmte. Wir mussten lange warten bis wir vor der Haustüre Windstärken vorfanden, die zumindest etwas vergleichbar mit den Wind-Referenzen auf Lanzarote und in Kona waren.

Der böige Wind kam und zwar genau beim finalen Wettkampftest. Waren die Knights bisher bei normalen Windverhältnissen absolut gutmütig, so sah dies bei Böen um die 6 Beaufort schon etwas anders aus.  Hier war echtes Segelfeeling angesagt, allerdings durchgehend mit einem noch sicheren Gefühl. Auch bei stärkeren Böen von der Seite konnte in der Aeroposition verblieben und der Tritt aufrecht erhalten werden.

 

Unser Fazit:

 

Die leichten Knight 65 Aerolaufräder sind absolut hochwertig gefertigt und überzeugten auch während aller Testfahrten hinsichtlich der Belastbarkeit und der Fahrstabilität. Das Handling war selbst bei sehr windigen Bedingungen mit Seitenwindböen noch äußerst stabil und vor allem auch wirklich noch sehr gut berechenbar. Bei der Bremsleistung konnte unser Testlaufradsatz hingegen nicht ganz das Versprechen einlösen. Leider verschwand das leichte Bremsruckeln beim stärkeren bremsen nicht komplett. Der Preis ist mit empfohlenen 2.398 EUR in einem Bereich, in dem sich derzeit viele namhafte Laufradhersteller mit ihren Topmodellen tummeln. Mit den etwas schwereren Aivee SR5 Naben geht der der Satz auch schon für 1.998 EUR über die Ladentheke. Hervorzuheben ist die fünfjährige Garantie des deutschen Importeurs Sport Import. Aktuell ist in Deutschland allerdings das Knight-Händlernetz noch relativ dünn besetzt.

Technische Details

Hersteller Knight Composites
Modell Knight 65 Clincher
empf. VK Preis in Euro 2.398 €
Gewicht Vorderrad 714 g
Gewicht Hinterrad 854 g
Speichen vorne 20 (radial), hinten 24 (2-fach gekreuzt)
Freilauf wahlweise Shimano/Sram - Campagnolo (11-fach - mit Distanzringen bis 9-fach kompatibel)
Felgenbreite Bremsflanke 28 mm
Felgenbreite innen (Maul) 18 mm
Felgenhöhe 65 mm (VR), 65 mm (HR)
max. Fahrergewicht keine Gewichtsbeschränkung
Garantie fünfjährige Garantie vom Sport Import - lebenslanges Crash-Replacement (-50% auf UVP)
Website knightcomposites.com

Bewertung

Preis/Leistungsverhältnis - +
Verarbeitung - +
Rundlauf - +
Bremsverhalten - +
Gewicht - +
Fahr- und Lenkverhalten bei Seitenwind - +
Händler/Service-Netz - +