Challenge Roth 2017: Daniela Ryf geht auf Weltbestzeitjagd

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 04.05.2017 um 22:42
Per Skype war Daniela Ryf kurz zur DATEV Challenge Roth-Pressekonferenz ins Uhrenhaus des Co-Sponsors N-ERGIE nach Nürnberg zugeschaltet. Ihre Grußbotschaft und die Ansage für den 9. Juli versank leider in den Weiten des World Wide Web. Doch die Zielvorgabe der zweimaligen Ironman-Weltmeisterin und Challenge Roth-Titelverteidiger war ohnehin klar und wurde zudem in einem vorbereiteten Video-Clip nachgeliefert: Daniela Ryf will am 9. Juli 2017 schneller sein als die Britin Chrissie Wellington am 10. Juli 2011.

Bei 8:18:13 Stunden steht seit dem die Frauen-Weltbestzeit auf der Triathlon Langdistanz. Daniela Ryf fehlten im Vorjahr bei ihrer Roth-Premiere keine vier Minuten. Bis weit in den Marathon lag die Schweizerin sogar noch unter der alten Bestmarke. Daraus zieht die bald 30-Jährige auch die Motivation für ihre Rückkehr nach Roth. "Die geniale Atmosphäre im letzten Jahr hat mir Flügel verliehen und mir bewusst gemacht, dass der Weltrekord an einem perfekten Tag in Reichweite ist. Ich bin fasziniert von Chrissie Wellingtons Weltbestzeit und wie schnell sie war. Aber mein Ziel ist es für mich selbst herauszufinden, wo ich persönlich stehe und ob ich noch schneller sein kann als diese unglaubliche Powerfrau." Wenn Ryf am zweiten Julisonntag wieder in diesem Leistungsbereich unterwegs ist, dann wird es für das restliche Frauenfeld nur noch um Platz zwei gehen. Um den Silberrang dürften dann wohl die dreimalige Roth-Siegerin Yvonne van Vlerken und die Britin Laura Sidall wieder einen Fight austragen, in den sicher dann auch die Kanadierin Heather Wurtele mit eingreifen will.

 

Mädchen gegen Jungs

 

Eine weitere spannende Frage wird auch sein? Wie viele Männer sich bei einer möglichen Frauen-Weltbestzeit davor noch ins Ziel retten. Da die Topfrauen (6:35 Uhr) in diesem Jahr erst fünf Minuten nach den Topmännern (6:30 Uhr) in den Main-Donau-Kanal springen, wird diese Frage allerdings nur virtuell beantwortet werden. Bei Wellingtons 2011er Rekordrennen waren übrigens nur vier Männer schneller im Ziel.

 

Bracht gegen Frommhold

 

Die wohl besten Chancen ganz sicher vor Ryf auf dem Rother Festplatz anzukommen haben die Sieger von 2014 und 2015, Timo Bracht und Nils Frommhold. Timo Bracht wird mit seinem diesjährigen Roth-Start auch seinen Abschied als Triathlonprofi einläuten. Für den 41-Jährigen soll sich dann ein großer Kreis schließen. Begann doch die so erfolgreiche Langdistanzkarriere des Eberbachers, neben dem Roth-Sieg feierte er noch neun Ironman-Siege, im Jahr 2000 in Roth beim damaligen Ironman Europe. Bracht will seine Abschiedstournee aber am liebsten so schnell als möglich über die Bühne bringen. Der Eberbacher liebäugelt dabei sogar nochmal mit einer neuen persönlichen Roth-Bestzeit, die aktuell bei 7:56:00 Std. liegt. "Meine Leistungswerte sind so gut wie vor zehn Jahren," bekräftigt Bracht sein Vorhaben. 

 Nils Frommhold will ebenfalls gerne an seine 2015er Siegleistung anknüpfen. Der 30-Jährige Berliner überraschte sich zuletzt selbst mit dem sensationellen Comeback beim Ironman Südafrika, als er Zweiter wurde und sogar knapp unter acht Stundenmarke blieb. Frommhold kann außerdem auch gegen Joe Skipper Revanche nehmen. Der Brite hatte dem Deutschen im letzten Jahr, keine zwei Kilometer vor dem Ziel, noch Rang zwei weg geschnappt. Weitere Podestanwärter kommen aus dem fernen Neuseeland. Terenzo Bozzone, im Vorjahr mehrere Wochen Trainingspartner von Jan Frodeno, kommt erstmals nach Roth. Der "Flying Kiwi" gewann im vergangenen Dezember sein erstes Ironman-Rennen der Karriere und scheint endlich auch auf den ganz langen Wettkampfdistanzen angekommen zu sein. Ebenfalls als Roth-Rookie wird Bozzones Landsmann Dougal Allan antreten. Der neuseeländische Multisportler startete dabei schon einmal erfolgreich ins Jahr 2017, als er im Februar seinen Titel bei der Challenge Wanaka mit Streckenrekord verteidigen konnte. 

 

Langdistanz-"Krawall"

 

Aus deutscher Sicht ist vor allem auch noch die Langdistanz Premiere von Maurice Clavel ein echtes Highlight. 2014 war Clavel der neue Shootingstar auf den Mitteldistanzen. Seine aggressive "Krawall"-Renntaktik bereicherte die Rennverläufe. Danach konnte der Freiburger nicht immer ganz die hohen Erwartungen erfüllen. 2017 begann für Clavel nun im Trikot des belgischen Etixx BMC Triathlon Teams und der Saisonstart mit Rang vier bei der Mitteldistanz in Cannes verlief Mitte April vielversprechend.

 

Jan Frodeno kommt als Zaungast

 

Zurück nach Roth kommt übrigens auch Jan Frodeno. Der Weltbestzeithalter (7:35:39 Std.) wird bei vielen Events des Rother Rahmenprogramms mit dabei sein (den Bayern3-Parties, dem Helferfest, beim WomensRun). Außerdem wird "Frodo" den Moderatoren an der Strecke und im LiveStream zur Seite stehen.   "Mein sportlicher Fokus liegt dieses Jahr so, dass ich Roth nicht in meine Wettkampfplanungen integrieren konnte, obwohl das Rennen letztes Jahr zweifellos ein Highlight meiner Karriere war. Für mich ist es aber eine Herzensangelegenheit, zurück in das Triathlon-Mekka zu kommen und alles nochmal live mitzuerleben." Nicht ganz ausgeschlossen ist zudem, dass Frodeno noch als Staffelteilnehmer an den Start geht.